Ein Teil des alten Ortskerns von Berghofen: in der Mitte oben (weißer Giebel) die Gaststätte zum Steigerturm.

© Oliver Schaper

Ein ganzes Dorf wehrt sich gegen den Abriss seiner Kult-Kneipe

rnHistorische Ortsmitte

Die Pläne waren für die Berghofer ein Schock – soll die historische Ortsmitte doch durch einen Neubau „verschandelt“, die Kult-Kneipe abgerissen werden. Nun gibt es ein positives Signal.

Berghofen

, 22.05.2020, 13:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Man hat Aufmerksamkeit erregt, das ist gewiss. Die März-Sitzung der Bezirksvertretung Aplerbeck wurde zu einer „Berghofer-Sitzung“. Ein Thema stand dabei auf der Tagesordnung, das ein ganzes Dorf umtreibt.

Der geplante Abriss der Gaststätte zum Steigerturm und eines benachbarten Bauernhofs. Die Berghofer SPD machte mobil, der Verein „Unsere Mitte Steigerturm“ ebenso. Und zahlreiche Bürger schlossen sich dem Protest an.

Es könnte die Vertreter der Verwaltung, die in dieser Sitzung zu genau diesen Plänen Stellung nahmen, vielleicht ein wenig beeindruckt haben, wie sich Bürger und auch Politik für den Erhalt einer historisch gewachsenen Dorfmitte einsetzten.

Die Kneipe ist seit Anfang März geschlossen. Der Pachtvertrag lief aus.

Die Kneipe ist seit Anfang März geschlossen. Der Pachtvertrag lief aus. © Jörg Bauerfeld

Auch die Beurteilung von Michael Holtkötter von der Denkmalbehörde der Stadt Dortmund wirkte doch unterstützend für das Bürgeranliegen, eine alte Mitte nicht mit modernen Neubauten zu „verschandeln“.

Jetzt meldet sich die Verwaltung noch einmal zu Wort mit einem Schreiben an den Vorsitzenden des Vereins „Unsere Mitte Steigerturm“. „Mit einem positiven und ermunternden Inhalt“, sagt Winfried Liebig.

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„Das Erscheinungsbild wird durch den Ortsgrundriss, die verstreut stehenden Häuser, eine vielgestaltige Dachlandschaft und die Maßstäblichkeit der Bauten geprägt. Diesen Charakter möchten wir bewahren.“

Deshalb werde man das Bauvorhaben in der Kneebuschstraße zur gestalterischen Qualifizierung in den Gestaltungsbeirat der Stadt Dortmund geben, so Stefan Thabe, Fachbereichsleiter im Bauordnungsamt der Stadt Dortmund.

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Zwar wird die Hoffnung der Bürger, die Gebäude an der Kneebuschstraße unter Denkmalschutz zu stellen, wohl nicht erfüllt, aber es sollen Gespräche mit dem Investor und dem Architekten geführt werden, wie ein eventueller Neubau, wenn er denn kommt, aussehen könnte.

„Schützenswerte Bauteile vor dem Abriss retten“

„Die historischen Bestandsbauten sind in ihrem Erscheinungsbild und ihrer Substanz allerdings stark verändert. Daher deutet alles darauf hin, dass es keine rechtliche Grundlage für eine Unterschutzstellung einzelner Gebäude nach dem Denkmalschutzgesetz NRW gibt, auch wenn eine abschließende Beurteilung noch aussteht“, sagt Thabe.

Für die Bürger ist die Anteilnahme der Stadt Dortmund als Erfolg zu werten und es gibt Vorschläge: „Wir werden die Stadt darum bitten, schützenswerte Bauteile vor einem Abriss zu sichern“, so Liebig.

Jugendstil-Fenster könnten erhalten bleiben

So gäbe es beispielsweise im hinteren Bereich des Gebäudes Kneebuschstraße 12, der Gaststätte zum Steigerturm, funktionsfähige Jugendstil-Fenster. Auch solle das Fachwerk der Gebäudefront (unter dem Außenputz) noch vorhanden sein.

„Gute Architekten würden solche Details erhalten und in den Neubau integrieren“, sagt Liebig.

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