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Corona macht Esther (31) und Daniel (41) zu Hunde-Eltern: „Freuen uns jeden Tag“
Tierischer Zuwachs
Die Zahl der Hunde in Dortmund ist während der Pandemie gestiegen. Auch Esther Kolar und Daniel Sprint sind neue Hundebesitzer. Sie erzählen, wie glücklich sie mit ihrer Entscheidung sind.
Merlin ist ein Glücksfall. Der freundliche Mischlingsrüde kam am 5. Mai 2021 als Welpe zu Esther Kolar (31) und Daniel Sprint (41) nach Dortmund. Das Paar holte den Hund aus dem Tierschutz in Russland. „Jeden Tag stehen wir auf und freuen uns über das Tier“, sagen sie unisono. Esther Kolar schiebt augenzwinkernd hinterher: „Und er sich erst.“
Merlin schaut derweil aus seinen großen, dunkelbraunen Augen, als könne er das nur bestätigen. Er ist angekommen in seinem Zuhause in Eichlinghofen. Seine Besitzer haben ihn zwar in Zeiten der Pandemie aufgenommen, während der sie viel Zeit im Homeoffice verbringen, aber sie haben ihn auch sofort auf die Zeit nach Corona vorbereitet.
Noch immer arbeiten beide die meiste Zeit im Homeoffice, haben aber Merlin ziemlich schnell in einer Huta, einer Hundetagesstätte angemeldet. Die besucht er einmal in der Woche. „Damit später alles glattgeht“, sagen sie.
Mehr Hunde in Dortmund angemeldet
Wie das Dortmunder Paar saß die halbe Republik monatelang im Homeoffice. Bei der Corona-Umfrage unserer Redaktion gaben knapp die Hälfte der 870 Teilnehmer aus Dortmund an, manchmal bis ständig im Homeoffice zu arbeiten. Möglicherweise ist deshalb auch die Nachfrage nach Haustieren gestiegen. Schließlich hatte man mehr denn je Zeit, sich um den neuen Hausbewohner zu kümmern.
Laut Stadt melden seit Jahren immer mehr Dortmunder Hunde an. Die Zahl der steuerlich veranlagten Hunde ist von Anfang bis Endes des Jahres 2020 von 27.920 auf 28.600 Hunde gestiegen – ein Zuwachs von 680 Hunden (2,4 Prozent). Im Jahr 2021 stieg die Zahl noch mal um 2,7 Prozent auf 29.368 Hunde. Die Stadt sieht darin allerdings keinen Zusammenhang mit der Pandemie, sondern einen langjährigen Trend.
Auch Esther Kolar und Daniel Sprint hätten sich zu jedem anderen Zeitpunkt vorstellen können, sich einen Hund anzuschaffen. Bevor sie im August 2020 in ein Haus gezogen sind, haben sie in einer Wohnung gewohnt und immer mal wieder Pflegehunde über das Wochenende betreut. Schon damals, erzählt Esther Kolar, sei der Wunsch nach einem Hund gereift, wenn man mal ein Haus beziehen würde.
Auslöser war ein Facebook-Post
Die Arbeit im Homeoffice während der Pandemie hat das mit dem tierischen Zuwachs sicherlich einfacher gemacht, doch Auslöser war ein Facebook-Post einer Bekannten. „Sie hatte im Februar die Mutter von Merlin adoptiert, ein Bild bei Facebook eingestellt, mit der Nachricht, dass noch ein Welpe von ihrem Wurf übrig sei. Ich habe mich bei der Arbeit in der Mittagspause in das Bild verliebt.“
Doch es sollte noch rund drei Monate dauern, bis Merlin die Reise aus Wladikawkas an der Grenze zu Georgien antreten würde. Der Tierschutzverein, der den Hund vermittelt hat, wollte genau wissen, wohin man das Tier geben würde. „Normalerweise wäre jemand bei uns zu Hause vorbeigekommen und hätte geguckt, wie wir leben und arbeiten. Doch das ging wegen Corona nicht“, erzählt Daniel Sprint.
Deshalb musste die Bewerbung per Video erfolgen. „Ich bin mit der Kamera durchs Haus und durch die Nachbarschaft gelaufen“, sagt Esther Kolar, „musste die Umgebung, den Garten und die Treppen im Haus filmen.“ Außerdem musste Papierkram erledigt werden. „Doch das hat uns auch ein gutes Gefühl gegeben, dass denen das Tierwohl am Herzen liegt“, ergänzt ihr Lebensgefährte.
Am Anfang ausgebüxt
Bis die Impfungen erledigt und der Transport außerhalb der EU geklärt war, sollten weitere Wochen vergehen. Anfang Mai kam dann die Nachricht, dass der Sammeltransport in Moskau startet. Per WhatsApp konnte das Paar die Stationen über Litauen, Berlin, Hamburg bis nach Mönchengladbach verfolgen. Um fünf Uhr morgens war die Übergabe – und Merlin hatte ein neues Zuhause.
Allerdings waren die ersten Wochen der Eingewöhnung nicht einfach – für beide Seiten. Muss der Hund nun wirklich nachts raus? „Das dauerte drei Monate, bis sich das eingespielt hatte“, sagt Esther Kolar, „Merlin musste erst die Sicherheit finden, dass er bleiben kann.“
Einmal – er war noch nicht lange da – ist Merlin ausgebüxt, als er im Garten und Daniel Sprint 30 Sekunden lang abgelenkt war. Weit ist Merlin allerdings nicht gekommen - und das Loch im Zaun ist nun gestopft. Außerdem trägt er jetzt zur Sicherheit einen GPS-Tracker, wenn er mit Herrchen und Frauchen unterwegs ist.
Merlin lernt schnell
Merlin ist ein sehr freundlicher, aufmerksamer, sportlicher und kluger Hund. „Er lernt schnell“, sagt Daniel Sprint, darunter auch viele kleine Tricks. Gleich zu Anfang hat Merlin die Hundeschule besucht, dort Privatunterricht gehabt und drei Kurse belegt. Mit Erfolg. Die Kommandos sitzen. Daniel Sprint: „Der ist aufmerksam, der will lernen. Das ist total einfach.“
Auch das zeitweilige Alleinbleiben klappt, das die beiden Besitzer mit ihrem Hund ebenfalls trainiert haben. Während sie nebenan bei den Eltern Kaffee trinken waren, konnten sie über Kameras beobachten, wie sich Merlin verhält.

Daniel Sprint trainiert mit Merlin. Zur Belohnung gibt es einen Hundekeks. © Kolle
Auf der anderen Seite haben sich Daniel Sprint und Esther Kolar auch auf ihn eingestellt. Eine Fernreise gibt es nur noch einmal im Jahr, ansonsten fahren sie dahin, wo Hunde erlaubt sind, zum Beispiel an den Strand nach Holland. In Kürze tritt Esther Kolar eine neue Arbeitsstelle an, die nahe am Zuhause ist, um im Zweifelsfall in der Mittagspause mit Merlin Gassi gehen zu können.
Esther Kolar und Daniel Sprint sind sicher, wenn sie auf Merlin blicken und auf eine Zukunft nach Corona: „Das war eine richtige Entscheidung.“
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
