Kosten für „Heimathafen“ fast verdreifacht Bauprojekt an Speicherstraße wird immer teurer

Kosten für „Heimathafen“ fast verdreifacht: Bauprojekt wird immer teurer
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Ein bisschen Verzweiflung klingt schon durch bei der jüngsten Mitteilung der Stadt in Sachen „Heimathafen“: Für das Bauprojekt an der Speicherstraße wird erneut ein Nachschlag fällig, Es ist die inzwischen vierte Kostenerhöhung.

Es gelte, „inmitten der Hafenentwicklung einen kostspieligen Baustopp mit ungewissem Ausgang und möglichen Fördermittelrückzahlungen zu verhindern“, heißt es.

Die Stadt will nun einen Nachschlag von 750.000 Euro bewilligen - in der Hoffnung, dass EU, Bund und Land wie vorher schon einmal auch die Fördersumme entsprechend anpassen. Der Rat soll darüber in seiner März-Sitzung entscheiden.

„Die Stiftung Soziale Stadt als Bauherrin und Trägerin zahlreicher weiterer sozialer Strukturen in Dortmund hat keine andere Möglichkeit, die für die Fertigstellung unerlässlichen Mittel aufzubringen“, teilt die Stadt dazu mit.

Das frühere Gebäude eines Fuhrunternehmens soll ein „integratives Beratungs- und Bildungshaus“ und damit ein sozialer Ankerpunkt unter anderem für Zuwanderer an der Speicherstraße im Hafen werden.

Eigentlich sollte der „Heimathafen“ in dem 120 Jahre alten Gemäuer längst eröffnet sein. Doch Planung und Bau verzögerten sich immer wieder. Und es wurde immer teurer.

2017 waren zunächst 3,7 Millionen Euro aus Städtebaufördermitteln von Bund, Land und EU bewilligt worden. Anfang 2019 war dann von Gesamtinvestitionskosten von 5,97 Millionen Euro, ein weiteres Jahr später von 8,12 Millionen Euro die Rede.

Im August 2022 wurde dann mit 9,2 Millionen Euro kalkuliert und ein Nachschlag von 1,1 Millionen Euro bewilligt. Jetzt ist man bei fast 10 Millionen Euro gelandet - fast das Dreifache der ursprünglich kalkulierten Summe.

Kriegsfolgen und schwieriger Baugrund

Grund für die erneute Kostensteigerung seien weiterhin die infolge des Kriegs in der Ukraine generell gestiegenen Baupreise. „Ein erheblicher Teil der entstandenen Mehrkosten aber geht zurück auf die Folgen des schwierigen Baugrunds und der sich daraus ergebenden Verzögerungen im Baufortschritt: So fallen laufende Kosten zum Beispiel für Gerüste, Versorgungseinrichtungen und die Baustelleneinrichtung deutlich länger an, als geplant war“, erklärt die Stadt.

Dazu komme, dass durch eine verspätete Lieferung von Fassadenelementen ein ursprünglich nicht einkalkulierter Witterungsschutz für die Treppenhausfassade und die Türöffnungen erforderlich wurde.

Heimathafen-Baustelle an der Speicherstraße
Das aktuelle Bild zeigt, dass auf der Baustelle an der Speicherstraße noch viel zu tun ist. © Oliver Volmerich

Insgesamt mache das mit dem Rohbau beauftragte Unternehmen dafür Mehrkosten in Höhe von 685.000 Euro geltend, rechnet die Verwaltung vor. Mit der ungeplanten Verlängerung der Bauzeit in den Winter wurde zudem eine Bauheizung erforderlich. Diese schlägt im Verbund mit den gestiegenen Energiekosten mit weiteren 65.000 Euro zu Buche.

Baustopp könnte teuer werden

Mit der zusätzlichen Investition von 750.000 Euro würde die Stadt einen Gesamtanteil von etwa 2,69 Millionen Euro an der Investition von dann 9,97 Millionen Euro tragen. Der Großteil von knapp 7,3 Millionen Euro stammt aus Fördermitteln der EU, des Bundes und des Landes NRW. Man bereite aber bereits einen Antrag auf weitere Fördermittel von EU, Bund und Land NRW vor, heißt es in der Mitteilung der Stadt. Damit könnte sich der städtische Eigenanteil nachträglich wieder reduzieren.

Das „Heimathafen“-Gebäude (Bildmitte)
Das „Heimathafen“-Gebäude (Bildmitte) reiht sich ein in eine ganze Reihe von Bauprojekten an der Speicherstraße im Hafen. © Hans Blossey

Und man ist zugleich bemüht, der Politik vor Augen zu führen, dass es eigentlich keine Alternative gibt und ein Baustopp noch teurer werden könnte.

„Ein Baustopp könnte bedeuten, dass die Stadt die bereits genehmigten Fördermittel in Höhe von 7,3 Millionen Euro vollständig zurückzahlen muss, wenn der Heimathafen nicht rechtzeitig in Betrieb genommen wird. Hinzu kommen Schadensersatzansprüche von bereits beauftragten Firmen, wenn deren Leistungen nach einem Baustopp nicht mehr abgerufen würden. Diese belaufen sich potenziell auf rund 3 Millionen Euro.“

Klar ist, dass sich auch die Fertigstellung, die schon vor Jahren avisiert war, weiter verschiebt. Vor einem Jahr wurde noch Ende 2022 als Termin für eine Eröffnung des „Heimathafens“ genannt, im Sommer war dann vom zweiten Quartal 2023 die Rede. Jetzt heißt es: „Die Fertigstellung ist aktuell für Ende Juli 2023 geplant.“

Wer die Baustelle vor Ort sieht, weiß, dass bis dahin noch viel zu tun ist.

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