
© Luisa Tiemann
Berühmt auf Tiktok: Busfahrerin Nadine Hackenberg (43) ist ein kleiner Star
Busfahrerin aus Dortmund
Mit ihren Videos erreicht sie auf Tiktok Tausende Menschen. Ihre Follower nimmt sie mit in ihren Alltag als DSW21-Busfahrerin - erntet dafür aber auch immer wieder Kritik.
Im April 2020 hat Nadine Hackenberg ihr erstes TikTok-Video hochgeladen, viele weitere folgten. Die Themen ihrer Videos drehen sich rund um das Busfahren. Den Begriff TikTok-Star lehnt sie strikt ab, stattdessen möchte sie lieber als „coole Busfahrerin“ betitelt werden.
Als sie zu Beginn der Corona-Pandemie Urlaub hatte und nicht viel unternehmen konnte, bot ihr die Social-Media-Plattform Tiktok eine spaßige Alternative, ihre Langeweile zu überbrücken. Ihr bislang erfolgreichstes Video ist ein Kinderticketverkauf. Die Busfahrerin des DSW21 berichtet: „Es ist viral gegangen“, das heißt, dass es auf Tiktok viele Tausende Nutzer erreicht hat. Welche Videos von ihr nicht so gut funktionieren? Sie scherzt: "Mein Humor geht nicht. Immer wenn ich mich krummlache, kommt das Video nicht so gut an".
Mit ihren Videos gewährt sie unter dem Nutzernamen „dieddine14“einen Einblick in den Beruf der Busfahrerin. „Dabei nehme ich mich selbst nicht zu ernst“, sagt sie. So spricht sie über Fragen wie „Was macht eine Busfahrerin, wenn sie mal auf die Toilette muss?“ oder stellt Szenen nach, wie einer Person mit gebrochenem Bein kein Sitzplatz angeboten wird und sie den Fahrersitz alternativ anbietet.
Ihr Arbeitgeber DSW21 unterstütze sie, heißt es vonseiten des Unternehmens. Hackenberg bestätigt, es sei ihr wichtig, Regeln einzuhalten. Der Bus werde vor jedem Videodreh ordnungsgemäß abgestellt und die Videos nur in den Pausen gedreht.
DSW21-Pressesprecher Marc Wiegand und Britta Heydenbluth betonen: „Wir haben kein Problem damit. Wir wissen, dass sie sich an Regeln hält und andere für den Beruf begeistert“. Außerdem seien die Busfahrer diejenigen gewesen, die während der Pandemie unbeirrt im Einsatz waren. Da können sie sich ihre Pausen auch lustig gestalten", so Heydenbluth.

„DieDine14“, wie sie sich auf TikTok nennt, hat bereits über 66.000 Follower. © Luisa Tiemann
Gute Kommunikation mit DSW21
Nicht alle Unternehmen seien so entspannt, wenn es um das Drehen von Videos in Pausen gehe. „Es gibt Menschen, die ich kenne, die eine große Reichweite hatten, die TikTok aufgeben mussten, da sie sonst ihren Job verloren hätten", schildert die Busfahrerin. Die DSW21 sei entspannter. Sobald Hackenberg sich unsicher über die Veröffentlichung eines Videos ist, schicke sie das Video zu den Pressesprechern. Wenn diese ein Problem mit einem Video hätten, würde sie es sofort löschen. „Mein Job ist mir wichtiger“, betont sie.
Die Busfahrerin ist seit 15 Jahren im Dienst. „Ich hoffe auf viele weitere Jahre“, so die 43-Jährige. Hackenberg fährt hauptsächlich späte Schichten, bei denen sie selten vor zwei Uhr nachts Feierabend hat. Dabei mag sie besonders die Fahrgäste, die sie nachts fährt. Diese seien „entspannter, als die, die gestresst durch den Beruf sind“.
„Hin und wieder werde ich erkannt", sagt Hackenberg, die bereits Autogramme und Selfies geben musste für Fahrgäste. Negativ aufgefallen sei ihr ihre Bekanntheit bislang nicht. „Ich habe höchstens mal mitbekommen, dass Menschen mich belächeln oder Jungs hinten im Bus auf einmal meine TikTok-Videos laut abspielen“, so Hackenberg.
Nach einem Artikel, in dem sie als Star betitelt worden war, habe sie allerdings „Hate einstecken müssen“, berichtet sie. „Da ging mir der Spaß verloren“. Vereinzelt kommentieren Arbeitskollegen: „Du ziehst uns alle ins Lächerliche“. Aber die Mehrzahl ihrer Kollegen wollen inzwischen mit in die Videos und schlagen sogar Video-Ideen vor, so die 43-Jährige.
Besonders beliebt bei den Bus-Spottern
Bei Bus-Spottern ist sie besonders beliebt. Das sind Menschen, die hobbymäßig viele Busse fotografieren und „vor mir wissen, welche Werbung als Nächstes auf einem Bus sein wird“, scherzt Hackenberg. „Manchmal fahren so viele Bus-Spotter mit, dass ich sie aus dem Bus werfen muss, wenn zu viele Fahrgäste einsteigen". Mit Blick auf Corona werde es sonst zu voll.
Einer der Bus-Spotter habe inzwischen selbst eine hohe Followerzahl und selbst schon ein kleiner Start, berichtet Hackenberg. Am meisten hatte anfangs wohl ihre Tochter etwas gegen ihre Tiktok-Karriere. Der war es zunächst sehr peinlich, sagt Hackenberg. „Sie blockierte alle ihre Freunde, damit die nicht meine Videos sehen konnten. Mittlerweile findet sie es okay. Ob sie es lustig findet weiß ich nicht, da sprechen wir nicht drüber.“
In ihren Videos taucht sie nicht auf - trotzdem werde sie manchmal erkannt: „Wenn sie mit den Hunden spazieren geht, die in meinen TikTok-Videos zu sehen sind.“
Eine professionelle Ausstattung hat Hackenberg nicht. „Ich filme alles mit meinem Handy", sagt die Dortmunderin. Dafür hat sie einen eigenen Fanshop, in dem es Kleidung mit einem Logo zu kaufen gibt - „aber da bestellt kaum jemand.“ Ein Bekannter von ihr habe eine Druckerei und würde nur Pullover und Shirts bedrucken, wenn eine Bestellung vorliege. Letztens habe sie sich von dem eingegangenen Geld selbst einen Pullover mit ihrem Logo drucken lassen.
Hackenberg plane nicht lange im Voraus neue Videos. Wenn es einen strengen Zeitplan bei einem Hobby gebe, würde es ihr den Spaß nehmen. „Was ich muss, will ich nicht“, entgegnet sie. Sie drehe spontan. Bereits zwei neue Videos seien schon im Entwurf. Wie lange sie das noch macht, lässt sie offen. „Ich bin ein Phasen-Mensch“, beendet die Busfahrerin das Gespräch.
Im Münsterland geboren und aufgewachsen und für das Studium an der TU nach Dortmund gezogen (Angewandte Sprachwissenschaften mit Politikwissenschaft und Soziologie). Seit Januar 2022 freie Mitarbeiterin in der Dortmunder Lokalredaktion der Ruhr Nachrichten. Interessiert sich besonders für Sprache und die Dortmunder Mentalität.
