
© Ralf Kuckuck/Jürgen Ruth
Bekannte Olympiasportler arbeiten jetzt bei DSW21 in Dortmund
Dortmunder Stadtwerke
Eine war Hürdensprinterin von Weltklasse, ein anderer ist erfolgreichster deutscher Para-Schwimmer. Jetzt arbeiten beide Spitzensportler für DSW21 – mit Vorteilen für beide Seiten.
Bus, Bahn, Airport, E-Mobilität - das waren bislang nicht die Themen von Pamela Dutkiewicz-Emmerich. Trotzdem hat die langjährige Weltklasse-Hürdensprinterin im Januar bei den Dortmunder Stadtwerken DSW21 ein einjähriges Trainee-Programm begonnen, das auch sonst mit großen Veränderungen für sie einhergeht: „Ich habe noch nie so lange auf dem Stuhl gesessen.“
Pamela Dutkiewicz-Emmerich ist nicht die einzige in der DSW-Belegschaft, die vom Leistungssport auf eine klassische Berufslaufbahn eingeschwenkt ist. Tobias Pollap, erfolgreichster deutscher Para-Schwimmer der vergangenen Jahre, ist bereits im letzten November mit einem zweijährigen Trainee-Programm gestartet.
Die Sportstiftung NRW habe die beiden Spitzenathleten mit dem städtischen Unternehmen zusammengebracht, berichtet DSW21-Arbeitsdirektor Harald Kraus. Die Zusammenarbeit sei ein Gewinn für beide Seiten, für die Sportler, die nach neuen Perspektiven suchen, und DSW21, deren Personalmanagement angesichts des bereits spürbaren Fachkräftemangels vor immer größeren Herausforderungen steht.
Vom Leistungssport in die Berufswelt
Für Leistungssportler mit ihrer Fokussierung auf den sportlichen Erfolg sei es oft schwierig, in das Berufsleben zu wechseln, erläutert Arbeitsdirektor Kraus: „Man wird bejubelt für alles, was man an Leistung bringt, und dann kommt die Berufswelt mit der formalen beruflichen Qualifikation.“
Doch diese Menschen, die Disziplin, Frustrationstoleranz und mentale Stärke als Qualifikation vorweisen können, seien in der Lage, „unter großer Belastung auf ein Ziel hinzuarbeiten“, so Kraus, – im Wettbewerb, aber auch als Teamplayer. „Wir wollen keine singulären Leistungsträger, sondern mit einem gesamten Belegschaftsteam etwas erreichen.“ Zudem seien solche Mitarbeiter in den eigenen Reihen gut für das Arbeitgebermarketing.
DSW21 entpuppe sich bei näherem Hinsehen als viel spannenderes Unternehmen, als man gemeinhin von einem Stadtwerk erwarte, ergänzt DSW21-Personalmanager Thomas Kintgen: „Das ist ein Punkt, den wir nach draußen transportieren möchten.“
Neue Erfahrungen sammeln
Tobias Pollap und Pamela Dutkiewicz-Emmerich sind dafür gute Botschafter. Die 30-jährige Hürdensprinterin aus Bochum hatte im Herbst angekündigt, ihre aktive Sportlaufbahn zu beenden, obwohl sie noch bis Ende 2022 in festen Verträgen war.
Sie hatte 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro das Halbfinale über 100 Meter Hürden erreicht, ein Jahr später in London die Bronzemedaille gewonnen, wurde 2018 bei der Heim-EM in Berlin Vize-Europameisterin und sammelte 15 Medaillen bei Deutschen Meisterschaften – und wollte eigentlich noch zur nächsten Europameisterschaft. Doch ihr Körper konnte nicht mehr schaffen, was er sollte, sagt sie.
Klar habe sie ein großes Netzwerk, „aber ich wollte mal etwas ganz anderes ausprobieren“, berichtet sie, „ich wollte herausfinden, was ich noch so kann. Da war das Trainee-Programm eine Supermöglichkeit, neue Erfahrungen zu machen.“ Dabei hat sie bereits während ihrer aktiven Laufbahn ein Bachelorstudium für Grundschullehramt an der TU Dortmund absolviert.
Ganz neue Erfahrungen macht sie nun in der Unternehmenskommunikation von DSW21 und in der Personalabteilung. Außerdem wirkt sie beim betrieblichen Gesundheitsmanagement mit. Parallel macht sie noch eine Ausbildung zum Systemischen Coach. „Das macht mir viel Spaß, ich genieße das, das fordert mich heraus“, sagt sie.
Sportliche mit beruflichen Ambitionen vereinbar
Tobias Pollap kann noch nicht ganz vom Wasser lassen. Bei den Paralympics 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro erreichte der Paraschwimmer insgesamt sechsmal den Finallauf. Sein größter Erfolg ist der Gewinn der Silbermedaille über 100 Meter Freistil bei der WM 2017 in Mexiko City. Dort gewann er zudem Bronze über 50 Meter Freistil und 50 Meter Schmetterling.
Bei Europameisterschaften sammelte der Hattinger, der für den TSV Bayer 04 Leverkusen startet, insgesamt achtmal Edelmetall und hält in seiner Startklasse den Europarekord über 100 Meter Schmetterling. „Ich fühle mich noch nicht so alt, um nicht zu sagen, ich versuche es noch mal.“
DSW21 gebe ihm die Möglichkeit, seinen sportlichen Ambitionen mit den beruflichen zu vereinbaren, sagt der 35-Jährige, der parallel zu seiner sportlichen Laufbahn ein Studium im Bereich Wirtschaftswissenschaften absolviert hat, mit den Schwerpunkten Finanzen und Controlling, und bereits von 2005 bis 2008 eine Ausbildung bei einer Krankenkasse in Dortmund gemacht hat.
Spannende Zielgruppe für Recruiting-Maßnahmen
Diese Kenntnisse möchte Pollap als einer von sieben Trainees in das Projekt „Innovationsbus“ einbringen, der ab Ende 2023, modern und digital ausgestattet, auf Jobmessen zum Einsatz kommen soll. Pollap freut sich darüber, „erstmals mit einem interdisziplinären Team zu arbeiten.“
Leistungssportler sind für DSW21 eine spannende Zielgruppe für Recruiting-Maßnahmen, zumal in den nächsten zehn Jahren die Hälfte der Belegschaft in Rente geht. Deshalb vergibt das kommunale Unternehmen auch Stipendien. Vier Ruderer und drei Leichtathleten werden bereits so im Studium unterstützt.
Als Leistungssportlerin habe sie die maximale Sinnhaftigkeit ihres Tuns erlebt, sagt Pamela Dutkiewicz-Emmerich: „Ich hoffe, dass ich den Sinn auch hier bei DSW finde und im optimalen Fall das Unternehmen auch. Wenn sich ein ,perfect match‘ daraus ergibt, wäre das wunderbar.“
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
