
Der Burger-Brater blickt stolz auf seine teuerste Kreation: Paul Kondring verkauft den „King Royal 24K Burger“ mit Blattgold-Topping. © Thomas Thiel
Blattgold-Burger im Test: Hilfe, ich habe Gold am Finger!
Mondänes Gericht in Dortmund
Eine neue Burger-Bude am Ostwall bietet Dortmunds ersten Burger mit Blattgold-Überzug an. Was steckt hinter der mondänen Mahlzeit? Und schmeckt der Burger überhaupt? Wir machen den Test.
Burger-Läden sind in Dortmund gastronomisch eigentlich ein alter Hut: Seit dem Beginn des Gourmet-Burger-Booms vor rund zehn Jahren haben zahlreiche Burger-Lokale in der Stadt Fuß gefasst.
Doch das, was Paul Kondring in seinem neuen „Royal Burger“ am Ostwall auf die Karte gesetzt hat, gab es bisher nicht in Dortmund: Der gelernte Restaurantfachmann aus Dorsten serviert seinen Gästen auf Wunsch einen Burger mit purem Gold.
Der „King Royal 24K Burger“ ist mit 28,90 Euro der mit Abstand teuerste Burger in Kondrings Restaurant. Dafür wird das mit Sepia-Tinte schwarz gefärbte Brot des Burgers mit dünnen Blattgold-Scheiben obendrauf serviert.
Vergoldetes Essen? Da denkt man an Millionärs-Partys in Düsseldorf, Privat-Jets und dekadente Exzesse wie die Gold-Steaks, die abgehobene Fußball-Profis in noch abgehobeneren Nobel-Restaurants in Dubai verspeisen. Wie passt das ins bodenständige Dortmund, und dann auch noch an den Ostwall, der sicher nicht das wohlhabendste Quartier der Stadt ist?
„Royal Burger“-Betreiber arbeitete schon in Sterne-Restaurants
Wir besuchen das „Royal Burger“ unangekündigt an einem normalen Wochentag in der Mittagspause. Das Lokal hat erst seit Kurzem auf, noch ist vieles nicht eingespielt. Kondring hat ein „Soft Opening“ gemacht, wie man das heutzutage in der Branche gerne nennt: erst einmal ohne großes Brimborium eröffnen und unter realen Bedingungen schauen, wie es läuft und wo es noch hakt.
Der Koch ist zwar noch nicht da und eigentlich ist gerade der Lieferant da, um die Bestellungen für die nächsten Tage zu besprechen, doch trotzdem reagiert Kondring entspannt, als wir das Flaggschiff seiner Speisekarte bestellen, den Blattgold-Burger. Kondring ist ein erfahrener Gastronom; er habe auf Kreuzfahrtschiffen und in Sterne-Restaurants gearbeitet, erzählt er, da werde man ziemlich stressresistent.
Währenddessen haut er einen wahren Fleisch-Batzen auf den Grill: 340 Gramm „australisches Wagyu“, sagt Kondring, das er täglich frisch von einem Fleischer durch den Fleischwolf drehen lasse. Während der „Patty“ vor sich hinbrutzelt, bereitet er in der offenen Küche die restlichen Zutaten für den Burger vor.
Das „Bun“, wie das weiche Brötchen von Burgern genannt wird, toastet Kondring auf - im Fall des Gold-Burgers ist es mit Tintenfisch-Farbe schwarz gefärbt. Die weiteren Bestandteile des Fast-30-Euro-Burgers: ein paar Scheiben Cheddar-Käse, etwas Kopfsalat, eine Scheibe Tomate, dazu Zwiebelmarmelade, Ketchup und eine Mango-Habanero-Knoblauch-Majo (die letzten drei Sachen mixe er selbst zusammen, sagt Kondring).
Der Namensgeber des Burgers wartet derweil in drei unscheinbaren orangen Papierumschlägen, die fast aussehen wie Käsescheiben, auf der Theke auf seine Verwendung: Es sind hauchdünne Schichten Blattgold, die Kondring im Internet bestellt hat, bei einem Fachhändler für Bäckerei-Zubehör.

