Anwohnerin kann Umzug des Drogencafés nicht stoppen
Café Kick
Die Stadt Dortmund hat freie Hand, das Café Kick vom Eisenmarkt zum Ex-Postgiroamt am Hohen Wall zu verlagern. Das Verwaltungsgericht hat eine Einstweilige Verfügung abgewiesen. Doch die Stadt bleibt vorsichtig.

Jan Sosna freut sich als Leiter des Drogencafés Kick, dass seine Einrichtung die nächste Hürde für einen Umzug genommen hat. © Stephan Schütze
Ich habe schon schlechtere Nachrichten gehört“, sagt Jan Sosna, Leiter des von der Aidshilfe getragenen Cafés Kick. „Wir platzen aus allen Nähten.“ 2002 wurde die Drogenhilfeeinrichtung mit dem „Konsumraum“ am Eisenmarkt mit einer direkten Anbindung ans Gesundheitsamt eröffnet.
Da die Stadt ihre Immobilie jetzt an einen Investor verkaufen will, sollen beide Einrichtungen ins bzw. zum früheren Postgiroamt am Hohen Wall verlegt werden: Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes starten ihren Umzug im April. Wann aber das Café Kick folgt und den geplanten Neubau im Innenhof des alten Postgebäudes beziehen kann, bleibt trotz des Richterspruchs offen.

Eine Nachbar-Eigentümerin war aus Sorge vor Lärm, Drogenhandel und weiteren möglichen Begleiterscheinungen vor der Haustür im September 2017 vor den Kadi gezogen. Ihr Ziel: Die Richter mögen die Baugenehmigung der Stadt fürs „neue“ Café Kick kippen. Gleichzeitig mögen sie per „Einstweiliger Verfügung“ dafür sorgen, dass es vor einer endgültigen Entscheidung auch keinen Baustart gibt.
"Keine Verletzung der Nachbarschaftsrechte"
Über die Hauptsache, die Klage gegen die Baugenehmigung, haben die Richter noch nicht entschieden. „Das kann zwei Jahre dauern“, sagt Sprecher Wolfgang Thewes auf Anfrage. Die Einstweilige Verfügung gegen den Baustart jedoch haben sie abgeschmettert.
„Das Gericht sieht keine Verletzung der Nachbarschaftsrechte“, sagt Thewes. Der Lärm, der durch die Drogenhilfeeinrichtung verursacht werde, sei nicht größer als der gewohnte Umgebungslärm. Mögliche Begleiterscheinungen, etwa weggeworfene Spritzen, seien „nicht baurechtlich, sondern ordnungsrechtlich zu lösen. Ergebnis: „Die Stadt kann jederzeit mit dem Bau beginnen“, sagt Thewes.
Baustart noch nicht bekannt
Das Restrisiko, dass sie im späteren Hauptverfahren dennoch den Kürzeren zieht und im schlimmsten Fall die Nutzungserlaubnis verliert, kann Thewes der Stadt allerdings nicht nehmen. Rechtsanwalt Georg Strohmeyer von der Sozietät „Himmelmann, Pohlmann, Kunst“, der die Klägerin vertritt, mochte das Urteil nicht kommentieren. „Ob wir Beschwerde einlegen, ist noch offen.“
Und wie reagiert die Stadt? Zugeknöpft. Da das Hauptverfahren nicht abgeschlossen sei, werde man keine Stellung nehmen, teilt Verwaltungssprecher Michael Meinders mit. Auch kein Wort zum Baustart fürs Café Kick. Dafür der Verweis auf die Firma Diag, die das Gebäude im Auftrag der Stadt bauen und an sie vermieten soll. „Ob die Baumaßnahmen begonnen werden, liegt im Ermessen der Investoren“, sagt Meinders.
Anwohner zeigen sich unbekümmert
Auf eine abschließende Entscheidung zu warten, würde wohl zu lange dauern, heißt es bei der Firma Diag. Im Prinzip könne man „in der zweiten Jahreshälfte starten und nach acht Monaten fertig sein.“ Man werde sich nun kurzfristig mit der Stadt in Verbindung setzen.
Und was sagen die Anwohner des neuen Standortes? Cecilia Prawira mit ihren beiden Kleinkindern bleibt gelassen. „Ich möchte erst einmal abwarten, wie sich das entwickelt.“ Auch Anwohnerin Edda Lücke zeigt sich wenig beunruhigt. „Ich gehe davon aus, dass Sozialarbeiter anwesend sind und sich kümmern.“