Pläne von Dortmunds neuem Citymanager Leerstände, Toiletten, Aktionen - wie die City besser werden soll

Die Sofort-Themen des Citymanagers: Toiletten, Leerstände, Aktionen
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Den Westenhellweg und die City kennt er ganz genau. Tilmann Insinger lebt seit 1997 in Dortmund. Jahrelang arbeitete der Raumplaner im Amt für Stadterneuerung und war dort Projektleiter im Team City. Seit März ist er nun Citymanager. Gemeinsam mit zwei Mitarbeitenden bildet er das Citymanagement, dem noch ein ämterübergreifendes Team aus der Stadtverwaltung zuarbeitet.

Als „gebündelte Anlaufstelle und Schaltzentrale der City“ möchte Tilmann Insinger sich mit seinem Team um die Belange der City kümmern - von imagefördernden Aktionen über die Gestaltung öffentlicher Räume und Immobilien bis hin zu neuen Perspektiven für Leerstände. „Das Themenfeld City ist immer eine Gemeinschaftsaufgabe. Unsere Aufgabe ist es, Mittler zu sein zwischen den verschiedenen Akteuren“, sagt er.

Wir haben mit ihm über drei Maßnahmen für sofortige Verbesserungen und Verschönerungen in der City gesprochen:

1) Leerstände beseitigen

So oft wie vor ihm wohl noch niemand, nimmt Tilmann Insinger den Telefonhörer in die Hand, um die Eigentümer von Immobilien zu erreichen, in denen Ladenlokale leer stehen. „Ich habe da circa 40 Namen auf meiner Liste - die telefoniere ich ab. Die Liste reicht von einem Fonds in Luxemburg über eine Immobiliengesellschaft in Berlin bis zur Eigentümergemeinschaft in Dortmund“, sagt der Citymanager. Er versucht, „einen Fuß in die Tür zu bekommen“, und den Verfügungsfonds Anmietungen vorzustellen. Der soll zur Belebung der City beitragen und funktioniert so: Ein Eigentümer vermietet sein Ladenlokal für eine Miete in Höhe von 70 Prozent der zuletzt erzielten Altmiete an die Stadt. Die Stadt wiederum vermietet es weiter für 20 Prozent der Altmiete. Der neue Nutzer zahlt also nur ein Fünftel des zuvor erhobenen Mietpreises. Infrage kommen hierfür allerdings nur ausgewählte Nutzungen, die zu einer Belebung der Innenstadt beitragen.

Seit Jahren steht dieses Ladenlokal am Ostenhellweg in Dortmund leer. Das japanische Restaurant, das sich hier angekündigt, ist nie eingezogen und wird wohl auch nie kommen. Der Verfügungsfonds Anmietungen kann helfen, Ladenlokale wie dieses jetzt zu vermieten. Allerdings müssen Eigentümer mitspielen.
Seit Jahren steht dieses Ladenlokal am Ostenhellweg leer. Das japanische Restaurant, das sich hier angekündigt, ist nie eingezogen und wird wohl auch nie kommen. Der Verfügungsfonds Anmietungen kann helfen, Ladenlokale wie dieses jetzt zu vermieten. Allerdings müssen Eigentümer mitspielen. © Peter Wulle

„Das erfordert viel Klinkenputzen bei den Eigentümern, die bereit sein müssen, auf 30 Prozent ihrer bisherigen Mieteinnahmen zu verzichten. Und dann muss eine passende Nutzung für das Objekt gefunden werden“, sagt Tilmann Insinger. Mietinteressenten gibt es aber schon einige: für Gastronomie, ein Tattoo-Studio inklusive Atelier-Räumen, ein Kultur- und Bildungszentrum, ein Büro als Ausgangspunkt für Stadtführungen.

Interessierte Eigentümer fehlen allerdings noch. „Es braucht eine Anlaufzeit. Es wäre ein guter Erfolg, wenn wir allein mit diesem Instrument bis 2027 zehn Leerstände in der City beheben“, so Tilmann Insinger. Er hofft auf erste Erfolge schon in diesem Jahr.

2) Mehr attraktive Aktionen in der City

Aktionen, Feste und Projekte, die die City beleben, möchte Tilmann Insinger gemeinsam mit Gewerbetreibenden, Quartiersgemeinschaften, Immobilieneigentümern, Anwohnern oder Vereinen auf den Weg bringen. Dazu kann er zurückgreifen auf den City-Fonds, den die Stadt Dortmund für private Vorhaben zur Stärkung der City aufgelegt hat. Jeder privat eingebrachte Euro wird verdoppelt. Die Höchstförderung liegt bei 10.000 Euro.

„Der Fonds ist erst im April gestartet, aber etliche Leute kommen schon mit Ideen auf mich zu. Einen ersten konkreten Antrag für den Sommer habe ich vorliegen - worum genau es geht, darf ich allerdings noch nicht sagen“, so Tilmann Insinger. Denn ob diese Aktion zur Steigerung der Attraktivität der City gefördert wird, entscheidet der Fondsbeirat, in dem auch private Akteure sitzen.“

3) Neue öffentliche Toiletten

Die ständige Klage von Bürgern über fehlende öffentliche Toiletten in der City kennt der Raumplaner seit vielen Jahren. Genauso kennt Tilmann Insinger auch die Diskussion um die richtige Lösung: Soll es ein WC-Haus sein, das sich beim Einwurf von einem Euro öffnet? Soll es das Modell „Nette Toilette“ sein, bei dem Lokale und Geschäfte ihre Toilette öffentlich zugänglich machen? Oder soll es eine richtig bewirtschaftete Toilettenanlage sein? Er möchte nun mit dafür sorgen, dass es zu einem Ergebnis kommt. „Unter Federführung der Wirtschaftsförderung“, sagt Tilmann Insinger, „laufen gerade Gespräche, ob zum Beispiel ein privater Anbieter von Sanitärkonzepten im öffentlichen Raum, in die City zu holen wäre.“ Wann und wo eine wie auch immer geartete WC-Anlage realisiert werde, könne er aber noch nicht sagen.

Während der Corona-Pandemie, die wie ein Brandbeschleuniger auf die ohnehin schon vorhandenen strukturellen Herausforderungen des stationären Einzelhandels wirkte (Stichwort Online-Boom), startete die Stadt Dortmund im Sommer 2021 den Aufbau eines Citymanagements. Das Planungsbüro Stadt + Handel wurde beauftragt, bis Ende 2022 Zukunftsperspektiven für den Westenhellweg und die angrenzenden Quartiere aufzuzeigen, die dann ein Citymanagement weiter verfolgen kann.

Das Projekt wurde mit 100.000 Euro vom Land gefördert und es wurden mit den Geschäftsleuten, Immobilieneigentümern und Anwohnern vor Ort Profile für neun Cityquartiere erstellt - etwa für das Rosenviertel, das Kaiserviertel, das Brückviertel oder das Altstadtviertel mit dem Alten Markt. Weil es auf eine europaweite Ausschreibung der Aufgabe als Citymanager in Dortmund keine geeigneten Bewerber gab, dauerte es bis März 2024, um eine interne Lösung zu finden und die Position mit Tilmann Insinger zu besetzen.

Hinweis der Redaktion: Dieser Text erschien ursprünglich am 8. Mai 2024.