„City entwickelt sich positiv - aber Nachtleben nicht existent“ Cityring-Chef übt Kritik

„Nachtleben ist nicht existent“: Lob und Kritik zur City-Entwicklung
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Die Verleihung des Cityrings ist traditionell auch immer eine Gelegenheit für die jeweiligen Cityring-Vorsitzenden, kritische Anmerkungen an Politik und Verwaltungsspitze loszuwerden – in den vergangenen Jahren etwa zu den zahlreichen Baustellen in der City und zur Verkehrsplanung. Da war es eher ungewöhnlich, dass es vom aktuellen Cityring-Vorsitzenden Tobias Heitmann am Mittwoch bei der Verleihung des Cityrings an Theatermacher Horst Hanke-Lindemann viele positive Töne zur City-Entwicklung gab.

„Die City entwickelt sich weiter positiv“, stellte der Cityring-Vorsitzende Tobias Heitmann in seiner Rede bei der Preisverleihung fest und verteilte gleich mehrfach Lob – von der EDG für ihre 24-Stunden-Reinigung in der City, über Ordnungsdezernent Norbert Dahmen für die Ausweitung des städtischen Ordnungsdienstes bis zu City-Manager Tilman Insinger und Oberbürgermeister Thomas Westphal für die „tolle Unterstützung“.

Dass es viel Fluktuation und Neuvermietung in der City gebe, wertete Heitmann als positives Zeichen. So gebe es kaum Leerstand. Sorgen machten allerdings der Ostenhellweg und das alte Kaufhof-Gebäude. Letzteres werde wohl noch viele Jahre ein Schandfleck in der City bleiben, fürchtet Heitmann.

Das frühere Kaufhof-Gebäude am Westenhellweg in Dortmund.
Sorgen macht sich der Cityring-Vorsitzende Tobias Heitmann um die Zukunft des früheren Kaufhof-Gebäudes am Westenhellweg. © Oliver Volmerich

Positiv hob der Cityring-Chef den geplanten Einzug der TU ins Hansa-Carre die Erfolge von Theater und Konzerthaus und die vielen Veranstaltungen hervor, die zur Belebung der City beitrügen – vom Feierabendmarkt über die Weihnachtsstadt und die diversen Gastronomie-Feste bis zu den Cityring Konzerten. Heitmann kündigte in diesem Zusammenhang eine neue Veranstaltung unter dem Titel „Spot an. Licht und Songtage“ an, die der Cityring gemeinsam mit der Qualitätsroute, den Schaustellern und der Stadt organisiert.

Fehlendes Nachtleben

„Es gilt, die Events in der City noch besser zu vernetzen, damit die Besucher länger in der City verweilen“, wünschte sich Heitmann und sprach in diesem Zusammenhang einen kritischen Punkt an. „Nach 20 Uhr ist die Innenstadt leider ein menschenleerer Ort, falls keine Events stattfinden“, stellte er fest. Das Nachtleben in der City sei faktisch nicht existent. Es fehle auch an guten Restaurants, um die Besucher nach Ladenschluss in der City zu halten.

In Sachen Verkehrsanbindung wünscht sich der Cityring-Vorsitzende eine Erhöhung der Parkzeit an den oberirdischen Parkplätzen von einer auf zwei oder drei Stunden. Radfahrer bräuchten bewachte Stellplätze, um die Fahrräder sicher abzustellen oder auch E-Bikes zu laden.

Ein grundsätzliches Problem sieht Heitmann im Verlust der klassischen Mittelschicht bei den Besuchern der City. Luxus-Käufer seien längst nach Düsseldorf oder Münster abgewandert, übrig bleibe vor allem das Niedrigpreis-Segment. Der Verlust des Mittelstands ist aber für Heitmann kein reines Dortmunder Phänomen.

Gründe dafür seien etwa die hohe Inflation, wirtschaftliche Ängste und Unsicherheiten und die wachsende Konkurrenz durch den Onlinehandel. Wichtig sei aber auch, dass man sich in der City wohlfühlen könne. In diesem Zusammenhang mahnte Heitmann eine möglichst schnelle Entscheidung zur Verlagerung des Drogenkonsumraums aus der City an.

Oberbürgermeister Thomas Westphal konterte in seiner Rede das Lob zur Überraschung der Zuhörer mit scharfer Kritik an Heitmanns weitschweifigen Ausführungen zur allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Lage und sorgte damit für einen kleinen Eklat bei der Verleihung des Cityrings. In einem Punkt war er sich immerhin mit Heitmann einig. „Wir müssen alles unternehmen, um die City weiterzuentwickeln“, stellte Westphal fest.