Warum vermooste Fahrradleichen so lange herumstehen können

© Martina Niehaus

Warum vermooste Fahrradleichen so lange herumstehen können

rnSchrotträder

Sie haben keinen Sattel, und wenn noch ein Reifen dran ist, ist das ein Wunder: Schrotträder, die Anwohnern immer wieder auf die Nerven gehen. Die Stadt kommt kaum hinterher.

Kreuzviertel

, 20.08.2019, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Schrotträder werden sie genannt, oder auch Fahrradleichen. Sobald man durch das Kreuzviertel, das Klinikviertel oder die Innenstadt bummelt und ein wenig die Augen offenhält, wird man fündig.

An fast jeder Ecke stehen schrottreife Fahrräder herum, die von ihren Besitzern offenbar im Stich gelassen wurden - oder die gestohlen und anschließend abgestellt wurden.

Vor der Apotheke „keine Probleme mehr“

Erst vor wenigen Wochen hatten wir darüber berichtet, dass sich viele Anwohner im Kreuzviertel über diese heruntergekommenen Drahtesel geärgert hatten. Auch Ladenbesitzer hatten sich darüber aufgeregt, dass an den Laternen auf den Bürgersteigen Räder stehen, die mit Monate alten Aufklebern der Stadt gekennzeichnet sind. Denn eigentlich sollen solche Räder entsorgt werden, sobald die orangefarbenen Schilder älter als drei Wochen sind.

Autsch - auf diesem Rad möchte man nicht so gerne fahren.

Autsch - auf diesem Rad möchte man nicht so gerne fahren. © Martina Niehaus

Mittlerweile hat sich, nach über einem halben Jahr, an einigen Stellen etwas getan: „Die Räder sind weggeräumt worden - wann genau, weiß ich nicht. Da haben wir jetzt zum Glück keine Probleme mehr“, sagt zum Beispiel ein Mitarbeiter der Lindemann-Apotheke an der Lindemannstraße.

Im Tiefbauamt herrscht ein Personal-Engpass

An anderen Stellen - an Bäumen, Laternen oder U-Bahn-Stationen - stehen die rostigen Drahtesel weiterhin. Oder es sind neue dazugekommen. Wie Pressesprecher Christian Schön vor Kurzem auf Anfrage der Ruhr Nachrichten mitgeteilt hat, war es wegen mehrerer Gründe zu Verzögerungen bei der für September 2018 angekündigten Entsorgung gekommen.

„Aufgrund der Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit, Personalengpässen - Betreuung von Großveranstaltungen, unbesetzte Stellen, Urlaub, Krankheit

etc. - kommt es unweigerlich zu Verzögerungen in der Beseitigung“, erklärt Schön.

Dennoch seien in den letzten Monaten „zahlreiche Fahrräder auf einem städtischen Lagerplatz eingelagert worden, die aufgrund ihres Gesamtzustandes überwiegend der Entsorgung zugeführt werden müssen.“

Schrotträder stehen auch rund um den Hauptbahnhof herum.

Schrotträder stehen auch rund um den Hauptbahnhof herum. © Martina Niehaus

Mehrere Anwohner hatten vermutet, dass die Schrotträder überwiegend von

ehemaligen Studenten zurückgelassen werden - gerade weil sich zurückgelassene Räder in Gegenden wie dem Kreuzviertel häufen. Dort wohnen besonders viele Studenten. „Die Vermutung kann nicht von der Hand gewiesen, aber auch nicht bestätigt werden, genaue Zahlen hierüber gibt es nicht“, teilt dazu der Pressesprecher mit. Lediglich drei Fahrräder seien durch die Eigentümer vermisst und wieder abgeholt worden.

Neue „Schrotträder“ mit Aufklebern in der Innenstadt

Woran man ein Schrottrad erkennt? Dazu nennt der Pressesprecher „klare Indizien“ wie fehlende Laufräder, fehlende oder defekte Sattel oder Lenker. Nicht nur verrostete Ketten machen ein Rad zum Schrottrad: Viele Räder seien bereits vermoost.

Das Tiefbauamt versieht Schrotträder mit Aufklebern. Jetzt gibt es wieder viele Neudatierungen.

Das Tiefbauamt versieht Schrotträder mit Aufklebern. Jetzt gibt es wieder viele Neudatierungen. © Martina Niehaus

Mittlerweile gibt es vor allem im Bereich der Innenstadt und des Bahnhofs wieder neue Schrotträder, die mit orangefarbenen Zetteln des Tiefbauamtes gekennzeichnet sind. Das neue Datum auf diesen Zetteln ist der 7. August 2019. Entsorgt werden sollen diese Räder dann offiziell Ende August. Wenn das Tiefbauamt mit der Entsorgung hinterherkommt.