Booster für alle: Dortmunder Ärztesprecher sieht ein Problem

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Booster für alle: Dortmunder Ärztesprecher sieht ein Problem

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Die Gesundheitsminister der Länder wollen allen die Booster-Impfung nach sechs Monaten ermöglichen. Dortmunder Hausärzte sind überrascht. Es gibt Zweifel, ob es so klappt, wie gewünscht.

Dortmund

, 05.11.2021, 16:53 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Gesundheitsministerkonferenz hat am Freitag (5.11.) beschlossen, dass eine Auffrischung des Corona-Impfschutzes (Booster) künftig für alle Altersgruppen möglich sein soll.

Seit September gibt es bisher eine Booster-Empfehlung für alle Menschen ab 70, bestimmte Risikogruppen und diejenigen, die den Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten haben. Hintergrund: Der Schutzstatus sinkt nach einem halben Jahr ab.

Ärztesprecher: „Das ist ein schöner Wunsch.“

Nun soll dieses Angebot ausgeweitet werden. Diese überraschende Nachricht von Freitagmittag erzeugt bei Dr. Prosper Rodewyk, Sprecher der Dortmunder Hausärzte, eine starke spontane Reaktion. „Das ist ein schöner Wunsch. Aber das schaffen wir nicht“, lautet seine erste Einschätzung im Gespräch mit dieser Redaktion.

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Rodewyk relativiert das im weiteren Gesprächsverlauf. Aber die Zweifel werden deutlich. Seine Befürchtung: Unter den aktuellen Bedingungen wären die Praxen mit vielen weiteren zusätzlichen Impfungen überlastet.

„Wenn jetzt jeder eine Booster-Impfung bekommen kann, dann geraten wir in Kapazitätsprobleme“, sagt er.

Wichtig sei, dass sich jetzt nur Menschen melden, deren Impfung wirklich länger als ein halbes Jahr zurückliegt.

Impfungen laufen parallel zum Praxisbetrieb

Aktuell laufen die Corona-Impfungen in vielen Praxen parallel zum normalen Betrieb. Dieser wiederum besteht in der Erkältungszeit zunehmend wieder aus den gewöhnlichen Aufgaben von Allgemeinmedizinern.

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Es gebe für Ärztinnen und Ärzte nur die Möglichkeit auf Zeiten außerhalb der Sprechstunden auszuweichen, was beim Personal nicht gut ankommt. Oder es fallen andere Sprechstunden weg – was wiederum die Patienten nicht schätzen. Schon jetzt häuften sich in vielen Praxen die Anfragen nach Booster-Impfungen, manche seien deshalb bereits schwierig telefonisch erreichbar.

Dr. Prosper Rodewyk gibt an, in seiner Praxis im Stadtteil Hörde 90 bis 100 Personen pro Woche zu impfen.* „Das kann jede Praxis schaffen“, sagt er.

Aber das bedürfe viel Organisation und sei mit großem personellem wie bürokratischem Aufwand verbunden. Rund 80 Prozent der Arztpraxen in Dortmund bieten Ärztesprecher zufolge derzeit Corona-Impfungen an.

Sollten Ärzte mehr Geld pro Impfung bekommen?

Es müssten deshalb aus Rodewyks Sicht mehr Ärzte motiviert werden, zu impfen – zum Beispiel mit mehr Geld. Bisher erhalten Hausärzte 20 Euro pro Impfung. In den Impfzentren sei eine Dosis dagegen mit 160 Euro abgerechnet worden.

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„Wenn man uns 40 geben würde, dann würde das helfen, mehr Mitarbeiter zu aktivieren“, sagt der Allgemeinmediziner.

„Wir kriegen das schon hin“, schließt er das Gespräch versöhnlich. „Aber nur, wenn wir es in Ruhe machen können.“

* In einer vorherigen Version diese Artikels stand die Information, dass 900 bis 1000 Impfungen pro Woche möglich seien. Die korrekte Angabe lautet: 90 bis 100 Impfungen pro Woche. Wir bitten dieses Missverständnis zu entschuldigen.

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