In diese fünf Dortmunder Unternehmen können Sie investieren Die wichtigsten Infos im Überblick

In diese fünf Dortmunder Unternehmen können Sie investieren
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In den vergangenen Jahren des Niedrigzins haben viele Menschen begonnen, ihr Geld an der Börse anzulegen. Bei vielen Kleinanlegern ist das Interesse an dem Aktienmarkt gewachsen. Informationen über einzelne Unternehmen sind aber oft schwer zugänglich. Wir stellen in einer Mini-Serie die fünf Dortmunder Unternehmen vor, die an der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet sind.

Als Experte hat uns dabei der Dortmunder Vermögensberater Boris Fahle beraten. Er gibt auch seine Einschätzung zu den Chancen und Risiken einer Investition in die Dortmunder Unternehmen ab. Zusätzlich haben wir die jeweils aktuellen Geschäftsberichte der fünf Unternehmen ausgewertet.

Diversifizierung ist wichtig

Zu Unternehmen der heimischen Wirtschaft haben viele einen besonderen Zugang: Man liest von ihnen oder fährt am Unternehmenssitz vorbei. Das kann vorteilhaft für eine Investition sein, nämlich dann, wenn man besonders gut über dieses Unternehmen informiert ist. Allerdings steckt darin auch ein Risiko.

„Der Anlagemarkt findet global statt“, sagt Boris Fahle. „Schon Deutschland macht weniger als 2 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung aus. Wer nur in Deutschland investiert, geht also ein besonderes Klumpenrisiko ein.“ Es sei also keinesfalls zu raten, nur oder vor allem in lokale Unternehmen zu investieren.

„Wichtig ist, dass man sich über Länder und Branchen breit aufstellt. Die in Dortmund vertretenen Unternehmen bilden aber natürlich nur wenige Branchen ab und sind teils eher speziell“, so Boris Fahle weiter. Investitionen in die hier vorgestellten Unternehmen sollten also höchstens einen Teil des Portfolios ausmachen.

Generell stellen die Informationen in diesem Text keine Anlageberatung und keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Eine Anlageentscheidung sollte stets im Lichte der individuellen finanziellen Situation getroffen werden.

Adesso

Die Adesso SE (Wertpapierkennnummer: A0Z23Q) hat ihren Sitz an der Stadtkrone Ost und hat sich dort über die vergangenen Jahre stetig vergrößert. Adesso ist einer der führenden IT-Dienstleister in Deutschland. Im Geschäftsjahr 2022 hat das Unternehmen rund 900 Millionen Euro (+32,7 %) umgesetzt und einen Jahresüberschuss von rund 28,8 Millionen Euro erwirtschaftet.

Prof. Dr. Volker Gruhn vor der Adesso-Zentrale in Dortmund
Prof. Dr. Volker Gruhn hat Adesso im Jahr 1997 gemeinsam mit Rainer Rudolf gegründet. Gruhn hält 26,5 % der Adesso-Anteile, Rainer Rudolf zusammen mit seiner Familienstiftung 16,1 %. © Archiv

Adesso hat sich auf die Digitalisierung von Geschäftsprozessen spezialisiert. Im Bereich IT-Services bietet Adesso kundenorientierte Beratung und individuelle Softwareentwicklung an, im Bereich IT-Solutions wird von Adesso entwickelte Standardsoftware vermarktet. Zu den Kunden zählen neben internationalen Unternehmen auch Versicherungen und öffentliche Verwaltungseinheiten.

