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BVB-Kultkneipe: Wirt ist frustriert über Fußball-Abos
TV-Übertragungen
Zu Dortmund gehört, BVB-Spiele in einer Kneipe zu verfolgen. Mittlerweile aber brauchen die Wirte drei Abonnements. Einer ärgert sich: Das koste einen fünfstelligen Betrag pro Jahr.
Omid Ghorbanazar ist frustriert. „Es kann nicht sein, dass man davon abhängig ist und keine Alternative hat“, sagt der Besitzer einer Dortmunder BVB-Kultkneipe. Abhängig – das sei er von den Anbietern, die Fußballspiele übertragen. Aber eben auch von seinen Kunden: den BVB-Fans.
Seit 20 Jahren betreibt Omid Ghorbanazar seine Kneipe in der Innenstadt schon, seitdem überträgt er auch die Spiele von Borussia Dortmund. Die BVB-Partien zu zeigen, sei für ihn ein absolutes Muss. Allerdings wird das immer komplizierter und auch immer teurer.
Sonntagsspiele lohnen sich nicht
Sky, DAZN und Amazon Prime – Ghorbanazar braucht drei Abos, wenn alle BVB-Begegnungen in seiner Ratsschänke laufen sollen. Wie viel Bier er verkaufen müsste, um das Geld für die Sportübertragungen zu finanzieren, das könne er so nicht sagen - es sei aber „verdammt viel“.
Die meisten Einnahmen hat die Kneipe freitags und samstags, wenn Borussia spielt. Schon bei Sonntagsspielen würden weniger Kunden kommen: „Die meisten Kunden müssen ja am Montag wieder arbeiten.“
In sein Lokal passen etwa 80 bis 100 Menschen. Das Zeigen der Sonntagsspiele des BVB sei für ihn eher eine Service-Maßnahme. Ähnlich würde es unter der Woche bei Champions-League-Partien der Borussia aussehen.
Kosten im Jahr im fünfstelligen Bereich
Umgerechnet bezahlt der Besitzer der Ratsschänke mehr als 1000 Euro pro Monat nur für die Sport-Abonnements. Das teilt sich dann so auf, dass alleine Sky 750 Euro erhält, DAZN verlangt 250 Euro.
Früher habe er für DAZN den üblichen Abonnement-Preis bezahlt, der für Privatpersonen gilt. Seit diesem Jahr bittet der Internetsender aber die Gastronomen separat zur Kasse.
Durch DAZN habe er weitere Zusatzkosten: Da man den Sender nur via Internet und nicht per TV-Anschluss empfangen kann, benötigt es einen Internetrouter. Die Verkabelung der sieben Fernsehgeräte habe auch über 300 Euro gekostet.
Ratsschänke sieht keine Alternative
Künftig auf Amazon Prime oder DAZN zu verzichten, weil diese die am wenigsten lukrativen BVB-Spiele zeigen würden, ist für ihn keine Option. „Wenn man sagt, wir sind eine BVB-Kneipe, dann muss man auch für die Fans da sein“, sagt Ghorbanazar. Es ist daher eine Verpflichtung für ihn, alle Spiele der Schwarz-Gelben zu übertragen.
„Der Gast interessiert sich ja nicht für die Kosten, die wir haben“, weiß Ghorbanazar. Wenn er in seiner Kneipe die Spiele nicht zeigen würde, würden die Fans weiterziehen. „Die kommen ja nur, weil wir eine Fankneipe sind.“
Im Gegensatz zu vielen anderen Lokalen in Dortmund werden in der Ratsschänke nur Getränke ausgegeben. Ein Essensangebot, womit er ebenso Kunden in seinen Laden locken könnte, gibt es nicht - daher versucht er, die Fans mit seinen BVB-Übertragungen zu überzeugen.
Kleine Kneipen sollen weniger bezahlen müssen
Für den Wirt gilt: „Ich muss die Preise, die mir Sky, DAZN und Amazon diktieren, nehmen.“ Als BVB-Fankneipe sehe er sich als „Sklave dieser Medien“. Beim Bier könne er sich bei teuren Preisen eine andere Brauerei suchen - bei Fußballrechten nicht.
Auch einen Änderungsvorschlag liefert der Dortmunder: „Es kann nicht sein, dass DAZN einen Pauschalbeitrag für alle anbietet - egal, wie groß die Bar ist.“ Seiner Ansicht nach müsse eine kleine Bar weniger bezahlen als eine große Gastronomie, die die Spiele überträgt.
Daniel Immel, gebürtiger Westerwälder, den es nach Stationen in Iserlohn und Perth nach Dortmund verschlagen hat. Will die täglichen Geschichten, die die Dortmunder Straßen bieten, einfangen und ein Journalist auf Augenhöhe sein. Legt in seiner Freizeit als DJ auf und liebt den Sound von Schallplatten.
