
Kerstin Kesper, Inhaberin des Brautmoden-Geschäfts "Marie Beau", hatte einen ungebeten Gast, der unter anderem Bargeld entwendete. © privat/von Schirp
Dieb bedrängt Inhaberin im Brautmodengeschäft – und nimmt das Wertvollste mit
Polizei
„Ich dachte, er wollte ein Brautkleid stehlen“, sagt Kerstin Kesper. Doch dem Dieb, der in ihren Geschäft auftauchte, fiel das Einzige in die Hände, das auf keinen Fall verloren gehen durfte.
Seltsam, aber nicht unüblich, begann das schreckliche Erlebnis von Kerstin Kesper (59) am Mittwochvormittag (3.8.) gegen 11.25 Uhr. Die Inhaberin von „Marie Beau Brautmoden“ bekam in ihrem Geschäft an der Straße „In der Meile“ Besuch von einem Mann – „In den Dreißigern“, sagt sie.
Der Mann sprach kein Deutsch, versuchte, sich in gebrochenem Englisch zu verständigen. Er sei auf der Suche nach einem Brautkleid für seine künftige Frau, sagt er.
Das sei zwar seltsam gewesen – denn: Für viele Bräute ist das eigene Aussuchen eines Brautkleides ein elementar wichtiges Erlebnis, weiß Kerstin Kesper. Doch noch habe es keinen Grund gegeben, beunruhigt zu sein, meint die Schneiderin.
Brautkleid als Diebesgut?
Erst als der Mann plötzlich aufstand, sich willkürlich ein Kleid nahm und meinte, dieses Kleid sollte es nun sein, wurde Kerstin Kesper unruhig. „Ich dachte, der will ein Brautkleid klauen.“
Sie versuchte, ihm das Kleid wieder abzunehmen. Ohne Erfolg. Der Mann begann, an dem Kleid zu zerren, habe „ein ziemlich übertriebenes Theater gemacht“, sagt Kerstin Kesper.
Da bekam es die Geschäftsinhaberin mit der Angst zu tun: „So ein Theater, um ein Brautkleid zu stehlen, das war alles so seltsam“, sagt sie. Das Gezeter des Mannes war aber, wie sich herausstellen sollte, berechnend und zielführend. Denn langsam bewegten sich die beiden immer weiter in Richtung des Schreibtisches der Schneiderin.
Geschäft ausgespäht
Und als es ihr endlich gelang, dem Mann das Kleid zu entreißen, hatte der sich Portmonee und Handy geschnappt und floh geschickt aus dem Geschäft. „Das hatte der so geplant“, ist sich Kerstin Kesper sicher.
Sie glaubt, der Dieb habe das Geschäft ausgespäht. „Von außen kann man den Schreibtisch sehen und das Portmonee. Wieso sollte man sonst auf die Idee kommen, ein Brautmodengeschäft zu überfallen.“
Der Dieb erbeutete mehrere hundert Euro, doch das kann die Geschäftsfrau verschmerzen. Das Kleid wurde bei der Zerreiß-Probe beschädigt, doch das kann sie reparieren.
Alle Kunden-Daten sind weg
Was ihr richtig wehtut, ist der Verlust des Handys. „Der Verlust ist für mich eine Katastrophe: Alle Kontaktdaten von Kunden und Kundinnen und Geschäftspartnern, alle Termine sind weg“, sagt sie.
Von der Polizei gibt es mittlerweile eine offizielle Personenbeschreibung: Gesucht wird ein kräftig gebauter, 1,60 Meter großer Mann mit schwarzen Haaren. Er trug eine hellblaue Jeans, ein beiges Shirt und einen beigen Hut. Er sprach Englisch. Wer etwas bemerkt hat, wird gebeten, die Polizei unter Tel. (9231) 132-74 41 zu benachrichtigen.
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
