
© Holger Bergmann
Birgit Pflügers 1000-Quadratmeter-Garten wird immer japanischer
Garten-Serie
Als Birgit Pflüger vor 20 Jahren den Garten ihrer Mutter übernahm, wurde noch klassisch Gemüse angebaut. Heute ist ein Gang in den Garten eine Reise in ein anderes Land.
Mit dem Garten ihrer Mutter hatte Birgit Pflüger eigentlich nie etwas am Hut. Fleißige Lieschen, Männertreu und Gemüse. Langweilig fand sie das. Als ihre Mutter den Garten vor 20 Jahren nicht mehr pflegen konnte und ihn ihr übergab, baute Birgit Pflüger das Grundstück am Steinsweg in Oespel komplett um.
Zunächst ohne Plan, wie sie beteuert. Wagenladungen Erde ließen sie und ihr mittlerweile verstorbener Ehemann ankarren, um das Niveau des Bodens mit den Wegen und der Terrasse anzugleichen. Gepflanzt wurde, was gefiel.

Überall in dem Garten finden sich Sitzgelegenheiten. Auch das Mauerwerk ist selbstgemacht. © Holger Bergmann
Was nicht gefiel, war zum Beispiel die insgesamt 180 Meter lange Buchsbaum-Hecke. „Zu viel Arbeit“, so Birgit Pflüger. Die meisten Buchsbäume wurden verkauft, die restlichen einzel eingepflanzt und zu Kugeln modelliert. Im vergangenen Jahr vernichtete der Buchsbaumzünsler diese Pflanzen.
Alles selbstgebaut
Als das Paar die „Gärten der Welt“ in Berlin besuchten, kam System in die Gartenplanung. Vor allem als Birgit Pflüger merkte, dass bis auf drei Pflanzen alle Elemente eines japanischen Gartens bereits vorhanden waren, wurde klar: Das wird jetzt ein japanischer Garten.

Nicht nur viele Pflanzen sind japanisch, sondern auch ihr Schnitt. © Holger Bergmann
Ihr Gespür für Pflanzen und sein Talent, einfach alles selbst zu bauen, brachten den 1000 Quadratmeter großen Garten in Form. Eine Brücke über den 30 Quadratmeter großen Koi-Teich, ein Torbogen und ein Teehaus sind jetzt die prägenden Elemente des Gartens.
Mittlerweile hat sich Birgit Pflüger thematisch eingearbeitet, kennt jede ihrer Pflanzen mit dem botanischen Namen. Das hat einen Grund. Wenn sie auf Reisen geht und im Ausland nach schönen Pflanzen sucht, kann sie sich sofort verständliche machen, ohne die Landessprache zu sprechen. So kommen immer neue Pflanzen in den Garten, der damit immer japanischer wird.

Die Kois, die Birgit Pflüger hier füttert, sind 15 Jahre alt und entsprechend groß. © Holger Bergmann
Andersherum bekommt sie selbst Besucher, sie sich ihren Garten anschauen. Seit vielen Jahren öffnet sie ihren Garten für die Aktion „Offene Gärten“ des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Weil die Aktion in diesem Jahr Corona-bedingt ausfiel, empfing sie Gartenfreunde nach Terminabsprache.
Schöne Blüten und farbenfrohes Laub
Der Garten findet immer wieder Beachtung. Denn dort wachsen allein 37 verschiedene Farne und 25 Hortas. Die momentane Bepflanzung schenkt den Gartenbesuchern schöne Blüten und jahreszeitlich bedingt farbenfrohes Laub.

Das selbst gebaute Teehaus im japanischen Stil ist für Birgit Pflüger und ihren Neffen Max ein Highlight des Gartens. © Holger Bergmann
Die japanischen Kaisereichen zum Beispiel sind momentan knackig grün. Ihr Laub verlieren sie erst im Frühjahr und werden vorher im Winter noch richtig bunt – „prachtvoll“, meint Birgit Pflüger.
Rund einen halben Tag pro Woche investiert Birgit Pflüger an Zeit in ihren Garten. Mittlerweile hilft ihr Neffe Max ihr regelmäßig bei der Arbeit: „Man kann immer irgendetwas verbessern“, meint der.
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