„Adesso ist in einem sehr spannenden Markt aktiv“, so Boris Fahle. „Das Unternehmen wächst extrem.“ Beeindruckend findet der Experte das Personalwachstum: von rund 5800 Beschäftigten (Vollzeitäquivalent) im Geschäftsjahr 2021 auf rund 8000 im Geschäftsjahr 2022. Die Technologie-Branche habe zuletzt allgemein einen Boom erlebt, gleichzeitig stehen laut dem Experten aber kleinere Unternehmen wie Adesso eher niedrig im Kurs. „Ob es nun wieder nach oben geht, ist noch schwer zu sagen, aber gut möglich.“

Borussia Dortmund

Den BVB muss man in Dortmund niemandem vorstellen und auch, dass das Unternehmen an der Börse ist (Wertpapierkennnummer: 549309), wissen die meisten. Der BVB hat die einzige Fußball-Aktie der Bundesliga. Im Geschäftsjahr 2022/2023 hat die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA rund 418 Millionen Euro (+18,9 %) umgesetzt und einen Jahresüberschuss von rund 9,6 Millionen Euro erwirtschaftet.

Hans-Joachim Watzke bei einer BVB-Aktionärsversammlung
Hans-Joachim Watzke ist Vorsitzender der Geschäftsführung des BVB. © imago images/Thomas Bielefeld

Das Kerngeschäft des BVB ist der Fußball. Wirtschaftlich schlägt sich das zum Beispiel in Transfergeschäften, Erlösen aus dem Ticketverkauf und in Preisgeldern nieder. Ein weiteres wichtiges Geschäftsfeld sind Werbepartnerschaften. Auch Erlöse, die die DFL aus der Vermarktung von TV-Rechten erzielt, werden an die Vereine weitergegeben. Schließlich profitiert der BVB auch vom Verkauf von Fan-Artikeln.

„Die Entwicklung von Fußballaktien ist schwierig vorhersehbar“, sagt Boris Fahle. „Der Kurs ist sehr vom sportlichen Erfolg abhängig. Verletzt sich zum Beispiel ein Top-Spieler, kann das sich schon deutlich im Kurs niederschlagen.“ 2023 hat sich auch die erst erhoffte und dann verpasste Meisterschaft im Kurs der BVB-Aktie gezeigt. „Die BVB-Aktie ist etwas für Romantiker, ich selbst habe aber auch eine kleine Stückzahl an Aktien.“

Elmos

Die Elmos Semiconductor SE (Wertpapierkennnummer: 567710) ist eines der größten Unternehmen im Dortmunder Technologiezentrum. Es hat 2022 bundesweite Aufmerksamkeit erhalten, als die Bundesregierung einen Teilverkauf an einen chinesischen Investor wegen der strategischen Bedeutung der Halbleiterfertigung untersagt hat. Elmos hat im Geschäftsjahr 2022 rund 447 Millionen Euro (+ 38,9 %) umgesetzt und einen Jahresüberschuss von 71,3 Millionen Euro erwirtschaftet.

Mitarbeitende in einem Reinraum von Elmos
Mitarbeitende in einem Reinraum von Elmos © Peter Staks

Elmos entwickelt und produziert seit 40 Jahren Halbleiter. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Chips für die Automobilindustrie, die besonders robust sein müssen. Aber auch in verschiedenen Konsumgütern finden sich Halbleiter von Elmos.

„Der Halbleitermarkt ist generell im Wachstum und Elmos ist ein spannendes Unternehmen in einem speziellen Bereich“, sagt Boris Fahle. Seit dem geplanten Teilverkauf 2022 sei es um das Unternehmen eher ruhig. Mit einer Marktkapitalisierung von einer Milliarde Euro sei Elmos ein reifes Unternehmen. „Fraglich ist, ob Elmos von Mitbewerbern technologisch überholt werden könnte.“

Nordwest Handel

Die Nordwest Handel AG (Wertpapierkennnummer: 677550) ist vermutlich das unbekannteste der fünf hier vorgestellten Unternehmen – dabei gibt es den Konzern seit über 100 Jahren. Nordwest ist im Produktionsverbindungshandel tätig, also einer speziellen Form des Großhandels. Im Geschäftsjahr 2022 hat das Unternehmen rund 895 Millionen Euro (+17,9 %) umgesetzt und einen Jahresüberschuss von 12,4 Millionen Euro erwirtschaftet.

