Er hätte am liebsten die Türen im Westfälischen Industrieklub am Alten Markt mal abgeschlossen und wie bei der Papstwahl erst dann weißen Rauch aufsteigen lassen, wenn genügend Unterstützer seiner Dortmund-Idee gefunden sind. Tobias Heitmann, Vorsitzender der Händlergemeinschaft Cityring, überraschte die 250 Gäste der City-Ring-Verleihung an die ehemaligen Sparkassen- und Volksbank-Chefs Uwe Samulewicz und Martin Eul mit einem Vorschlag.
Dortmund, so sagte er in seiner gut halbstündigen Rede vor den vielen namhaften Vertretern der Stadtgesellschaft, rangiere in vielen Rankings oft nur auf hinteren Plätzen. „Wir brauchen einfach mehr Kaufkraft, die nur durch höherwertige Arbeitsplätze entstehen kann“, so Tobias Heitmann, der in der City die Galerie Zimmermann & Heitmann am Hansaplatz/Wißstraße betreibt.
Nach seiner Ansicht könnte die Schaffung einer international anerkannten Hochschule ein Teil der Lösung sein. „Für Betriebswirtschaftslehre gibt es die WHU in Vallendar bei Koblenz und für Jura die Bucerius Law School in Hamburg. Was es allerdings in Deutschland noch nicht gibt, ist eine private Hochschule für Informatik der Extraklasse. Zum Beispiel verdienen mittelgute Entwickler Künstlicher Intelligenz 800.000 Euro pro Jahr“, sagte Tobias Heitmann.
Private Hochschule
Für ihn wäre es „eine einmalige Chance, diese Hochschule in Dortmund zu gründen.“ Zwar gebe es an der TU Dortmund den Fachbereich Informatik, aber der könne durch eine private Hochschule für Wirtschaftsinformatik oder Künstliche Intelligenz ergänzt werden. Der Cityring-Chef schaute in die Runde und sagte: „Heute ist ja der eine oder andere Unternehmer hier, der dieses Projekt als Stifter anschieben könnte.“

Er brachte sogar die Namen der Unternehmerfamilie Dreier und des IT-Unternehmens Materna ins Spiel: „Laut gedacht könnte ja die Dreier Hochschule für IT entstehen, oder auch die Materna Informations Akademie.“ Wenn dann noch, wie es im Zusammenhang mit der Umnutzung des C&A-Gebäudes am Ostenhellweg wohl überlegt wird, Teile der Hochschule in die City kämen, „wäre allen geholfen“.
Für bessere Umsätze der Händlerschaft wünscht sich Tobias Heitmann nicht nur mehr gut verdienende Kundschaft, sondern auch mehr Leben in der City: „Die Leute werden nicht mehr primär zum Einkaufen kommen. Daher werden Events wie die Cityring-Konzerte, das E-Bike-Festival, der Hansemarkt und die Weihnachtsstadt immer wichtiger. Die große Silvesterparty war auch ein voller Erfolg!“
Nein zu autofreier City
Viel Applaus erntete Tobias Heitmann für seine klare Aussage „Eine autofreie Innenstadt lehnen wir ab“ und seine Ausführungen dazu. Natürlich brauche es besseren Öffentlichen Nahverkehr und bessere Radwege. „Mobilität bringt Umsatz, und dabei steht aber das Auto an erster Stelle“, sagte er. Nicht gelten ließ er Verweise auf zum großen Teil autofreie Innenstädte in London, Amsterdam, Paris oder Barcelona: „Wenn wir hier in Dortmund eine ähnliche Attraktivität in Bezug auf Architektur, Geschäfte, Kultur und Nachtleben haben, bin ich der Erste, der ein Einfahrtverbot für Autos an den Wall nagelt.“

Trotz eines insgesamt schwierigen Jahres 2023 für den Handel („Ich kenne keinen Händler, der auch nur ansatzweise die Umsätze von 2022 halten konnte“) sieht Tobias Heitmann die Entwicklung in der City „auf einem guten Weg“. Die Straßen seien nach der Erneuerung des Fernwärmenetzes und den vielen Baustellen jetzt in einem „perfekten Zustand“, dank der EDG sei die City „viel sauberer“ geworden, das Tiefbauamt bessere fehlerhafte Stellen im Pflaster aus und Polizei und Ordnungsamt hätten auch die Sicherheit „erheblich verbessert“.
Zur drohenden Karstadt-Pleite sagte Tobias Heitmann: „Im Sortiment gibt es immer noch Kleidung von La Martina, Parfum von Bruno Banani und Uhren von Fossil - damit lässt sich niemand mehr hinter dem Ofen hervorlocken.“ In Richtung Oberbürgermeister forderte er: „Ein Citymanager wird dringend benötigt.“ Wann der nach der bisher vergeblichen Suche wohl kommen wird, sagte Thomas Westphal in seiner Ansprache nicht. Er ging auf das Thema nicht ein, lobte vor allem die gelungene Premiere der Silvesterparty auf dem Friedensplatz: „Die gehört ab jetzt zu den ganzen Angeboten in der City dazu.“
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