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Fußballmuseum schreibt 2019 rote Zahlen: Stadt muss mit Steuergeld für Ausgleich sorgen
Deutsches Fußballmuseum
Es gibt Gesprächsbedarf zwischen der Stadt und dem Deutschen Fußballbund (DFB): Das Nationale Fußballmuseum rutscht 2019 erstmals in die roten Zahlen. Die drohen auch in den Folgejahren.
Seit der Eröffnung im Oktober 2015 ist es den Verantwortlichen des Fußballmuseums gelungen, jedes volle Geschäftsjahr mit schwarzen Zahlen abzuschließen. Wenn auch mit sinkender Tendenz. 2016 waren es knapp 1,6 Millionen Euro, 2017 immer noch knapp 1,2 Millionen Euro. Auch 2018 schloss das Fußballmuseum mit einem Plus von 1,06 Millionen Euro ab.
Es droht das vorläufig letzte Mal gewesen zu sein: Für das laufende Jahr baut sich erstmals ein Minus auf. „In 2019 wird im Vergleich zu den Vorjahren . . . ein Jahresfehlbetrag erwartet“, heißt es im aktuellen Beteiligungsbericht der Stadt Dortmund.
Wie hoch das Defizit am Jahresende ausfällt – darüber hüllen die beiden Gesellschafter Stadt und DFB, die das Museum je zur Hälfte tragen, den Mantel des Schweigens. Der DFB macht trotz mehrfacher Anfrage die Schotten dicht. „Zu laufenden Geschäftsjahren geben wir grundsätzlich keine Auskunft“, heißt es. Ebenso unbeantwortet blieb die Frage, welche Prognosen die für jeweils fünf Jahre erstellten Wirtschaftspläne vorsehen.
Die Stadt wird stärker zur Kasse gebeten als der DFB
Der aktuelle Haushaltsentwurf der Stadt für 2020 und 2021 gibt da mehr Aufschluss: Demnach droht dem Museum 2020 ein Verlust von umgerechnet 542.000 Euro. 2021 könnten es sogar 610.000 Euro sein. Den größten Teil davon muss die Stadt tragen.
Damit greift erstmals die von Kritikern bemängelte Vereinbarung, die Stadt und DFB im Konsortialvertrag festgeschrieben haben: Bis zu einem Verlust von 500.000 Euro haften Stadt und DFB zu gleichen Teilen. Für alles, was darüber hinausgeht, kommt einseitig die Stadt in die Pflicht – während der DFB sein Risiko auf 250.000 Euro begrenzt. Das schlägt sich auch im Entwurf für den Doppelhaushalt der Stadt nieder: Nach Auskunft der Kämmerei plant die Stadt für 2020 einen eigenen Verlustausgleich von 292.000 Euro ein und für 2021 sogar 360.000 Euro.
Kämmerer Jörg Stüdemann hat das längst auf dem Radar. Um nicht kalt erwischt zu werden, legte er bereits vor Monaten „vorsorglich“ 250.000 Euro für 2019 und die gleiche Summe für 2020 in den Stadthaushalt ein. Das scheint nicht gereicht zu haben.
Wie Stüdemann auf Anfrage betont, sei das reine Betriebsergebnis des Museums „unproblematisch“. Das Haus arbeite im operativen Bereich kostendeckend. Das Problem seien die „Abschreibungen auf die technischen Anlagen“, die nun ins Kontor schlügen und das Gesamtergebnis ins Defizit trieben.
Umstrittene Klausel soll neu verhandelt werden
Die Stadt bemüht sich gegenzusteuern. Stüdemann spricht von „derzeit strategisch wichtigen Beratungen beider Gesellschafter.“ Zudem drehe es sich in den Gesprächen um künftige Investitionen, die notwendig seien, das Fußballmuseum auf Dauer attraktiv zu halten.
Tatsächlich geht es wohl auch um die umstrittene Vereinbarung im Konsortialvertrag, die das Risiko einseitig zu Lasten der Stadt verschiebt. Die bisherigen Gespräche mit dem DFB haben daran nichts geändert. Nach der Wahl des neuen DFB-Präsidenten Fritz Keller will die Stadt nun einen erneuten Anlauf nehmen.
Sie könnte aber auch zu einer weiteren Klausel im Konsortialvertrag greifen, die bislang weitgehend unbekannt ist: Demnach muss die Stadt mögliche Defizite zwar über Gebühr ausgleichen – aber nicht auf unbegrenzte Zeit. Kommt es im dritten Jahr in Folge zu hohen Defiziten, könne einer der beiden Gesellschafter darauf drängen, dass der Betrieb des Fußballmuseums „neu strukturiert“ und das Risiko anders verteilt wird, heißt es.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.