
Vielleicht ist es der Sommerferienzeit geschuldet - aber die Art und Weise, wie die Stadt im Verbund mit Land und Fachhochschule (FH) im Nebensatz einer Pressemitteilung das Aus für eines der größten städtebaulichen Projekte in Dortmund verkündet, mutet schon sehr seltsam an. Immerhin war der Umzug der FH der Anker für die Entwicklung des „Smart Rhino“-Projekts auf dem früheren HSP-Gelände.
Tatsächlich wirft das lapidar verkündete Aus für einen großen Traum Fragen auf. Offensichtlich ist der FH-Umzug an der fehlenden Bereitschaft des Eigentümers, der Thelen-Gruppe, gescheitert, die nötigen Grundstücke für die FH-Ansiedlung an das Land zu verkaufen.
Jetzt darf man gespannt sein, ob und welchen Plan B der Investor in der Schublade hat. Für das ehrgeizige Städtebauprojekt, das in Teilen schon zur Internationalen Gartenschau (IGA) 2027 fertig sein sollte, ist das Scheitern des FH-Umzugs auf jeden Fall ein Rückschritt.
FH´statt Digitalquartier?
Fragen wirft aber auch das schnelle Umschwenken in Sachen FH-Umzug auf. Jetzt soll der FH-Campus an der nördlichen Speicherstraße im Hafen angesiedelt werden. Ein Areal, das eigentlich als „Digitalquartier“ entwickelt werden soll.

Zurzeit wird auf Basis des hervorragenden Konzepts des dänischen Architekturbüros Cobe am Bebauungsplan für das Gebiet gearbeitet. Bürogebäude, aber auch ein Berufskolleg der Stadt und Gastronomie sollen dort angesiedelt werden.

Die Aussichten für die Vermarktung der Flächen seien gut. Es gebe schon jetzt ein „Rieseninteresse“, verkündete Ludger Schürholz als Geschäftsführer der zuständigen Entwicklungsgesellschaft „dport“ bei einem Bürgerdialog im März dieses Jahres.
Will man all diesen Interessenten jetzt absagen? Spielt die attraktive Fläche am Hafen für die Wirtschaftsförderung und die Schaffung neuer Jobs keine Rolle mehr?
Natürlich wäre die Ansiedlung der FH im Dortmunder Norden eine gute Sache, aber ist letztlich nur eine Verlagerung. Und man fragt sich, ob es klug ist, nach dem Scheitern des bisherigen Konzepts für „Smart Rhino“ gleich das zweite große städtebauliche Projekt in Frage zu stellen.
Zumindest droht ein Zeitverzug. Zur Erinnerung: 2019 war die Idee aufgekommen, die FH auf dem früheren HSP-Gelände anzusiedeln. 2020 war eine Machbarkeitsstudie zu dem Schluss gekommen, dass dies grundsätzlich umsetzbar sei.
Im Juni 2021 war dann von der NRW-Landesregierung eine Wirtschaftlichkeitsprüfung dazu in Auftrag gegeben worden, deren Ergebnis nun vorliegt und die FH-Pläne als unwirtschaftlich bewertet - wegen der Grundstücksfrage.
Jetzt soll es ein Umzugskonzept für die FH zum Hafen auf Basis der Cobe-Pläne entwickelt und dann eine neue Wirtschaftlichkeitsprüfung in Auftrag gegeben werden. Dauert die dann wieder zwei Jahre? Das wäre fatal.
Zuletzt hieß es, der Bebauungsplan für die nördliche Speicherstraße soll 2024 beschlossen werden. Das steht jetzt infrage. Doch die Entwicklung der Speicherstraße darf nicht wie das „Smart Rhino“-Projekt eine jahrelange Hängepartie werden. Oder gar so enden wie die unendliche Geschichte vom „Boulevard Kampstraße“...
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