Abreißen und neu bauen oder besser sanieren? Für DSW21-Arbeitsdirektor Harald Kraus und seine Vorstandskollegen ist die Frage wieder völlig offen.

Abreißen und neu bauen oder besser sanieren? Für DSW21-Arbeitsdirektor Harald Kraus und seine Vorstandskollegen ist die Frage wieder völlig offen. © Schaper/Bohnenkamp; Montage: RN

Baukosten-Schock: Neue Firmenzentrale würde eher 70 statt 40 Millionen kosten

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Die Kosten für Neubauten sind drastisch gestiegen. Und sie steigen weiter. Das betrifft nicht nur Häuslebauer - auch große Firmen ächzen. Die Dortmunder Stadtwerke (DSW21) ziehen nun Konsequenzen.

Dortmund

, 03.06.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im Dezember 2020 hatte sich der DSW21-Vorstand vom Aufsichtsrat den Beschluss für eine Machbarkeitsstudie geholt. Darin sollte ausgelotet werden, welchen Weg DSW21 beschreitet:

Soll ein komplett neues Verwaltungsgebäude her? Oder reicht es, die bestehende DSW21-Zentrale an der Deggingstraße zu modernisieren? Dabei war schon damals mit Blick auf die schlechte Energiebilanz des Alt-Gebäudes erkennbar, dass sich der Zug eher in Richtung Neubau bewegen würde.

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Als Standort kam das DSW21-Nachbargelände in Betracht, auf dem früher die Rewe-Tochter Doego ihre Transporter abfertigte. Doch nun hat DSW21 die „Pausentaste gedrückt“ – und seine Überlegungen für einen Neubau auf den Prüfstand gestellt.

Das Dortmunder Beratungsbüro Drees & Sommer ist nun beauftragt, die damals vorgelegte Machbarkeitsstudie zu aktualisieren. „Die Rahmenbedingungen haben sich massiv verändert“, sagt DSW21-Arbeitsdirektor Harald Kraus.

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40 Millionen Euro für den Neubau sind längst Makulatur

Gemeint sind die Auswirkungen der Coronapandemie auf die Arbeitswelt und die sprunghaft gestiegenen Baukosten. War ein Neubau vorher überschlägig noch mit rund 40 Millionen Euro veranschlagt worden, dürfte die aktuelle Summe eher bei rund 70 Millionen Euro liegen. Nach Angaben von Kraus haben sich die Baukosten vom dritten Quartal 2017 bis zum dritten Quartal 2021 im Schnitt um 30 Prozent erhöht – plus zukünftig weitere fünf bis acht Prozent jährlich.

Zum Vergleich: Für die Sanierung des Alt-Gebäudes wurden damals rund 20 Millionen Euro veranschlagt – aber auch die dürften mittlerweile Makulatur sein. Konkrete Angaben möchte DSW21-Finanzvorstand Jörg Jacoby zurzeit nicht machen. „Das werden die Untersuchungen zeigen.“

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Welche Preisschilder die Varianten Neubau oder Sanierung am Ende tatsächlich haben, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Gretchenfrage: Wie viel Platz wird für die Mitarbeiter künftig benötigt? Bleibt es bei rund 17.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche für rund 300 Beschäftigte wie im derzeitigen Verwaltungsgebäude – oder muss die Rechnung neu aufgemacht werden?

Wie viele Mitarbeiter arbeiten künftig von zuhause?

Die Coronapandemie hinterlässt ihre Spuren auch bei DSW21: In Zeiten der Home Office-Pflicht war das DSW21-Verwaltungsgebäude nahezu leergefegt. Inzwischen ist die Pflicht zum Home-Office gekippt – doch noch immer stehen etliche Schreibtische in der DSW21-Zentrale tageweise leer.

Wer will, kann nach der aktuellen Regelung sogar alle fünf Werktage pro Woche im Home-Office arbeiten. Laut Arbeitsdirektor Kraus greift etwa die Hälfte der Beschäftigten auf das Angebot zurück „und arbeitet im Schnitt mehr als zwei Tage zuhause.“

Wie viel Parkplätze bleiben künftig leer, weil die Mitarbeiter lieber tageweise im Home Office arbeiten?

Wie viel Parkplätze bleiben künftig leer, weil die Mitarbeiter lieber tageweise im Home Office arbeiten? © RN

Die Regelung ist allerdings befristet: Ab Juli stehen den Mitarbeitern auf Basis der laufenden Betriebsvereinbarung wieder wöchentlich zwei Tage im Home-Office zu. „Wir müssen prüfen, welchen Platzbedarf wir künftig noch haben“, sagt Kraus.

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Aktualisierte Studie soll Ende 2022 vorliegen

Er nennt eine weitere Unbekannte: Innerhalb der kommenden zehn Jahre werde die Hälfte der Mitarbeiter in Ruhestand gehen. „Da rückt eine neue Generation an, die vielleicht ganz andere Vorstellungen von der Arbeitswelt hat“, so Kraus. Zusätzlich müsse DSW21 berücksichtigen, dass der Bedarf an Mitarbeitern angesichts neuer Vorhaben im ÖPNV mittelfristig eher steigen werde. All diese Komponenten gelte es übereinander zu legen.

Gegen Ende des laufenden Jahres 2022 soll die aktualisierte Machbarkeitsstudie von Drees & Sommer vorliegen. Sie bildet das Fundament für den DSW21-Aufsichtsrat, der voraussichtlich im ersten Quartal 2023 entscheiden soll: entweder für einen modernen, energiesparenden Neubau auf dem früheren Doego-Gelände – oder für die Sanierung des in die Jahre gekommenen Alt-Gebäudes.

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