Der ehemalige Oberbürgermeister Ullrich Sierau und sein Nachfoler, damals Chef der Wirtschafsförderung, Thomas Westphal am neuen Unternehmenssitz der Nordwest Handel auf Pheonix-West.
Der ehemalige Oberbürgermeister Ullrich Sierau und sein Nachfolger, damals Chef der Wirtschaftsförderung, Thomas Westphal am neuen Unternehmenssitz der Nordwest Handel auf Phoenix-West. © digital

Die Nordwest Handel AG beliefert über 1000 Partner aus dem Fachhandel mit spezialisierten Produkten, z.B. für Großbaustellen, metallverarbeitende Betriebe sowie im Bereich der Sanitär- und Heizungstechnik. Nordwest bietet seinen Kunden auch Dienstleistungen in den Bereichen Logistik, Vertrieb, Finanzen und IT an. Das Unternehmen ist außer in Deutschland auch in den meisten Nachbarländern aktiv.

„Nordwest hat ein klassisches Geschäftsmodell und ist dort auch schon viele Jahre aktiv“, sagt Boris Fahle. Ähnlich starkes Wachstum wie zum Beispiel bei Adesso sei eher nicht zu erwarten. „Interessant ist aber die relativ hohe Dividendenrendite über drei Prozent.“ Allerdings spiele bei Aktien auch die Bekanntheit eines Unternehmens eine wichtige Rolle und die sei bei der Nordwest eher klein.

Thyssenkrupp Nucera

Die Thyssenkrupp Nucera AG & Co. KGaA (Wertpapierkennnummer: NCA000) gehört zum Essener Thyssenkrupp-Konzern. Die Thyssenkrupp AG hält etwa 50,2 % der Anteile an Nucera. Das Unternehmen hat im Geschäftsjahr 2022/2023 rund 653 Millionen Euro (+70,4 %) umgesetzt und einen Jahresüberschuss von 22,5 Millionen Euro erwirtschaftet.

Thyssenkrupp-Nucera-CEO Dr. Werner Ponikwar und Dr. Arno Pfannschmidt an der Frankfurter Börse
Thyssenkrupp Nucera ist erst 2023 an die Börse gegangen. Die berühmte Glocke geläutet hat CEO Dr. Werner Ponikwar, hier mit CFO Dr. Arno Pfannschmidt. © Thyssenkrupp Nucera

Historisch ist Thyssenkrupp Nucera ein Spezialist für die Elektrolyse. Ein chemisch-elektrischer Prozess zur Gewinnung bestimmter Stoffe. Jüngst hat sich das Unternehmen auf die Erzeugung von sogenanntem grünen Wasserstoff als Energieträger fokussiert und baut weltweit dafür Elektrolyse-Anlagen. Es bezeichnet sich als Technologieführer für die Wasserstoffproduktion im Industriemaßstab.

„Zum Thema Wasserstoff gab es in der Vergangenheit immer wieder kurzfristige Hypes. Das ist sicher ein Zukunftsthema, aber eben auch noch ein eher junger Markt“, sagt Boris Fahle. Gleichzeitig seien in diesem Bereich allerdings auch großes Wachstum möglich. „Entscheidend ist, ob sich Thyssenkrupp Nucera gegen andere Unternehmen durchsetzen kann.“

Zum Thema

Transparenzhinweis

Über viele Broker können Aktien von zwei weiteren Unternehmen aus Dortmund gekauft werden, die nicht an der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet sind und die wir aus unserer Übersicht ausgeschlossen haben:

  • die PRO DV AG mit Sitz im Technologiezentrum wird im nicht-regulierten sogenannten Freiverkehr gehandelt
  • die Compleo Charging Solutions AG ist insolvent und noch als Abwicklungsgesellschaft am Aktienmarkt vertreten