
© Nils Foltynowicz (Archiv)
Wie Klaus Erdmann mit seinem Café vor 30 Jahren den Westpark aufschloss
Café Erdmann
Ein Klassiker unter Dortmunds Biergärten wird 30: Dass es das Café Erdmann so lange gibt, hat auch mit einer Sprinkleranlage zu tun. Der runde Geburtstag wird am Samstag (7.8.) gefeiert.
Leicht hat er es sich wahrlich nicht gemacht, als er vor gut 30 Jahren beschloss, sich ausgerechnet am Rande des Westparks mit einer Gastronomie selbstständig zu machen.
„Hier war damals nichts. Als ich Ende 1989 anfangen wollte, das Café Erdmann einzurichten, war hier nur eine griechische Pommesbude ohne Konzession und die Hütte war komplett durch“, erinnert sich Klaus Erdmann.
Zudem war der Westpark damals ziemlich verrufen. „Freunde haben mich gefragt: Was willst du denn da? Da gibt es doch nur Junkies“, sagt Klaus Erdmann. Der heute 61-Jährige wohnte aber damals schon ganz in der Nähe und hatte es sich nun mal in den Kopf gesetzt, an der Ritterhausstraße 40, so die offizielle Adresse, sein Glück zu versuchen.
Klaus Erdmann wartete zwei Jahre auf die Genehmigung
„Ich hab mir einfach gedacht: Das ist so ein wunderschöner Park und es passiert aber nix, da muss man doch was machen! Vor allem für die Leute im Unionviertel“, sagt Klaus Erdmann und fügt an. „Ich hab dann den Park hier quasi aufgeschlossen.“
Bis es soweit war, verging allerdings einige Zeit. Dass unternehmerischer Mut, eine Vision und ganz viel Eigenleistung alleine nicht reichen, um als gelernter Schlosser zum Gastronomiebetreiber zu werden, merkte Klaus Erdmann ganz schnell: „Den denkmalgeschützten Pavillon flottzumachen und das Dach komplett zu erneuern, war schwer genug, aber das Schwierigste war es, eine Baugenehmigung und dann die Konzession zu bekommen.“

In 30 Jahren ist das Café Erdmann mit seinem Biergarten am Rande des Westparks zu einer Institution in Dortmund geworden, ein Klassiker unter den Biergärten. © Oliver Schaper (Archiv)
Es vergingen zwei Jahre, bis er im Sommer 1991 endlich öffnen konnte. „An einem Freitag hab ich erfahren, dass ich am Samstag, also einen Tag später, öffnen darf. Ich hab dann zwei Zettel gemacht, einen hab ich beim Supermarkt an der Möllerbrücke ausgehangen und einen am Volksbad am Stadion. Das war meine ganze Werbung - und es kamen sofort 200 Leute“, erzählt Klaus Erdmann.
Mit einer Sprinkleranlage für die Nachtruhe gesorgt
Der Rest ist Geschichte. Das Café Erdmann ist heute einer der kultigsten Biergärten in Dortmund und ein beliebter Szene-Treff im Unionviertel. Freilich ist auch das Klaus Erdmann nicht in den Schoß gefallen, er musste etliche Widerstände - vor allem in der Stadtverwaltung - überwinden.
Einen Biergarten mit heute 350 Plätzen hat es so nicht immer gegeben. „Das ist gewachsen. Der Park war so groß, aber mein Außenbereich war in den ersten Jahren unheimlich klein. Wenn du damals in Dortmund jemanden kennenlernen wolltest, musstest du eigentlich hierhin kommen. Es war total eng und die Leute saßen Rücken an Rücken. Erst nach 10 Jahren hab ich die Erlaubnis für die erste Erweiterung bekommen“, sagt Klaus Erdmann, der ein richtiger Entertainer sein kann und immer einen Spruch auf den Lippen hat.
Weil Anwohner sich schließlich über die Partystimmung bis weit in die Nacht beschwerten, forderte das Ordnungsamt den Gastronomen auf, strikt für die Einhaltung der Nachtruhe zu sorgen: „Ich hab dann um 22 Uhr eine Sprinkleranlage aufgedreht, um so die Leute aus dem Biergarten zu kriegen. Das hat hier zu einem riesigen Medienrummel geführt, weil keiner geglaubt hat, dass ich das wirklich so mache.“
Rock-Klassiker von U2 bis Westernhagen
„Es ist einfach toll, dass es das Café Erdmann gibt. Es ist eine der wenigen Kultbuden in Dortmund“, sagt Enno Koenig. Er ist Gitarrist der Wohnzimmerband, die seit ihrer Gründung im Jahr 2006 immer wieder mal in dem Biergarten am Westpark spielt. „Ehrensache“, sagt er, „dass wir auch zum 30. Geburtstag kommen.“

Endlich wieder Live-Musik: die Wohnzimmerband tritt zum 30. Geburtstag des Café Erdmann zum ersten Mal in diesem Jahr wieder öffentlich auf. Für die Party am Samstag, 7. August, traf Klaus Erdmann (r.) mit Enno Koenig (l.) und Nobbi Heckendorf die Vorbereitungen. © Peter Wulle
Die Party steigt am Samstag, 7. August, ab 17.30 Uhr. „Wir freuen uns riesig. Das wird unser erster öffentlicher Auftritt nach der langen Corona-Pause“, sagt Bassist Nobbi Heckendorf. Als Trio mit Schlagzeuger Andy Ortmanns will die Wohnzimmerband dann Rock-Klassiker von U2 bis Westernhagen in Verbindung mit einer „komödiantischen Note“ zum Besten geben - bei jedem Wetter.
Der Eintritt kostet 7 Euro plus 8 Euro für einen Getränke-Mindestverzehr. „4 Euro spende ich jeweils für die Flutopferhilfe Hagen. Und es gibt eine Tombola, bei der 5 von Rewe Sanecki gespendete Präsentkörbe zu gewinnen sind. Der Supermarkt hat zudem schon 500 Euro gespendet und auch der Tombola-Erlös geht an die Flutopferhilfe“, sagt Klaus Erdmann.
Corona ist große Herausforderung: „Aber ich werde überleben“
Dass er nach langer Corona-Zwangspause wieder zu einer Freiluftveranstaltung einladen kann, ist für ihn das größte Geburtstagsgeschenk: „Ich hab natürlich auch an Corona zu knacken und in diesem Jahr bisher nur einen Monat richtig Umsatz gehabt.“

Die Weichen für die nächsten 30 Jahre hat Klaus Erdmann schon gestellt. Seine 20-jährige Tochter Emilia arbeitet bereits kräftig mit und möchte das Café Erdmann eines Tages auch übernehmen. © Peter Wulle
Klaus Erdmann wäre aber nicht der Dinosaurier unter Dortmunds Gastronomen, wenn er sich von der Pandemie und ihren Auswirkungen jetzt unterkriegen lassen würde. „Nein, ich werde überleben. Ich habe hier die Lage, die Atmosphäre und auch die Größe, die die Leute mögen. Bei mir muss man nicht eng auf eng sitzen, man kann sich verteilen“, so Klaus Erdmann.
Die Weichen für die nächsten 30 Jahre sind auch schon gestellt. Tochter Emilia (20) arbeitet bereits im Café Erdmann mit und will es auch eines Tages übernehmen.
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
