Eigentlich ist die TU Dortmund schon in der City vertreten. Neben der Hochschuletage im „Dortmunder U“, auf der regelmäßig Ausstellungen stattfinden, und dem Baukunstarchiv am Ostwall als Forschungs- und Veranstaltungsort für Architekten und Bauingenieure gibt es seit Mitte Januar160 Arbeitsplätze für Studierende im Telekom-Gebäude am Westentor. Allerdings nur vorübergehend. Sie sollen die zeitweise verloren gegangenen Arbeitsplätze in der Uni-Bibliothek ersetzen, die zurzeit abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird.
Die Resonanz am Interims-Standort in der Dortmunder City jeden Fall gut. Meist sind die Arbeitsplätze zu 90 Prozent ausgelastet. „An manchen Tagen mussten sogar Interessierte abgewiesen werden, weil alle Plätze belegt waren“, berichtet TU-Rektor Prof. Manfred Beyer. Das zeigt, dass der Bedarf an Lernen und Arbeiten in der City für Studierende der TU offensichtlich groß ist.

Mit dieser Überzeugung ist Bayer schon seit längerer Zeit auf der Suche nach einem Standbein für die TU in der City. Im Gespräch war unter anderem das alte C&A-Gebäude am Ostenhellweg, das nach dem bevorstehenden Umzug des Modehauses umgebaut und neu genutzt werden soll. Es gab allerdings keine Einigung mit dem Eigentümer.
Jetzt hat man mit dem Hansa-Carré einen Standort in Top-Lage gefunden. Die Vorplanungen und Gespräche dazu laufen auch schon seit eineinhalb Jahren. Am Sonntag unterzeichnete der TU-Rektor mit der Immobilienfirma Diag als Eigentümerin einen langfristigen Mietvertrag für rund 5000 Quadratmeter Fläche in dem markanten Gebäude zwischen Altem Markt und Hansaplatz.

Dort wird sich der bisherige Hauptmieter Sportscheck als Nachfolger von Karstadt Sport verkleinern und auf Untergeschoss, Erdgeschoss und erstes Obergeschoss konzentrieren. Die zweite und dritte Etage werden dann nach Plänen des Dortmunder Architekturbüros Gerber für die TU umgebaut. Bis Ende 2026 entstehen Seminarräume, ein Hörsaal, ein Konzert- und Veranstaltungssaal, Räume für ein Schülerlabor, Büros und rund 350 Lernplätze für studentisches Arbeiten.
Neue Nutzungen für die City
Die TU in der City wäre ein Paradebeispiel für die neue Nutzung von Einzelhandels-Immobilien. Dass der Handel in den Innenstädten deutlich schrumpft, ist keine neue Erkenntnis und auch kein Dortmunder Phänomen. „Deshalb ist es genau unser Thema, neue Nutzungen in die Innenstadt zu bringen“, erklärt Dortmunds Citymanager Tilmann Insinger, der bei der Vertragsunterzeichnung dabei war. Die City müsse sich breiter aufstellen. Deshalb sei die Entwicklung im Hansa Carré sehr positiv für Dortmund, stellte er fest.
„Wir brauchen frische Konzepte für die Innenstadt der Zukunft. Das Vorhaben der TU Dortmund ist beispielgebend dafür, wie City-Immobilien ergänzend zum Einzelhandel genutzt werden können“, zeigt sich Oberbürgermeister Thomas Westphal überzeugt.

Das sieht auch der Cityring-Vorsitzende Tobias Heitmann so, der sich ebenfalls schon seit Jahren eine Präsenz der Hochschulen in der City wünscht. „Wir wurden erhört“, stellt er jetzt fest. Mit den Plänen für die TU-Etagen im Hansa-Carré sei er „höchst zufrieden“. „Jede Belebung tut der Innenstadt gut“, sagt Heitmann. Nicht zuletzt erhofft er sich eine Belebung für die Gastronomie in der City.
NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes sprach schon am Sonntag von einem Gewinn für beide Seiten, für die TU und die City. Die Hochschuletagen im Hansa-Carré werden „ein Schaufenster der TU in die Stadt“ sein, zeigte sie sich überzeugt. Und sie sorgten zugleich für mehr Attraktivität der Innenstadt. „Das bringt Leben in die Bude“, sagte Ina Brandes.
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