Ein außergewöhnlich langes Stück der historischen Stadtmauer ist bei Bauarbeiten am Ostwall ausgegraben worden.

© Bastian Pietsch

Archäologischer Schatz auf Wallbaustelle ausgegraben – Arbeiten werden aufwändiger

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Ein besonderer archäologischer Fund auf einer der Wall-Baustellen macht die Arbeiten komplizierter. In den nächsten Wochen kann der Fund besichtigt werden - dann wird er wieder zugeschüttet.

Dortmund

, 31.07.2021, 08:35 Uhr

Der Dortmunder Wallring trägt seinen Namen wegen der ungefähr an gleicher Stelle verlaufenden mittelalterlichen Stadtbefestigung. Bei Bauarbeiten werden dort immer wieder archäologisch interessante Funde gemacht.

as Stück Stadtmauer, dass nun aufgetaucht ist, ist allerdings nicht nur besonders groß, sondern hat den Planern von DEW21 auch einige Kopfschmerzen bereitet.

Fast 100 Meter misst das Stück Stadtmauer, das bei Arbeiten am Ostwall auf Höhe des Baukunstarchives entdeckt wurde; etwa 1,80 Meter breit und von ihrer Oberkante etwa einen halben Meter unter Straßenniveau gemessen etwa anderthalb Meter hoch. Rund 60 Meter der Mauer sind freigelegt und überwiegend gut erhalten.

Die Bauarbeiten müssen ausweichen

Eigentlich war erwartet worden, dass sich das Stück der Hauptmauer etwas weiter östlich, unter dem Grünstreifen befinden würde. An ihrem tatsächlichen Fundort wurde die Mauer allerdings zu einem Problem: Sie liegt im Weg der geplanten Fernwärmeleitungen, die den Anlass zu den Bauarbeiten gaben.

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Um das Bodendenkmal nicht zu zerstören, sondern für zukünftige Generationen zu erhalten, musste ein neuer Weg für die Fernwärmeleitung gefunden werden. Jedoch dürfen dafür weder die Wurzeln der Kastanien entlang des Ostwalls beschädigt werden, noch dürfen die Leitungen den Abwasserkanälen zu nahe kommen.

Der Leiter des Projekts Fernwärme, Bastian Stegemann, von DEW21, Baudezernent Arnulf Rybicki und Ingmar Luther, Leiter Stadtarchäologie Dortmund, beim Pressetermin an der Stadtmauer.

Der Leiter des Projekts Fernwärme, Bastian Stegemann, von DEW21, Baudezernent Arnulf Rybicki und Ingmar Luther, Leiter Stadtarchäologie Dortmund, beim Pressetermin an der Stadtmauer. © Stadt Dortmund

Die Lösung: Die Fernwärmeleitung muss ausweichen. Sie wird nun auf der anderen Straßenseite verlegt. Nicht des Wallrings, sondern der vor dem Baukunstarchiv verlaufenden kleinen Parallelstraße. Das bedeute, so DEW21, einen deutlichen Mehraufwand - und eine zeitliche Verzögerung. Wie lange die Bauarbeiten sich deswegen hinziehen werden, sei noch unklar.

Teile der Mauer können ersteigert werden

„Ich habe Luftsprünge gemacht, als DEW21 gesagt hat, man habe eine Lösung gefunden“, freut sich Stadtarchäologe Ingmar Luther. Das sei angesichts der komplexen Örtlichkeit nicht selbstverständlich gewesen.

Etwa fünf Meter Stadtmauer müssen für die Umleitung dennoch entfernt werden. Dafür soll ein Stück verwendet werden, dass bereits bei vorherigen Bauarbeiten beschädigt wurde. Die historischen Steine sollen zudem nicht einfach entsorgt werden.

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„Der Teil der Mauer wird zu einem guten Zweck versteigert werden“, so Baudezernent Arnulf Rybicki. Wie genau, das sei noch in der Planung. Je nach Größe könnten zum Beispiel 30 bis 80 Euro pro historischem Mauerstein aufgerufen werden.

Für zukünftige Generationen bewahrt

Der im Boden verbleibende Teil der Mauer wird abgedeckt und dann wieder zugeschüttet, um ihn vor Umwelteinflüssen zu schützen. „Das ist der geeignete Ort für ein Bodendenkmal, um die Jahrhunderte zu überdauern“, so Arnulf Rybicki.

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Zwei bis drei Wochen soll die Stadtmauer voraussichtlich noch offen liegen. Wer sie sehen möchte könne aber „nicht einfach durch die Baugrube laufen“, betont der Baudezernent. DEW21 will jedoch die Absperrung möglichst nah an die Mauer heran verlegen, so das Interessierte einen sicheren Blick auf das Fundstück werfen können.

Ein Schrecken für Angreifer der Hansestadt

In ihrem ursprünglichen Zustand, der am Ostwall um das Jahr 1200 herum fertiggestellt wurde, war die Dortmunder Stadtmauer 8 bis 9 Meter hoch. Verteidigern der Hansestadt bot sie einen Überblick über die Umgebung - und anrückende Feinde sollten von der beeindrucken äußeren Lage aus dicken Steinen abgeschreckt werden.

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Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Stelle der Stadtmauer eine Prachtstraße angelegt wurde, wurde sie bis knapp unter dem Straßenniveau abgetragen. Die Reste tauchen nun immer wieder bei Bauarbeiten in der City auf und sind mittlerweile umfangreich erforscht.