Hier kommt das Gold: Das Blattgold wird aus orangen Umschlägen direkt auf den warmen Bun gelegt. © Thomas Thiel
Als die Oberseite des Buns fertig getoastet ist, holt Kondring die wertvolle Fracht (Warenwert: etwa 6 Euro, verrät er) ganz vorsichtig mit behandschuhten Händen aus ihren Umschlägen. Mit spitzen Fingern drapiert er sie auf den Buns - sie sind so dünn, dass die Restwärme des Brots reicht, dass sie an dessen Oberfläche kleben bleiben.
Eine durchgängige goldene Fläche entsteht jedoch nicht: Die Goldblättchen bedecken noch nicht einmal die Hälfte des Brotes, zumal eines der drei beim Drapieren etwas unschön zusammengeklappt ist.
Dann baut Kondring den Burger zusammen - oder besser gesagt: in die Höhe. Denn eines ist der „King Royal 24K Burger“ definitiv nicht, nämlich klein. Die beiden mit Cheddar überzogenen Pattys sind ein wahrer Fleischberg, der zusammen mit den anderen Zutaten und den Buns kaum mit den Händen essbar ist.

Blick von oben auf den Blattgold-Burger (rechts): Wirklich wie mit Gold überzogen wirkt er nicht. © Thomas Thiel
Als Anhänger der klassischen Burger-Ess-Schule probiere ich es trotzdem - und erschrecke beim ersten Biss. Denn durch den Druck meiner Finger zerbröselt das kostbare Gold auf dem Bun in kleinste Teilchen, die an meinen Fingern kleben bleiben. Ich habe tatsächlich Gold am Finger!
Wie schmeckt das Gold auf dem Gold-Burger?
Ich bin etwas überfordert: Leckt man das jetzt ab wie normale Soße? „Manche sagen, es schmeckt etwas metallisch“, kommentiert Kondring. Ich wage es. Und schmecke - rein gar nichts. Da bin ich dann doch etwas enttäuscht; zumindest irgendeinen Geschmack hätte ich mir schon gewünscht.
Der Gold-Burger „ist ein Stück weit Show“, sagt Kondring. „Es ist ein Marketing-Gag, der auch zum Ambiente des Ladens passt.“ Das stimmt schon. Die Burger-Bude hat den etwas verruchten Charme einer Gangster-Höhle: Boden, Wände, Decke, Tresen, alles ist in Schwarz gehalten, nur aufgelockert durch Holzelemente.
An den Wänden hängen unter anderem Fotos zweier legendärer Drogenbarone: vom fiktiven Tony Montana (gespielt von Al Pacino) aus „Scarface“ und vom echten Pablo Escobar.

Das "Royal Burger" von innen: Charme einer Gangster-Höhle © Thomas Thiel
„Get Rch or Die Tryin‘“ („Werde reich oder sterbe bei dem Versuch“, die berühmte Zeile des US-Gangster-Rappers 50 Cent) kommt einem in den Kopf. Da passt ein Gold-Burger perfekt ins Bild. Dass er auch gut bei der nahen Wall-Szene (Zielgruppe: jung, männlich, mit einem Faible für glitzernde und aufgemotzte Dinge) ankommt, kann man sich gut vorstellen.
Egal, wer den Gold-Burger bestellt: Satt wird er oder sie definitiv. Das Fleisch ist saftig, die Zwiebelmarmelade und die Soßen fruchtig-lecker, daran ist nichts auszusetzen. Doch abseits des Goldes bleibt es ein riesiger, aber ansonsten ziemlich gewöhnlicher Burger. Unser Urteil: Dafür sind 29,80 Euro zu teuer.
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
