Die Zukunft des Dortmunder Hafens OB Westphal verspricht ein „Quartier für alle“

Speicherstraße wird grünes Band am Hafen: Bürgerdialog zum Hafenquartier
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Die letzten Bürgerdialoge zur Entwicklung des Hafens fanden als Rundgänge vor Ort statt, um das schon Erreichte zu zeigen - allen voran die neu angelegte Hafenpromenade an der Speicherstraße. Am Donnerstagabend (9.3.) traf man sich wieder online - schließlich ging es um Projekte, die noch nicht zu sehen oder nur ansatzweise vorhanden sind.

Zu diesen Ansätzen gehört etwa das Gerippe der alten Knauff-Interfer-Stahlhalle an der nördlichen Speicherstraße. Sie soll zum Mittelpunkt des geplanten „Digitalquartiers“ werden. Die Entwürfe dazu hat das dänische Architekturbüro Cobe als Sieger eines Wettbewerbs geliefert. Und die sind inzwischen als Rahmenplan weiter gediehen, wie die aus Kopenhagen zugeschaltete Cobe-Landschaftsarchitektin Lene Zingenberg aus Kopenhagen berichtete.

Mitten auf der Brachfläche an der nördlichen Speicherstraße steht das Gerippe der alten Stahlhalle, die zum Mittelpunkt des neuen Digitalquartiers werden soll.
Mitten auf der Brachfläche an der nördlichen Speicherstraße steht das Gerippe der alten Stahlhalle, die zum Mittelpunkt des neuen Digitalquartiers werden soll. © Hans Blossey

„Eine lebendige Nachbarschaft zwischen Grün und Blau“, verspricht Lene Zingenberg. Wobei das Blau für das Wasser im Hafenbecken steht. Der Anteil des Grüns, das bald entlang der nördlichen Speicherstraße sprießen soll, ist gegenüber den ersten Entwürfen deutlich gewachsen. Man habe Anregungen aus früheren Bürgerdialog-Veranstaltungen aufgenommen, erklärte die Architektin.

So soll es an der alten Stahlhalle als Teil des Hafenquartiers aussehen.
So soll es an der alten Stahlhalle als Teil des Hafenquartiers aussehen. © Cobe

Das Ergebnis: Die nördliche Speicherstraße soll nicht mehr schnurgerade verlaufen, sondern bekommt zwei „Knicke“ und wird deutlich schmaler. So bleibt mehr Raum für Grün zwischen Speicherstraße und der Trasse der Hafenbahn. In dem deutlich breiteren Grünstreifen ist dann neben einem mäandernden Fuß- und Radweg auch Platz für Spielpunkte. Außerdem entstehen in Höhe des Silo-Gebäudes und des Hafenstrands von „Herr Walter“ neue Plätze, die zu „schönen Aufenthaltsorten“ werden sollen, wie es Lene Zingenberg beschrieb.

Der aktuelle Entwurf des Rahmenplans zeigt, dass die nördliche Speicherstraße zum grünen Band entlang der neuen Hafenpromenade wird. Auch eine H-Bahn-Station ist dort schon vorgesehen.
Der aktuelle Entwurf des Rahmenplans zeigt, dass die nördliche Speicherstraße zum grünen Band entlang der neuen Hafenpromenade wird. Auch eine H-Bahn-Station ist dort schon vorgesehen. © Cobe

Das alte Silogebäude bleibt im überarbeiteten Entwurf ebenso erhalten wie der „Speicher 100“ und natürlich der Überrest der Stahlhalle, unter deren Dach Einbauten etwa für Gastronomie oder Geschäfte vorgesehen sind.

Drumherum sollen Neubauten entstehen, die sich in der Höhenentwicklung dem Bestand anpassen - etwas niedriger entlang der Kleingärten im Westen, etwas höher in Richtung Hafenpromenade. „Die Mischung aus Alt und Neu soll das Quartier definieren“, sage Lene Zingenberg. Oberbürgermeister Thomas Westphal versprach eine „luftige Bebauung“ und ein „Quartier für alle“.

Ein Speicher für Mobilität

Der wohl erste Neubau, der entstehen wird, ist das Parkhaus an der Ecke zur Bülowstraße, für das - ebenfalls nach einem Wettbewerb - das Dortmunder Architekturbüro Scheffler Helbich (SHA) die Pläne geliefert hat. Wobei Parkhaus das falsche Wort ist. Vom „Mobilitätsspeicher“ ist die Rede. „Wir bauen nicht nur eine Verwahrstation für Pkw“, erklärte SHA-Architekt Marc Horstmeier. Neben rund 680 Pkw-Stellplätzen sind so auch 122 Fahrrad-Stellplätze, eine Reparatur- und E-Roller-Station vorgesehen.

So soll der „Mobilitätsspeicher“ an der Speicherstraße/ Ecke Bülowstraße aussehen.
So soll der „Mobilitätsspeicher“ an der Speicherstraße/ Ecke Bülowstraße aussehen. © SHA

Das alles ist flexibel angelegt, betonte Horstmeier. Das heißt, dass die Aufteilung dem Stand der Verkehrswende angepasst werden kann - bis hin zum Teilrückbau eines Gebäudeteils, das dann ebenfalls zum Bürohaus werden könnte. „Diese Wandlungsfähigkeit war auch ein entscheidendes Kriterium bei dem Wettbewerb“, verriet Wirtschaftsförderer Arne van den Brink. Zeichen setzen außerdem die begrünte Fassade, das Photovoltaik-Dach und ein grüner Dachgarten als öffentliche Fläche für Sport und Spiel.

Beide Konzepte überzeugten auch die 70 Zuhörer des virtuellen Bürgerdialogs. Es gab nur wenige Nachfragen - etwa nach Parkplätzen für Touristenbusse und den Aussichten für die Vermarktung der Flächen. „Es gibt schon jetzt ein Rieseninteresse“, konnte dazu Ludger Schürholz als Geschäftsführer der zuständigen Entwicklungsgesellschaft „dport“ berichten.

Bebauungsplan in Arbeit

Bis tatsächlich die ersten Neubauten an der nördlichen Speicherstraße entstehen, dauert es aber noch ein wenig. Denn erst einmal muss das nötige Baurecht geschaffen werden. Stadtplanerin Birgit Niedergethmann kündigte für den Sommer den Entwurf für den Bebauungsplan an, der eng angelehnt an den Rahmenplan von Cobe zurzeit erarbeitet wird.

Mit der Rückendeckung der Politik soll der Entwurf dann im Oktober und November öffentlich ausgelegt werden. Dann können Bürgerinnen und Bürger noch Anregungen und Wünsche einbringen. 2024 könnte der Bebauungsplan dann als Satzung beschlossen werden und damit Rechtskraft bekommen.

Der Bürgerdialog geht derweil weiter. Das Verkehrskonzept soll eines der nächsten Themen sein - wobei klar ist, dass beide Abschnitte der Speicherstraße weitgehend autofrei sein werden. Stattdessen soll eine neue Buslinie und eventuell sogar die H-Bahn durch die Speicherstraße fahren. Zwei Haltepunkte dafür sind im Rahmenplan von Cobe bereits vorgesehen.

Der nächste Bürgerdialog-Termin steht schon fest: Am 15. Mai soll es das nächste Treffen geben. „Dann wieder vor Ort am Wasser“, kündigte Oberbürgermeister Thomas Westphal an.

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