Auf einer Luftaufnahme aus dem Jahr 2022 sind entlang der B1 neben dem ADAC-Gebäude noch mehrere Baufelder mit etlichen Kranen zu sehen. Gut zweieinhalb Jahre später sind die Kräne und auch alle Bauarbeiter verschwunden. Auf den letzten freien Grundstücken der Stadtkrone-Ost sind große Bürokomplexe entstanden. Nichts erinnert mehr an das einstige Kasernengelände, das vor über 30 Jahren von der Britischen Rheinarmee verlassen wurde.
Adesso hat hier in erster Reihe sein drittes Gebäude mit rund 400 Arbeitsplätzen errichtet, das Unternehmen Thyssenkrupp Nucera (die Wasserstoff-Tochter des Thyssenkrupp-Konzerns) ist mit rund 500 Beschäftigten in das daneben liegende, sogenannte SK Office eingezogen und jetzt ist auch die neue Firmenzentrale des Dortmunder Continentale Versicherungsverbunds fertig.
Der Hochbau der Continentale ist weithin sichtbar. Das Logo mit dem großen „C“ ist hier wirklich ein hohes C. Es prangt 67 Meter hoch über der Stadt. Entstanden ist aber nicht nur ein Hochhaus mit 15 Etagen, sondern auf rund 30.000 Quadratmetern gibt es einen ganzen Campus. Die neue Direktion des traditionsreichen, fast 100 Jahre alten Versicherers, an der im Mai 2023 Richtfest gefeiert wurde, umfasst ein Ensemble aus drei Bürogebäuden mit einem gemeinsamen Erdgeschoss und einem benachbarten Parkhaus.
Continentale-Allee als Adresse
An dem neuen Standort, der sogar eine eigene Anschrift bekommen hat und offiziell nicht an der Freie-Vogel-Straße, sondern an der Continentale-Allee 1 zu finden ist, kommt zusammen, was lange über die Innenstadt verteilt war. Die Mitarbeitenden hatten ihre Arbeitsplätze im bisherigen Hauptgebäude an der Ruhrallee und in weiteren Niederlassungen - etwa am Königswall und am Heiligen Weg. „Dazu kam es, weil wir in den vergangenen Jahren stark gewachsen sind. Hier kommen jetzt alle unsere inzwischen rund 2.000 Mitarbeitenden wieder zusammen. Und es ist schön zu sehen, wie sich Kolleginnen und Kollegen begrüßen, die sich lange nicht gesehen haben“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dr. Gerhard Schmitz (60).

Das Miteinander ist ihm wichtig. Und für diese Unternehmenskultur soll der neue Campus stehen. „Vor allem der lange, großzügige Boulevard im Erdgeschoss ist als zentrale Kommunikations- und Begegnungsstätte angelegt“, so der Continentale-Chef. Jeder muss quasi über den Boulevard gehen. Über ihn kommt man von der Empfangshalle zu den Büros und Besprechungsräumen - und mittags wieder zurück in das Betriebsrestaurant.

