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Verkaufsverbot für Böller bereitet dem Leiter der Notaufnahme Sorgen
Coronavirus
Der Leiter der Zentralen Notaufnahme des Klinikums Nord sieht Probleme beim diesjährigen Verkaufsverbot für Feuerwerk. Und er hat einen Alternativvorschlag, bei dem es Feuerwerk geben könnte.
Zum zweiten Jahr in Folge dürfen wegen der Corona-Pandemie keine Feuerwerkskörper verkauft werden. Das Verbot soll die Krankenhäuser vor einer zusätzlichen Belastung durch Böller-Verletzungen schützen. Der Leiter der Notaufnahme im Klinikum Nord hat eine bessere Idee.
Große Gefahr durch illegales Feuerwerk
„Ich bin nicht prinzipiell gegen ein Böllerverbot. Aber man sollte das Ganze mit Maß durchführen“, sagt Dr. Throsten Strohmann. Er ist der leitende Arzt der Notaufnahme im Klinikum Nord, die mit Unfall-, Hand- und Gesichtschirurgie ein überregionales Traumazentrum ist.
„Ich befürchte, dass diejenigen, die unbedingt wollen, im letzten Jahr noch ihre Restbestände verknallt haben und sich nun in diesem Jahr illegales Feuerwerk besorgen.“ Solche häufig im Ausland gekauften Böller enthielten häufig wesentlich mehr Schwarzpulver und sind schlechter auf Sicherheit getestet als in Deutschland zugelassenes Feuerwerk.
„Davon geht eine wesentlich größere Gefahr aus als von legalem Feuerwerk“, so Throsten Strohmann. „Oft ist es aber auch einfach der unsachgemäße Gebrauch von legalem Feuerwerk, der zu Verletzungen führt.“
Professionelles Feuerwerk als Alternative
Statt gar kein Feuerwerk an Silvester zu haben oder allen Privatpersonen das Böllern zu erlauben, schlägt Thorsten Strohmann eine Art Mittelweg vor. „Man könnte das ja in geordneten Veranstaltungen organisieren. Wo Feuerwerker an zentralen Plätzen Feuerwerk abbrennen.“
Dabei ließen sich dann auch Hygieneregeln umsetzen. „So könnte das Brauchtum stattfinden.“ Für Privatpersonen würde in diesem Modell weiter ein Böllerverbot gelten - nur, dass es eben eine Alternative gäbe.
Schwere Verletzungen durch Feuerwerk gab es bereits
Insgesamt sei das Arbeitsniveau in der Notaufnahme aktuell „angespannt aber schaffbar“. Silvester 2020, als ebenfalls ein Verkaufsverbot für Feuerwerk galt, sei rund die Hälfte der üblichen Zahl an Patienten mit alkohol- oder Feuerwerksbedingten Verletzungen in die Notaufnahme gekommen.
Was schon ein einfacher Böller auslösen kann, ordnet Thorsten Strohmann an zwei Beispielen ein. „Vor einigen Jahren hat jemand einem Kind einen angezündeten Böller in die Hand gegeben und gesagt ‚halt mal‘. Das Kind hat das gemacht und mehrere Finger verloren. Die Person, die das gemacht hat, kannte das Kind noch nicht mal.“
In einem anderen Fall, sei eine Feuerwerks-Batterie umgekippt. Durch den Unfall habe damals eine junge Frau so schwere Verletzungen erlitten, dass ihr der Fuß amputiert werden musste.
Geboren in Dortmund. Als Journalist gearbeitet in Köln, Hamburg und Brüssel - und jetzt wieder in Dortmund. Immer mit dem Ziel, Zusammenhänge verständlich zu machen, aus der Überzeugung heraus, dass die Welt nicht einfacher wird, wenn man sie einfacher darstellt.
