
© Björn Althoff
Weniger Biontech – Ärzte aus Dortmund sind fassungslos
Corona-Impfung
Impfen, impfen, impfen – das ist der Auftrag an die Ärzte in der Bekämpfung der vierten Corona-Welle. Doch jetzt heißt es: Die Praxen bekommen weniger Biontech. Ärzte aus Dortmund sind entsetzt.
In den Whatsapp-Gruppen ist die Aufregung groß. Was soll das, fragen sich viele niedergelassene Ärzte in Dortmund. Am Freitagabend haben sie von einer kurzfristigen Mitteilung aus dem Bundesgesundheitsministerium erfahren: Ab sofort bekommen sie weniger Biontech.
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, ärgert sich beispielsweise Ärztin Miriam Gizbili. Erst fordere die Politik, dass niedergelassene Ärzte wie sie das Tempo beim Erst-, Zweit- und vor allem Booster-Impfen anziehen sollten. Und dann das.
Ärzte aus Dortmund stellen sich auf Diskussionen ein
800 Impf-Termine habe man schon mit Patienten gemacht für die Zeit bis Weihnachten, erklärt sie. Die Praxis an der Saarlandstraße, in der sie gemeinsam mit zwei Kollegen praktiziert, öffnet sogar an Samstagen. Müsse sie nun den ganzen Zeitplan über den Haufen werfen, viele Termine wieder absagen?
Mindestens werde man sich auf Diskussionen einstellen müssen, schätzt Prosper Rodewyk, Bezirkssprecher der Kassenärztlichen Vereinigung und Arzt mit Praxis in Hörde. Auch er habe schon gehört, dass er wohl weniger Fläschchen Biontech bekommen werde. Und stattdessen Impfstoff von Moderna.

Dr. Prosper Rodewyk ist Bezirkssprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, also Sprecher der niedergelassenen Ärzte in der Region Dorttmund. © Björn Althoff
Drohen die Moderna-Fläschchen abzulaufen?
„Der Hintergrund sei wohl, heißt es, dass reichlich Moderna da ist, dass das aber abzulaufen droht“, so Rodewyk. Also Moderna statt Biontech für die Patienten – ausgerechnet das Vakzin, das bisher so gut wie nicht zu bekommen war für die Arztpraxen.
„Spikevax“ von Moderna ist wie „Comirnaty“ von Biontech ein mRNA-Impfstoff. Dennoch rechnen viele Dortmunder Ärzte nun mit einem erhöhten Aufklärungsbedarf, mit mehr Fragen von den Patienten. Und das könne natürlich leicht den Zeitplan zerschießen, wenn man eigentlich Tempo machen solle.
Nicht für Schwangere und Menschen unter 30
Rodewyk bemüht sich dennoch, positive Aspekte zu sehen, nach der auch für ihn völlig überraschenden Nachricht. „Wenn wir reichlich Moderna bekommen, ist es ja immerhin gut.“ Ein Vorteil könne sein, dass man aus einem Fläschchen Moderna beim Boostern sogar 20 Impfdosen bekomme. Und in Krankenhäusern und Impfzentren sei der Impfstoff ja stark eingesetzt worden.
Die Aussage der Stiko: Egal, ob Moderna oder Biontech – beides würde sich gleich gut zum Boostern eignen. Nur für zwei Gruppen nicht: Menschen unter 30 sowie Schwangere sollen Biontech bekommen, kein Moderna.
Genau das ist ein weiterer Punkt, der Miriam Gizbili ärgert: Der Plan mit den 800 Terminen bis Weihnachten stehe doch. Und jetzt müsse man alles wieder durchschauen und das Alter der Patienten abgleichen.
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
