Zehntausende Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland werden zu den sechs Spielen der Fußball-Europameisterschaft EURO2024 im Juni und Juli nächsten Jahres in Dortmund erwartet. Klar, dass sich die Stadt dafür ein wenig herausputzen will. Doch gleich mehrere groß angekündigte Bauprojekte werden bis zur EURO nicht wie geplant fertig. Die Liste ist jetzt um einen Punkt länger geworden.
Am Rabenloh ist in den vergangenen Monaten eifrig gebaut worden. Die westliche Zufahrt zur Strobelallee und zum Stadion wurde umgestaltet. Es sind breite Gehwege und ein Platz für einen geplanten Kreisverkehr entstanden, um Auto- und Fußgängerverkehr auf dem Weg vom und zum Signal Iduna Park zu trennen. Zugleich ist der Umbau hier der erste Bauabschnitt der geplanten „Sport- und Erlebnismeile Strobelallee“.

Dass diese Erlebnismeile nicht bis zur EURO24, die Mitte Juni 2024 beginnt, vollendet wird, war klar. Immerhin ist die Baustelle im Rabenloh aber rechtzeitig vollendet. Das kann man von anderen wichtigen Bauprojekten, die mit Blick auf die Fußball-EM geplant waren, nicht sagen.
Brückenbau wurde verschoben
Schon im vergangenen Sommer musste die Stadt verkünden, dass aus dem Bau einer neuen barrierearmen Fußgängerbrücke über die B1 als Verbindung zwischen Kreuzviertel und Westfalenhallen-Gelände bis zur EURO24 nichts wird. Weil man die Gefahr sah, dass die neue Stahlbau-Brücke wegen Materialproblemen nicht rechtzeitig bis Sommer 2024 fertig werden könnte und die Baukosten enorm gestiegen sind, wurde der bislang auf knapp 10 Millionen Euro kalkulierte Neubau auf die Zeit nach der Fußball-EM verschoben. Die Brücke ist eine wichtige Verbindung für den Fuß- und Radverkehr zum Stadion.
Auch der schon seit 2014 (!) laufende Umbau der Stadtbahnstation Hauptbahnhof wird nicht wie erhofft bis zur EM vollendet. Nach reichlich Pannen und Verzögerungen in den vergangenen Jahren gab es zuletzt Probleme mit dem Natursteinboden der erweiterten Bahnsteige. Man wolle zur Fußball-Europameisterschaft „mit der Stadtbahnstation aber ein ansprechendes Bild abgeben“, versicherte Tiefbauamtsleiterin Sylvia Uehlendahl im Februar dieses Jahres. Nach der EURO24 sollen die Umbauarbeiten dann weitergehen.
Ein weiterer Punkt auf der Liste der nicht erfüllten Bauprojekte ist der Neubau der Messehallen 9 und 10 an den Westfalenhallen, die vis a vis vom Stadion eigentlich bei der EURO24 eine wichtige Rolle spielen sollten.
Tunnel Ardeystraße bleibt Baustelle
Jetzt zeichnet sich ab, dass ein weiteres Bauprojekt in unmittelbarer Stadionnähe nicht wie versprochen vollendet werden kann: Die Neugestaltung des Tunnels Ardeystraße unter der B1 als eine der wichtigsten Zufahrten in Richtung Stadion wird bis zur EURO24 nur zur Hälfte vollendet, wie die Verwaltung kurz vor der Sommerpause der Politik mitteilte.
Zur Erinnerung: Auslöser für die Bauarbeiten waren heruntergefallene Wandfliesen in dem 1969 eröffneten Tunnel. Erste Probleme gab es damit schon 2018. 2021 wurde dann die Sanierung des Tunnels beschlossen – für zunächst 1,8 Millionen Euro. Schließlich wurden alle Wandfliesen entfernt und im zweiten Halbjahr 2022 Fugen und Beton der Tunnelwände saniert. Dabei blieb es bis jetzt.
Denn die neben der Beleuchtung noch ausstehende Neuverkleidung der Wände musste neu geplant werden. Ursprünglich sah der Sanierungsbeschluss eine hochwertige Wandgestaltung mit Emaille-Blechen vor. Doch die Metallverkleidung ließen die Baukosten explodieren – von zunächst 1,8 auf zunächst 2,72 und dann 3,42 Millionen Euro. Und selbst diese Summe war nach der Ausschreibung im Sommer vergangenen Jahres nicht mehr zu halten.
Deshalb zog die Verwaltung die Reißleine. Jetzt soll für die Wandgestaltung ein „Spezialmörtel in Verbindung mit einem diffusionsoffenem Oberflächenschutzsystem“ reichen. Zeitziel für die Neugestaltung bleibe die Fußball-EM, hatte Sylvia Uehlendahl noch im Februar versichert.
Im Sommer kündigte die Verwaltung dann an, dass die weiteren Arbeiten in diesem Herbst in Angriff genommen werden sollen – und zwar von Oktober 2023 bis März 2024 im östlichen Tunnel mit dem stadteinwärts fließenden Verkehr. Der Autoverkehr soll dann verschwenkt werden und jeweils einspurig in beiden Richtungen durch den westlichen Tunnel rollen.

Der westliche Tunnel mit Fahrtrichtung Süden soll dann von August 2024 bis Ende November 2024 folgen. Das heißt: Zur EM ist nur eine Tunnelröhre fertig, die Wände in der anderen bleiben wie aktuell gewissermaßen im Rohzustand mit nacktem Beton. Die Verzögerung begründet das Tiefbauamt mit der nötigen Neuplanung insbesondere auch mit Blick auf Beleuchtung und Verkehrssicherung und Problemen bei der Ausschreibung.
Einen Trost hat das Tiefbauamt immerhin: „Im Zeitraum der EM 2024 werden beide Fahrtrichtungen für den Verkehr freigegeben und es finden keine Bauaktivitäten statt“, heißt es.
Provisorische Beleuchtung
Für Komplikationen sorgt auch noch die aktuell eher funzelige Beleuchtung. „Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h wurde wegen der unzureichenden Beleuchtungssituation aufrechterhalten“, teilt die Verwaltung mit. Zur EM soll dann die bisherige Notbeleuchtung des Ost-Tunnels, der dann durchsaniert ist, zusätzlich provisorisch im westlichen Tunnel angebracht werden.
Wie teuer die Neugestaltung mit dem neuen, niedrigeren Standard wird, ist indes noch unklar. Die Arbeiten inklusive Beleuchtung und Verkehrssicherung seien ausgeschrieben. Die Angebote und damit die aktuellen Kosten würden derzeit geprüft.
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