
© Dieter Menne (Archivbild)
Dortmunder Clubs stehen vor der Schließung: „Alle haben Angst“
Infektionsschutz
Inhaber von Clubs und Diskotheken in Dortmund müssen sich auf eine Schließung ihrer Betriebe auf unbestimmte Zeit einstellen. Das löst Angst aus, könnte aber auch eine Erleichterung sein.
Es sind Tage, die für Menschen, die in der Nacht-Ökonomie ihre berufliche Existenz haben, kaum auszuhalten sind. Einen „Konferenz-Eiertanz“ nennt Yves Gredecki, Betreiber des Weinkeller und Vorstand der IG Dortmunder Club- und Konzertkultur, die Runden am Dienstag und Mittwoch.
An deren Ende steht noch kein Beschluss, aber eine klare Erkenntnis: Die erneute Schließung von Clubs und Diskotheken ist nicht mehr abzuwenden.
„Die große Frage ist wann und wie“, sagt Yves Gredecki. Die NRW-Landesregierung hat angekündigt am Donnerstag (2.12.) nach den Bund-Länder-Beratungen konkrete Maßnahmen vorzustellen. Am Mittwochabend tauchte eine Beschlussvorlage auf, nach der Clubs nur in Hotspot-Regionen mit einer Inzidenz von über 350 schließen müssten. Dortmund läge mit aktuell 261,4 darunter und das Nachtleben könnte theoretisch weitergehen.
Einige Veranstaltungen bleiben vorerst im Kalender stehen
So lange bleibt die Situation diffus. Einige Locations wie Junkyard, Silent Sinners oder Tresor.West sind bereits in eine Art freiwilligen Lockdown gegangen.
Die Diskothek Spirit, im Oktober gerade erst wiedereröffnet, verkündete am Mittwoch (1.12.) bei Facebook: „Heute habt ihr, für dieses Jahr, die letzte Chance mit uns zu feiern.“
Zugleich stehen für die nächsten Wochenenden weiterhin Partys im Kalender. Yves Gredecki sagt für seinen Club in der Innenstadt, in dem am Freitag (3.12.) die Party „POP!“ ansteht: „Wir werden schließen, wenn eine staatliche Verordnung kommt. Aber sollte es uns noch möglich sein, werden wir die Veranstaltung durchführen.“
In Clubs gilt schon seit einigen Wochen die 2G-Regel, einige waren in Dortmund zuletzt schon auf 2G plus umgestiegen. Der Weinkeller und andere Locations wie die Großmarktschänke hatten dafür ein eigenes Testsystem aufgebaut.
„Sicherer als 2 G plus geht es aktuell nicht.“
„Sicherer als 2G plus geht es aktuell nicht“, sagt Yves Gredecki. Am letzten November-Wochenende seien 1200 Menschen im Weinkeller getestet worden. Ein positiver Fall sei nicht rückgemeldet worden.
Gredecki sieht den Handlungsbedarf in der aktuellen Situation. Aber die Zahlenlage bei Infektionen im Umfeld von Clubs und Gastronomie sei nach wie vor ein „Fischen im Trüben“.
Als ein Beleg für die Infektionsgefahr wurde von der Landesregierung zuletzt die hohe Zahl an positiven Tests in der Luca-App angeführt. Mit der App kann man an Veranstaltungsorten einchecken und wird im Nachgang informiert, wenn andere Besucher positiv auf das Coronavirus getestet werden.
Ob sie zum Zeitpunkt der Veranstaltung schon positiv waren oder sich dort angesteckt haben, ist damit aus Gredeckis Sicht aber noch nicht gesagt.
Die Clubs werden den neuen Anordnungen folgen, wie schon so häufig in der Pandemie. Der Dortmunder Nachtbeauftragte Chris Stemann sieht ein ausgeprägtes Gefühl von „gesellschaftlicher Verantwortung“ bei den Betreibern.
Mitarbeiter müssten zurück in die Kurzarbeit
„Aber es ist eben auch eine wirtschaftliche Sache. Alle haben Angst, wenn sie jetzt Leute wieder in die Kurzarbeit schicken müssen, die sie gerade erst wieder zurück geholt haben“, sagt Stemann.
Die Schließung müsse deshalb mit wirtschaftlicher Hilfe verbunden werden. Zuletzt hatte die Bundesregierung eine Verlängerung der Überbrückungshilfe 3 sowie der Neustarthilfe für Soloselbständige bis einschließlich März 2022 beschlossen.
Eine klare Ansage für eine Schließung könnte laut Chris Stemann und Yves Gredecki auch eine Erleichterung sein. „Das wäre besser, als wieder jede nächste Verordnung auf die letzte Kommastelle lesen zu müssen, ob man da auftaucht“, sagt Gredecki.
Die Monate November bis April, sonst die umsatzstärksten, bleiben wie schon 2020 still. „Ob wir es danach nochmal schaffen, die Infrastruktur wieder aufzubauen, weiß ich nicht“, sagt Yves Gredecki vor allem mit Blick auf das Personal.
Zudem hatte sich schon zuletzt gezeigt: Die Bereitschaft der Menschen zum Ausgehen ist trotz der G-Regeln nur gering ausgeprägt. Chris Stemann berichtet von einer Auslastung zwischen 20 und 25 Prozent.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
