
© Jörg Bauerfeld
Ein Dorf kämpft um seine Mitte: die historische Straßenführung ist einmalig in Dortmund
Altes Dortmund
Das hat es so noch nicht gegeben: Politiker, Anwohner und Vereine kämpfen um den Erhalt ihrer historischen Mitte. Viel ist nicht mehr zu retten - einiges aber noch machbar.
Den Verfall der historischen Dorfmitte aufhalten, das ist ein großes Ziel, das man sich im Dortmunder Süden gesetzt hat. „Die noch vorhandenen Strukturen müssen, wenn überhaupt, jetzt gesichert werden. Wir fordern deshalb Planungsmaßnahmen, die den weiteren Verfall der dörflichen Strukturen verhindern.“
Winfried Liebig hatte sich warm geredet. Der Vorsitzende des Vereins „Unsere Mitte Steigerturm“ kämpft um den Erhalt seines Dorfes. Es geht um Berghofen. Vor allem um den Bereich Kneebuschstraße, Berghofer Schulstraße. Denn hier sollen zwei ältere Häuser abgerissen werden. Eines, das die Gaststätte „Zum Steigerturm“ beheimatet, und ein benachbarter Bauernhof.

Michael Holtkötter von der Denkmalbehörde in Dortmund war in der Sitzung der Bezirksvertretung zu Gast. © Jörg Bauerfeld
Zwei Gebäude, die schon seit über 100 Jahren an dieser Stelle stehen. Falls diese verschwinden, so fürchten auch die Anwohner, ist es um die alten Mitte Berghofens geschehen. Was tun? Das Problem ist, dass eine Abrissgenehmigung für die beiden Gebäude schon vorliegt.
Thema auch in den sozialen Netzwerken
Bürger und Politiker versuchen den Verlust der historischen Mitte aufzuhalten. Auch in den sozialen Netzwerken gibt es schon einen Aufruf, Unterstützer sammeln sich. „Liebe Berghofer: unterstützt doch bitte Annette Wilmsmann in ihrem Engagement: damit nicht noch die alten schönen Häuser in der Kneebuschstraße abgerissen werden!“, ist dort zu lesen.
Eine Idee wäre es, die Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Die Chancen hierfür stehen aber schlecht. „Die Verwaltung befasst sich mit dem Gebäude an der Kneebuschstraße 10. Es gibt ein spezielles Phänomen, wenn man den alten Ortskern von Berghofen betrachtet. Und das ist durchaus überraschend“, so Michael Holtkötter von der Denkmalbehörde in Dortmund.

Eine Straßenführung wie im Jahr 1827. © Jörg Bauerfeld
Es sei erstaunlich, dass, wenn man ein Urkataster von 1827 hernimmt und dieses mit dem heutigen Straßen- und Wegesystem in Berghofen vergleicht, man feststelle, dass dieses teilweise noch übereinstimmt, so der Denkmalfachmann.
Wege wie im Jahr 1827
1827 habe es rund 500 Einwohner in Berghofen gegeben und heute über 12000, so Holtkötter. „Da fragt man sich, wie das Ganze im Kernbereich, was den Verkehr angeht, so funktioniert hat. Die Straßen- und Wegeführung ist also ziemlich einmalig in Dortmund.
Aber, wie sieht es mit den Gebäuden aus? Hier gebe es wenig schützenswerte. Auch nicht an der Berghofer Schulstraße oder an der Kneebuschstraße.

Die Gaststätte "Zum Steigerturm" ist ab dem 1. Mai geschlossen © Jörg Bauerfeld
„Denkmalschutz allein ist noch keine Sicherheit dafür, dass ein Gebäude dauerhaft erhalten wird. Unter bestimmten Umständen darf auch ein Denkmal abgerissen werden“, sagt Michael Holtkötter. „Zum Beispiel, wenn es baulich so weit heruntergekommen ist, dass die Denkmalidentität nicht mehr gewährleistet ist. Dann ist eine Abbruchgenehmigung durchaus zu erteilen.“
Abriss wird kaum zu verhindern sein
Was können die Berghofer Bürger und die Politiker nun tun, um das größte Übel, eine völlig unpassende Bebauung zu verhindern? Helfen würden da nur Gespräche mit dem Architekten und der Verwaltung, um zumindest Einfluss auf den Bebauungsplan nehmen zu können. „Den Abriss der alten Gebäude können wir wohl kaum noch verhindern“, so Schädel.
Eine kleine Trumpfkarte könnten noch die kleinen und engen Straßen im Bereich der Kneebuschstraße sein. Parken ist dort schon heute unmöglich und auch die Aufnahme von mehr Verkehr wird hier wohl nicht gelingen.

Auch dieses alte Bauernhaus wird vermutlich abgerissen. © Jörg Bauerfeld
Aber was ist denn überhaupt geplant an der Stelle, an der heute noch der Bauernhof und die Gaststätte stehen? Drei Vollgeschosse mit insgesamt 14 Wohneinheiten. 21 Stellplätze soll es geben, in einer Tiefgarage. „Einen Bebauungsplan gibt es noch nicht, die Gestaltung der Bebauung ergibt sich aus der vorhandenen Struktur in der Kneebuschstraße“, sagt Ansgar Pothmann vom Dortmunder Bauordnungsamt.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
