Arznei-Missbrauch? Verein verteilt Flugblätter vor Altenheim
Schwere Vorwürfe
Ein Seniorenheim in Körne sieht sich seit längerem mit schweren Vorwürfen des Vereins Dortmunder Selbsthilfe konfrontiert. Im Juni warf der Verein Dortmunder Selbsthilfe den Betreibern die missbräuchliche Vergabe von Psychopharmaka vor. Jetzt hat der Verein Flugblätter vor dem Heim verteilt.

Im Alloheim in Körne, Am Bertholdshof, soll eine Bewohnerin mit massiver Höherdosierung eines Psychopharmakon versorgt worden sein. Die Heimaufsicht der Stadt stellte bei der Medikamentenvergabe keine Fehler fest.
Dietrich Lacker und Marianne Haddick von der Selbsthilfe hatten im Juni gesagt, sie wüssten aus gesicherter Quelle, dass einer Bewohnerin zu hohe Mengen eines Neuroleptikums verschrieben wurden. Es könnten auch andere Bewohner über die üppig ausgestellten Rezepte des Arztes (sechs Rezepte à 300 Milliliter Pipamperon im Jahr 2014) ruhig gestellt worden sein.
Als Tages-Höchstdosis gelten nur zwei Milliliter, bemerkte Lacker dazu. Inzwischen hat der Verein vor dem Körner Alloheim Flugblätter an Angehörige verteilt, in denen er sie bittet, genau darauf zu achten, in welchen Mengen Psychopharmaka verordnet und tatsächlich verabreicht wurden.
"Eine Nachfrage bei der Krankenkasse über dort abgerechnete Medikamente kann da sehr aufschlussreich sein. Aufgrund einer solchen Nachfrage ist auch der oben dargestellte Fall aufgeflogen", steht auf dem Flugblatt. Es liegt der Redaktion vor.
Heimbetreiber bestreitet Vorwürfe
Hinweise nehme die Beschwerdestelle der Dortmunder Selbsthilfe entgegen, endet das Infoblatt. Johannes Knake, Regionalleiter der Alloheim-Residenzen, einem privaten Heimbetreiber aus Düsseldorf, hatte im Juni auf Anfrage der Redaktion eine fehlerhafte Medikamentengabe bestritten. Die Rezeptierung sei Thema des Arztes.
In dem Antwortschreiben von Sozialdezernentin Birgit Zoerner an die Dortmunder Selbsthilfe zum Verdacht auf Medikamentenmissbrauch im Alloheim heißt es unter anderem: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich alleine schon aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht im Detail auf den von Ihnen geschilderten Fall eingehen kann." Zoerner wolle aber "die Diskussion" rund um die Gesamtthematik "Umgang mit Psychopharmaka" wieder aufnehmen. Dietrich Lacker wartet darauf.