Die Arbeitswelt an der B1 bietet so ziemlich alles, was einen modernen Arbeitgeber heute ausmacht. Es gibt Sporträume, hochwertig ausgestattete Besprechungsräume für das gemeinsame Arbeiten, Fokusräume zum konzentrierten Arbeiten sowie Ruheräume als Rückzugsmöglichkeiten. „Die Idee ist es, die Mitarbeitenden aus dem Homeoffice zu holen, ohne sie dazu zu zwingen. Bei uns sind Homeoffice und Telearbeit möglich, wir hoffen aber nun auf mehr Büropräsenz“, sagt Gerhard Schmitz.
Bibliothek und Kicker-Tische
In Ansätzen spürt er diese auch bereits. Die Neugier auf das neue Firmendomizil mit Annehmlichkeiten wie einem Eltern-Kind-Büro, einem Bistro, einer Bibliothek, Kicker-Tischen, Tischtennisplatten, Lounges, Kaffeeküchen, ausschließlich höhenverstellbaren Schreibtischen und 160 Ladesäulen für E-Autos ist groß. Auch das insgesamt angenehm wohnlich gestaltete Arbeitsumfeld hat seinen Reiz.
Beeindruckend sind draußen wie drinnen die großen Glasflächen. „Im Campus sind insgesamt 2.800 Glaselemente verbaut worden. So ist alles sehr offen, hell und freundlich“, sagt Gerhard Schmitz. Seit 2017 die Planungen für den Neubau begannen, hat er daran mitgewirkt, hat alle Entwürfe, Skizzen und Raumplanungen studiert und kennt heute alle Details. „Trotzdem gehe ich jeden Tag noch neugierig durch das Gebäude. Der Eindruck in der Realität ist ein ganz anderer als bei der Ansicht von Plänen“, so Gerhard Schmitz.
Sich selbst und seine Vorstandskollegen hat er in der 9. Etage „einquartiert“. Ganz bewusst. „Wir wollten“, sagt er, „mit der Unternehmensführung nicht ganz oben, sondern mittendrin sein.“ Ist der Blick über Dortmund auch aus seinem Büro schon herrlich, so ist er nicht vergleichbar mit dem, was die Mitarbeitenden und Gäste in der 15. Etage erwartet.
Eine raumhohe Glasfassade
Es gibt duchaus schon mehrere besondere Räume in der Stadt: etwa die Skylounge im Adesso-Neubau an der B1 mit tollem Weitblick, die „Westfalenstube“ auf der Vorstandsetage von Signal Iduna und die neue Skylounge hoch oben in der „runden Ecke“ des Materna-Neubaus - beide jeweils mit direktem Blick aufs BVB-Stadion. Das Casino im 15. Stock der Continentale aber toppt alles. Hier ist der wohl schönste Raum von Dortmund entstanden. Eine raumhohe Glasfassade umgibt den Veranstaltungssaal, aus dem man eine fantastische Aussicht über fast die ganze Stadt hat. „Viele Mitarbeitende kommen zum Sonnenaufgang oder zum Sonnenuntergang schon gerne hier hoch“, stellt Gerhard Schmitz fest.

Wäre es nach ihm gegangen, hätte es mit dem Neubau gar nicht so hoch hinausgehen müssen. „Wir wären gerne bescheidener geblieben. Vier oder fünf Etagen hätten auch gereicht“, sagt er, „aber aus städtebaulicher Sicht war von der Stadt Dortmund ein Hochpunkt hier gewünscht und der ganze Campus wurde auch so konstruiert, dass wir an der B1 einen Lärmschutz für das Wohnquartier hinter uns bilden.“

Die Stadtkrone-Ost verschwindet also nicht hinter einer meterhohen Lärmschutzwand, wie das mit dem Ausbau der B1 zur A40 mal vorgesehen war. Denn die Bürobauten an der B1 dienen jetzt als Lärmschutz für das dahinterliegende Wohnquartier. Gut 30 Jahre nach dem Abzug der britischen Rheinarmee aus den Kasernen an der B1 ist das neue Stadtquartier nun komplett - mit einer 67 Meter hohen Landmarke am Osteingang der Stadt.
Das ist der Continentale Versicherungsverbund
- Unter dem Dach der Continentale, einer Ur-Dortmunder Versicherung, haben sich verschiedene Versicherer zu einem Verbund zusammengeschlossen. Mit 4,6 Milliarden Euro Beitragseinnahmen gehört die Continentale zu den großen deutschen Versicherern.
- Die Continentale ist kein Konzern im üblichen Sinne, denn sie versteht sich - wie Signal Iduna auch - als ein „Versicherungsverbund auf Gegenseitigkeit“. Dieses Grundverständnis bestimmt das Handeln in allen Bereichen und in allen Unternehmen. Es fußt auf der Rechtsform der Obergesellschaft: An der Spitze des Verbundes steht die Continentale Krankenversicherung a.G. (gegründet 1926), ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Bei ihr wie im gesamten Verbund, so wird betont, stehen die Bedürfnisse der Kunden im Mittelpunkt.
- Eine Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit bietet ihren Mitgliedern und Versicherungsnehmern Versicherungsschutz zu oder nahe den Kosten. Alle Gewinne aus Prämien und Investitionen werden in Form von Dividenden oder Prämien-Ermäßigungen an ihre Mitglieder ausgeschüttet.
- Als Versicherungsverein ist die Continentale geschützt gegen Übernahmen. Für den Continentale Versicherungsverbund arbeiten mehr als 7.000 Menschen im Innen- und Außendienst. Davon 4.169 an den vier Direktionsstandorten Dortmund, Köln, Mannheim und München sowie an den regionalen Niederlassungen. Dortmund ist mit rund 2.000 Mitarbeitenden der größte Standort.
- Mit dem Umzug von der Ruhrallee in die neue Direktion auf der Stadtkrone-Ost, ist auch das Kundenzentrum nun dort zu erreichen. Mehr Infos dazu unter: www.continentale.de/kundenservice
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