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Bitter fürs Fußballmuseum: Mehr als ein Drittel weniger Geld von Sponsoren
Finanzausschuss
Es waren nicht nur positive Nachrichten, die Fußballmuseums-Chef Manuel Neukirchner den Finanzpolitikern im Dortmunder Rat überbrachte. Jetzt müsse die Stadt „den Karren mitziehen“.
Als sich Manuel Neukirchner und Dr. Klaus Berding von der Geschäftsführung des Deutschen Fußballmuseums am Donnerstag (7.11.) auf den Weg in den Dortmunder Finanzausschuss machten, wurden sie von mitleidigen Kollegenblicken begleitet. „Als ob wir vor einen Untersuchungsausschuss müssten“, erzählte Neukirchner in dem Gremium.
Seit Jahren hatten vor allem die Grünen eine Berichterstattung im Finanzausschuss gefordert. Dieses Verlangen wurde vehement, als im September bekannt wurde, dass die Stadt trotz eines positiven operativen Ergebnisses des Museums in den Jahren 2020 und 2021 insgesamt fast 660.000 Euro an Verlusten ausgleichen muss.
Und es sei bereits absehbar, teilte die Stadt am Donnerstag in einer Presseerklärung mit, dass die hierfür im Haushaltsplanentwurf „veranschlagten Mittel nicht ausreichen werden“, falls die Gesellschafter – die Stadt Dortmund und der Deutsche Fußballbund (DFB) – nicht gegensteuern. Aktuell ist für 2019 mit einem Verlust von rund 854.000 Euro zu rechnen.
Stabile Besucherzahlen
Bis zu 500.000 Euro übernehmen Stadt und DFB den Verlustausgleich je zur Hälfte, alles was darüber liegt, muss die Stadt laut Konsortialvertrag allein tragen. Man erörtere gerade mit dem DFB „Maßnahmen zur Verbesserung der Erlössituation“, so die Stadt.
Doch Neukirchner und Berding stellten zunächst die Vorteile des Museums für Dortmund heraus:
- 200.000 Besucher pro Jahr.
- 1,8 Millionen Euro an Erlösen. Damit sei das Deutsche Fußballmuseum nach dem Schokoladenmuseum in Köln das umsatzstärkste Museum in NRW.
- die Besucher des Fußballmuseums generierten außerhalb des Museumsbesuchs jährlich einen direkten Umsatz von 5,1 Millionen Euro. Davon profitierten insbesondere der Einzelhandel sowie das Gastgewerbe und die Hotellerie.
Der städtische Zuschuss habe im Jahr 2018 308.000 Euro betragen, sagte Geschäftsführer Berding – das sind 0,2 Prozent vom Gesamtetat der Stadt für Kultur und Freizeit. „Wir sprechen über Peanuts aus unserer Sicht.“
Zweitbeliebteste Sehenswürdigkeit
Neukirchner sagte: „Das Fußballmuseum ist ein großer Erfolg für den Standort Dortmund.“ Es gebe keine Kultureinrichtung in der Stadt, die wirtschaftlich so leistungsstark und effizient sei wie das Fußballmuseum. Er unterstrich die nationale Strahlkraft des Museums und seine hohe mediale Präsenz. Nach dem Signal Iduna Park sei es die zweitbeliebteste Sehenswürdigkeit Dortmunds.
Doch trotz des positiven operativen Ergebnisses – darunter versteht man das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit – könne das Museum seinen Substanzerhalt ohne Unterstützung der Gesellschafter nicht finanzieren, sagte Neukirchner: „Das muss allen klar sein, dass das von keinem Museum der Welt aus operativen Mitteln gestemmt werden kann.“
Ursache für den notwendigen Verlustausgleich sind neben den Abschreibungen vor allem die deutlich gesunkenen Sponsorengelder. Waren es 2018 noch 6,204 Millionen Euro, fließen 2019 nur noch 3,976 Millionen. Um gegenzusteuern, wurden die Gesamtaufwendungen seit 2017 um 10 Prozent reduziert. Der Etat für Marketing und Werbung wurde um 60 Prozent auf 150.000 Euro zurückgefahren, Geld für Sonderausstellungen gab es nicht.
Grüne: „Wo endet das?“
Die Sorge, die die Grünen im Rat umtreibe, so Fraktionssprecherin Ingrid Reuter, sei, „dass wir in den nächsten Jahren immer stärker mit in die Verlustabdeckung einsteigen müssen. Wo endet das?“ Angesichts der prognostizierten Besucherzahlen habe es immer geheißen, der Fall werde nie eintreten, dass die Stadt für einen Verlustausgleich in Leistung treten müsse.
Auch Utz Kowalewski, Fraktionschef von Linken & Piraten, forderte, sich an der Stelle „ehrlich zu machen“. Das Fußballmuseum werde nicht durch Kritiker beschädigt, sondern weil man nicht mit offenen Karten gespielt habe.
Neukirchner warb um Fairness
Stadtdirektor Jörg Stüdemann nannte den finanziellen Einsatz der Stadt „überschaubar“. Es gebe kein unbegrenztes Risiko; denn die Gesellschafter könnten laut Vertrag ihr Engagement nach drei Jahren überdenken. Doch man solle die Nachteile für die Stadt gegen die Vorteile abwägen, mahnte Stüdemann.
Neukirchner warb „um ein bisschen Fairness“. Der DFB habe über 17 Millionen Euro mehr „in dieses Museum gesteckt als die Stadt Dortmund.“ Seit Projektbeginn im Jahr 2009 hat der DFB mit den Baukosten, direkten Zuwendungen und durch die Vermittlung von Sponsorengeldern rund 26 Millionen Euro an Leistungen für das Fußballmuseum eingebracht. Die Stadt hat bislang rund 9 Millionen beigesteuert, insbesondere durch Verlustübernahmen, direkte Zuwendungen, die Bereitstellung des Grundstücks und die Vermittlung von Sponsorenbeiträgen.
Hinter verschlossenen Türen ging’s weiter
Nachdem die Sponsorenverträge (VW und Adidas) nicht mehr so üppig ausfielen, habe der DFB gesagt, „jetzt ist auch mal ein Stück die Stadt dran“, sagte Neukirchner. Sie müsse „den Karren mitziehen“. Er haute damit in dieselbe Kerbe wie im Oktober der neue DFB-Präsident Fritz Keller, als er erklärte: „Wir haben der Stadt ein Haus geschenkt, jetzt müssen dafür aber auch die Strom- und Betriebskosten getragen werden.“
Udo Reppin, finanzpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, äußerte sich besorgt, weil man das Marketing zurückgefahren und kein Geld für Sonderausstellung habe. „Das ist relativ gefährlich für Museen.“
Weiteres wurde mit Hinweis auf schützenswerte Belange von Vertragspartnern hinter verschlossenen Türen diskutiert.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
