
© Thomas Thiel
Warum Christoph Daum die Regensburger Domspatzen durch das Deutsche Fußballmuseum führte
Ungewöhnliche Museumsführung
So eine Museumsführung hat das Deutsche Fußballmuseum noch nicht erlebt: Christoph Daum zeigte am Mittwoch den Regensburger Domspatzen die Ausstellung – und wartete mit einer steilen These auf.
Ein weltbekannter Knabenchor, einer der berühmtesten Fußballtrainer Deutschlands und der Kapitän der Europameister-Elf 1980 gehen ins Museum – was sich wie der Anfang eines Witzes anhört, ist am Mittwoch in Dortmunds City tatsächlich passiert.
Die Regensburger Domspatzen schauten sich an einem freien Tag ihrer Deutschland-Tour das Deutsche Fußballmuseum an – und ihr findiger PR-Manager hatte alte Beziehungen spielen lassen und ihnen prominente Museumsführer organisiert: Ex-Bundesligatrainer Christoph Daum und die Duisburger Fußball-Legende Bernard Dietz begleiteten die jungen Sänger durch die Ausstellung, in der sie selbst auch vorkommen.
Daum legt Zwischenstopp auf dem Weg zu Geburtstagsfeier ein
Besonders Christoph Daum zieht an diesem Mittwochnachmittag die Blicke der anderen Museums-Besucher auf sich. Der ehemalige Star-Trainer hat einen Zwischenstopp in Dortmund eingelegt, eigentlich ist er mit seiner Frau mit dem Zug unterwegs nach Berlin. Er hat nur drei Stunden Zeit, dann geht sein Anschlusszug in die Hauptstadt, wo Daum in seinen Geburtstag reinfeiert. Entsprechend schick läuft er in Dortmund auf: In seinem blauen Anzug samt schwarzer Weste, Krawatte und Leder-Slippern könnte man ihn sofort an die Seitenlinie eines Champions-League-Finales stellen.

Ex-Startrainer vor Weltmeister-Ball: Christoph Daum erklärte seinen Zuhörern, wie schwer so ein Lederball bei Regen werden kann. © Thomas Thiel
Stattdessen steht Daum nun neben dem sichtlich stolzen Museumsdirektor Manuel Neukirchner vor dem dramatisch angeleuchteten WM-Final-Ball von 1954 und erklärt rund 20 jungen Regensburger Chorknaben, wie schwer ein Lederball bei Regen wird, wenn er sich mit Wasser vollsaugt: „Wenn du den geköpft hast, war das wie ein Stein“, erzählt der Noch-65-Jährige von seinen eigenen Fußball-Erfahrungen in den 1960ern. „Danach hattest du das Muster der Naht auf der Stirn!“ Wie oft er ihn geköpft hat, hat er nicht erzählt.
Anspielung auf Kokain-Affäre 2000 verpufft
Es ist eine launige Reise durch die deutsche Fußball-Geschichte, auf die Daum seine Reisegruppe mitnimmt. Nicht alles verstehen seine 7- bis 15-jährigen Zuhörer: „Ich wäre ja auch mal fast Nationaltrainer geworden, da habe ich mich aber dagegen entschieden, Ha, Ha!“
Für die Anspielung auf die legendäre Kokain-Affäre 2000, die ihn seine eigentlich schon feststehende Berufung als National-Coach kostete, erntet Daum nur einen pflichtschuldigen Lacher, nämlich von seiner Frau.

Die legendären Scheiben, über die Christoph Daum einmal seine Leverkusener Spieler laufen ließ, werden auch im Fußballmuseum ausgestellt. © Thomas Thiel
In der Bundesliga-Sektion des Museums ist Daum dann endgültig in seinem Element: Vor dem Exponate-Tisch, in dem ein Teil der berühmten Scherben ausgestellt ist, über die Daum einmal seine Spieler laufen ließ, gestikuliert er wie wild. „Die waren gar nicht so scharf, eher wie Scherben am Strand, die vom Sand und dem Wasser abgeschliffen waren“, sagt Daum über die Scherben, die ihm den Ruf eines Motivations-Gurus eingebracht haben.
Daums Erfolg machte Klopps Wechsel erst möglich
Und dann ist da noch Daums alte VfB-Stuttgart-Jacke aus der Meistersaison 1992 einen Raum weiter. Zu ihr hat der Ex-Trainer eine ganz besondere Geschichte. Die Jacke war ihm damals im Trubel der Meisterfeierlichkeiten geklaut worden, mitsamt einer Dose Talismanen. 15 Jahre später, Daum war inzwischen Trainer des 1.FC Köln und hatte die Jacke schon längst vergessen, wurden ein paar Kölner Fans des 1.FC Köln bei ihm vorstellig.

Christoph Daum vor seiner Meister-Trainingsjacke von 1992. Sie brachte ihm 16 Jahre später Glück – und beeinflusste damit über drei Ecken Jürgen Klopps Entscheidung, zum BVB zu wechseln. © Thomas Thiel
Sie gaben ihm seine alte Jacke samt Talismanen zurück, sie sollte dem „Effzeh“ Glück im Aufstiegskampf der 2. Bundesliga bringen. „Das tat sie auch, wir stiegen auf!“, erzählt Daum lachend.
Mit diesem Aufstieg habe er auch indirekt die jüngere Fußball-Geschichte Dortmunds beeinflusst, sagt Daum mit einem Augenzwinkern. Denn wegen Köln musste Mainz 05 als Tabellenvierter in der 2. Liga bleiben, worauf sich ein junger Mainzer Trainer zu einem Wechsel durchrang: Jürgen Klopp ging zum BVB. „Eigentlich muss mir der BVB für Klopp danken!“, scherzt Daum.
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
