Parteitag mal anders: Dortmunder SPD und CDU gehen ungewöhnliche Wege
Kommunalwahl 2020
Die Kommunalwahl rückt immer näher. Die Corona-Krise macht die Vorbereitung schwierig – aber nicht unmöglich. Die SPD geht am Samstag einen sehr ungewöhnlichen Weg. Auch die CDU hat getagt.

Abgestimmt wurde bei den Genossen im Autokino mit roten Karten aus den Autofenstern. © Oliver Schaper
Vor einigen Wochen wäre die Vorstellung wohl noch mehr als kurios gewesen, einen SPD-Parteitag in einem Auto abzuhalten. Doch während der Corona-Krise haben die Autokinos eine ungeahnte Renaissance erlebt.
Und dann ist da noch die anstehende Kommunalwahl am 13. September. Zur Vorbereitung auf eben jene hat die Dortmunder SPD ihre Delegierten am Samstag (6.6.) ab 10 Uhr zum Autokino auf Phoenix-West zusammen gerufen: Zum Parteitag und einer Wiederholung der Vertreterversammlung.
Rund 160 Delegierte folgten dem Ruf, in 90 Autos stellten sie sich in Reih und Glied im Schatten der Hochöfen auf.
Dabei ging es gleich los mit scharfer Kritik an CDU und Grünen. Die Besetzung des Arbeitsdirektorpostens im Klinikum sei kein „Dortmunder Landrecht“, sagte die SPD-Parteichefin Nadja Lüders in Anspielung auf CDU-Fraktionschef Ulrich Monegel.
Der CDU gehe es darum, die Mitbestimmung zu schleifen, kritisierte Lüders. Den Grünen hielt Lüders sogar „Scheinheiligkeit und Verlogenheit“ vor, wenn sie den Kandidaten der Arbeitnehmer, Jens Peick, SPD-Vize und Referent im OB-Amt, wegen „fehlendem Fachwissen“ die Zustimmung verweigerten.
Rote Karte zur Abstimmung
Die Genossen kamen im Privatwagen, mit höchstens zwei Personen pro Auto und einer roten Karte, die zur Abstimmung aus den Autofenstern gehalten werden sollten. So lässt es sich trotz Coronaschutzverordnung und Kontakt-Beschränkungen tagen.

Beim SPD-Parteitag im Autokino Phoenix-West wurden die Reden über eine bestimmte Frequenz übertragen. © Oliver Schaper
So wurden die Reden auf der Bühne über eine besondere Frequenz per Autoradio übertragen. Das klappte bis auf wenige Ausnahmen auch erstaunlich gut. Zudem wurde das Klatschen durch Hupen ersetzt – so klingt moderne Zustimmung.
Auch Christdemokraten sind versammelt
Während die SPD auf die Hochofenkulisse von Phoenix-West ausgewichen ist, hielt die CDU beinahe gleichzeitig ihre Aufstellungsversammlung an einem weit weniger ungewöhnlich klingenden Ort ab.
Ab 9.30 Uhr tagten die Christdemokraten in der großen Aula der Gesamtschule Scharnhorst am Mackenrothweg.
Dabei hat die Dortmunder CDU ihren Oberbürgermeisterkandidaten Dr. Andreas Hollstein auch offiziell nominiert. Der 57-jährige Noch-Bürgermeister von Altena im Sauerland erhielt 98,5 Prozent der 128 Delegierten-Stimmen.
In seiner 20-minütigen Rede erklärte Hollstein, er wolle Dortmund zur Mitmachstadt machen, unter anderem bei den Themen Mobilität, Klima, Sicherheit und Ordnung, und die politische Zusammenarbeit mit anderen Parteien breit anlegen. Hollstein: „Ich glaube, da geht was in Dortmund.“

OB-Kandidat Andreas Hollstein trägt beim Parteitag der CDU in der Aula der Gesamtschule Scharnhorst eine Maske. © Sarah Rauch
Ursprünglich war der Nominierungsparteitag für den 13. und 14. März geplant, musste aber wegen Corona abgesagt werden. Auch die Nominierungsversammlung in der Aula der Gesamtschule Scharnhorst lief anders als sonst.
Es herrschten Maskenpflicht und die Abstandsregel. Selbst den obligatorischen Blumenstrauß für den Kandidaten überreichte die Vize-Parteivorsitzende Claudia Middendorf mit Hilfe eines Stocks.

Mundschutz und Abstand: Auch die Tagung der CDU gab ein ungewöhnliches Bild ab. © Sarah Rauch