
© Oliver Schaper
Dortmunder Arzt zu Laumann: „Habe noch nie Golfschläger in der Hand gehabt“
Nach Laumanns Unterstellung
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat die Ärzte aufgefordert, samstags gegen Corona zu impfen statt zu golfen. Der Dortmunder Hausarzt Dr. Andreas Bellmunt hat darauf die passende Antwort.
Über Mangel an Arbeit kann sich Dr. Andreas Bellmunt, seit 2006 niedergelassener Hausarzt mit einer Praxis in der Dortmunder Nordstadt, nicht beklagen. Er ist bereits morgens um kurz vor halb acht Uhr in seiner Praxis an der Münsterstraße.
Sein Arbeitstag beginnt aktuell damit, die Biontech-Spritzen für die Vormittags-Sprechstunde vorzubereiten. Die Nachfrage nach Impfungen sei in den letzten Wochen deutlich gestiegen, berichtet er am Donnerstag (18.11.).
Zwei Tage zuvor hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann die Ärzte angesichts davon galoppierender Infektionszahlen aufgefordert, beim Impfen gegen Corona an Tempo zuzulegen und samstags zu impfen statt zu golfen. „Statt Golfplatz am Samstag Impfen am Samstag“, sagte der Minister mit Blick vor allem auf das Boostern.
Jeden Tag wird geimpft
„Das fand ich etwas maliziös“, sagt Bellmunt, „ich kenne kaum Hausärzte, die golfen gehen. Ich selbst habe noch nie einen Golfschläger in der Hand gehabt.“ Bellmunt und sein Team impfen jeden Tag – „mit Termin und limitiert“, sagt er, sonst leide die reguläre Patientenversorgung.
Die Corona-Schutzimpfungen seien wegen der begleitenden Bürokratie „ein Höllenaufwand“ etwa im Vergleich zu den Grippeschutzimpfungen, bei denen man nur zwei Etiketten in den Impfpass und die Patientenakte kleben und einen Vermerk in den Computer eintragen müsse. Bei der Corona-Schutzimpfung müssten die Patienten neben der Aufklärung auch nach dem Piks noch ein Weilchen in der Praxis warten.
„Die Biontech-Spritzen halten auch nur sechs Stunden. Man muss das organisieren, damit am Ende kein Impfstoff verfällt. Das ist nicht so trivial“, sagt der Mediziner. Seine Praxis schafft es, sechs bis zwölf Leute am Tag zu impfen. Nach der Mittagspause geht es um 14 Uhr weiter. Die Sprechstunde geht bis 17 Uhr, donnerstags bis 18.30 Uhr, mittwochs und freitags bis 12 Uhr.
Impfaktion spontan überlegt
Um die Impfquote zu erhöhen, schiebt seine Praxis jetzt auch am Samstag Impfdienst, bietet Erst-, Zweit- und die Booster-Impfungen an – und ist damit der Aufforderung von Minister Laumann zuvorgekommen. „Wir haben uns das spontan in der vergangenen Woche überlegt“, sagt Bellmunt, „wir wollen möglichst vielen Patienten ein Impfangebot machen.“ Sein Team zieht dabei mit.
Bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KVWL) lief der Hausarzt mit dem zusätzlichen Angebot offene Türen ein. Am Mittwochabend (17.11.) habe er von der KVWL Westfalen-Lippe eine Mail bekommen, mit dem Aufruf, beim „Adventsimpfen“ mitzumachen.
Weil die Menschen am Samstag, 20.11., spontan von 9 bis 14 Uhr, in der Münsterstraße 119 vorbeikommen können, gebe es auch keine Terminschwänzer, die bei Nichterscheinen Impftermine verfallen ließen, sagt Bellmunt – ein Problem, das den Praxis-Alltag auch nicht einfacher macht.
Honorierung fürs Impfen angehoben
Auch deshalb und angesichts des Dokumentationsaufwands begrüßt Dr. Bellmunt, dass die Honorierung für das Impfen zuletzt „etwas angehoben wurde“. Laut Minister Laumann erhalten Ärzte am Wochenende pro Impfung 36 Euro.
Dr. Bellmunt will auch den nächsten Samstag (27.11.) dranhängen: „Ich werde mich in die Liste für die Kassenärztliche Vereinigung eintragen. Ich hoffe, dass wir nicht die einzigen sind.“ Laut „Ärztezeitung“ hat sich Minister Laumann inzwischen für seine Unterstellung bei den Hausärzten entschuldigt.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
