
© Kevin Kindel
Beschwerde über Schrottrad – Stadt reagiert monatelang nicht
autowracks@stadtdo.de
Monatelang musste ein Dortmunder täglich auf eine Fahrrad-Leiche schauen – in bester Innenstadtlage, wo viele Besucher vorbeikommen. Seine Hinweise an die Stadt blieben unbeantwortet.
Manchmal genügt eine Mail von dieser Redaktion, und der Hase läuft. Oder das Fahrrad rollt, wie in diesem Fall. Obwohl es schon verwunderlich ist, dass dieses Schrottrad, das mit demoliertem Lenker und gestohlenem Sattel über Monate vor dem Harenberg City-Center (HCC) ein trauriges Dasein fristete, noch rollen kann.
Doch von Anfang an. Bereits seit Anfang des Sommers hatte sich Rainer Risse, der seit neun Jahren am Empfang des HCC arbeitet, über das alte Fahrrad geärgert, das irgendjemand an einen Metallbügel vor dem 20-geschossigem Hochhaus am Königswall 21 angekettet haben musste, es aber nie wieder abholte.
Rad im Dornröschenschlaf interessierte keinen
Wochenlang beobachte er, wie tagtäglich Mitarbeiter des Ordnungsamtes die parkenden Autos vor dem HCC kontrollierten und Knöllchen verteilten. Doch der „Fahrradtorso“, wie er es nennt, schien niemanden aufgefallen zu sein. In einem Telefonat mit der Redaktion berichtete der 64-Jährige nun, er habe mal zwei Ordnungsamt-Mitarbeiterinnen darauf angesprochen.
„Die sagten aber, sie seien dafür nicht zuständig, sondern nur für den ruhenden Verkehr.“ Das Rad im Dornröschenschlaf interessierte sie nicht.
Also googelte Rainer Risse nach Hilfe, fand die Mail-Adesse autowracks@stadtdo.de des Ordnungsamtes und tippte los. Mitte August schrieb er: „Vielleich sollte man diese Mitarbeiter/innen auch mal auf diese Dinge sensibilisieren.“ Im Anhang versandte er zwei Fotos des Fahrrads mit. Doch es kam keine Rückmeldung.
HCC-Mitarbeiter bittet unsere Redaktion um Hilfe
Viele weitere Wochen vergingen, in denen Rainer Risse von seinem Empangstresen aus durch die große Glasfront auf das Fahrrad schaute und sich grämte. „Das verschandelt das Stadtbild“, meint er, „gerade im Bereich des Hauptbahnhofs und des Fußballmuseums.“
Anfang November schickte er eine zweite E-Mail mit der Bitte: „Auch wenn Ihre Abteilung nicht für derartige Entsorgungen zuständig ist, könnte man diese Anmerkung eventuell an die zuständige Stelle weiterleiten.“ Unsere Dortmunder Lokalredaktion setzte er zur Kenntnisnahme in CC.
„Wenn man die Öffentlichkeit einschaltet, reagieren die Behörden vielleicht mal“, erklärte Rainer Risse auf Nachfrage. Also hakte unsere Redaktion bei der Stadt nach – und plötzlich bekam der HCC-Angestellte seine gewünschte Antwort.
Man bedauere, dass seine erste E-Mail nicht bearbeitet wurde und habe die Informationen nun an das für herrenlose Fahrräder zuständige Tiefbauamt weitergeleitet, schrieb ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes an Rainer Risse. Und: „Wir nehmen Ihren Fall zum Anlass, unsere Prozesse diesbezüglich zu überprüfen und zu verbessern.“
Abholtermin für Schrottrad angekündigt
Wie Stadtsprecher Maximilian Löchter jetzt erklärte, seien die Außendienstkräfte des Ordnungsamtes (Kommunaler Ordnungsdienst, Service- und Präsenzdienste und die Verkehrsüberwachung) eigentlich dazu sensibilisiert, im Rahmen ihrer Außendiensttätigkeit auch auf erkennbare Missstände zu achten und sofern keine eigene Zuständigkeit besteht, die zuständigen Dienststellen zu informieren.
Warum Rainer Risse zunächst keine Rückmeldung bekam, blieb unbeantwortet. Dass die E-Mail einging, bestätigte Maximilian Löchter. Er versprach am Dienstag (12.11.): „Morgen wird im Laufe des Tages das Restfahrrad vor dem Königswall 21 abgeholt.“
Und das hat geklappt, wie Rainer Risse am frühen Donnerstagmorgen gegenüber unserer Redaktion bestätigt. „Das Rad ist endlich weg! Dank Ihrer Hilfe.“ Den Weg über die Öffentlichkeit sei er nicht gern gegangen, betont er noch, aber er hätte sich nicht mehr anders zu helfen gewusst.
Schrotträder melden
- Um das Stadtbild von Schrotträdern zu befreien, hat das Tiefbauamt ein Verfahren mit den Aufklebern entwickelt.
- Gemeldete herrenlose, nicht fahrbereite Fahrräder werden mit organgefarbenen Aufklebern markiert. Darauf wird das Anbringungsdatum für die Dreiwochenfrist vermerkt, in der der Eigentümer das Rad entweder reparieren oder entfernen kann.
- Erfolgt keine Reaktion, räumt des Tiefbauamt das Rad weg. Die Räder werden noch für sechs Monate auf dem Betriebshof gelagert.
- Hinweise an das Tiefbauamt kann man an fahrradbeauftragter@stadtdo.de schicken.
Aus dem schönen Meck-Pomm zum Studieren in den Ruhrpott gekommen, sofort ins schrullig-schöne Dortmund verliebt und hängen geblieben. Seitdem Westparkgriller, Kanalschwimmer, Wochenmarktbummler...
