Das nächste Dortmunder Fachgeschäft schließt
Schirm Brüggemann
In Kerstin Funkes Geschäft Schirm Brüggemann an der Prinzenstraße beginnt der Ausverkauf von Schirmen, Einkaufsrollern und Regenbekleidung. Die Inhaberin steht vor einer ungewissen Zukunft.

Kerstin Funke sitzt auf einem Riesen-Warenbestand. Ihr Geschäft Schirm Brüggemann schließt zum 31. Dezember 2018. © Oliver Schaper
Kerstin Funke hatte schlaflose Nächte. Frust bestimmt seit Langem den Alltag der 49-Jährigen. Der Entschluss zur Geschäftsaufgabe war schließlich unabdingbar. „Ich stehe fünf Tage im Geschäft für nichts“, sagt Kerstin Funke, Inhaberin von Schirm Brüggemann.
Ein weiteres Fachgeschäft in Dortmund schließt. Kerstin Funke, gelernte Restaurant-Fachfrau, kündigt den Mietvertrag für ihr 34 Quadratmeter kleines Geschäft im Schatten des Rathauses zum 31. Dezember. Der Ausverkauf aber läuft ab sofort. „Ich sitze auf einem Riesen-Warenbestand“, sagt Kerstin Funke. Sie verkauft neben Schirmen von Markenherstellern in großer Modellvielfalt auch Regenbekleidung, Hüte, Einkaufsroller und Stütz-Schirme für gehbehinderte Menschen.
Schirm Brüggemann existiert seit mehr als 60 Jahren
Seit über 60 Jahren existiert Schirm Brüggemann in Dortmund. Heute wirkt der Laden ein bisschen aus der Zeit gefallen. In pittoresken Altstädten würde das Schirmgeschäft sicher als ein kleiner, charmanter Anbieter wahrgenommen, als Bereicherung einer Fußgängerzone, durch die sich Touristen gerne knipsend fortbewegen. In der Großstadt Dortmund ist die Lage komplizierter.
„Die Leute wollen nur noch Billigware, kaufen ihre Schirme beim Discounter oder im Drogeriemarkt“, so die Händlerin. Und der Konkurrenz im Internet ist sie auch nicht gewachsen. „Ich als kleiner Anbieter bekomme aber nicht die Einkaufspreise von großen Händlern.“ Frustriert fügt Funke hinzu: „Durch das Einkaufsverhalten heute machen wir unsere Innenstädte selber kaputt.“
Seit 30 Jahren arbeitet sie inzwischen im Handel. Nach der Geschäftsschließung geht die 49-Jährige wieder auf Jobsuche. An einem Tag in der Woche lässt sie sich von einer schon berenteten Mitarbeiterin vertreten, um auch einmal frei zu haben. „Festangestellte könnte ich mir gar nicht leisten“, sagt Kerstin Funke, die das alteingesessene Schirm-Geschäft vor sieben Jahren übernahm. Sie war immer guten Mutes, mit frischen Ideen geschäftlich überleben zu können und munterte ihre Sortimente auf. Aber die damit avisierte jüngere Kundschaft blieb aus.