Ein Volvo XC90 wurde bei dem Brand komplett zerstört. Möglicherweise sprangen die Flammen vom rechten Vorderreifen auf weitere Fahrzeugteile über.

Ein Volvo XC90 wurde bei dem Brand komplett zerstört. Möglicherweise sprangen die Flammen vom rechten Vorderreifen auf weitere Fahrzeugteile über. © Tim Schulze

Angezündete Autos in Dortmund: Es war das zweite Mal - und traf dieselben

rnBrandstiftung

Schon im Mai und Juni 2020 hatten Autos an der Kronenstraße gebrannt. Bei der Tat am Montag (26.9.) traf es wieder dieselben Anwohner. Angst und Verunsicherung sind groß. Was kommt als Nächstes?

Dortmund

, 28.09.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Brandgeruch ist noch da. Von dem vorderen Teil des Volvo XC90 ist jedoch nicht mehr viel übrig. Der rund 100.000 Euro teure SUV ist eines der Autos, die am frühen Montagmorgen (26.9.) in der südöstlichen Innenstadt angezündet wurden. Das Wrack steht in einem Hinterhof der Kronenstraße.

Acht Autos, darunter mehrere hochpreisige Fahrzeuge, hatten gegen 5.30 Uhr im Kronenviertel gebrannt. Ein Wagen stand an der Markgrafenstraße, die anderen an der Kronenstraße sowie in dem Hinterhof. Die Polizei hatte noch am selben Tag einen 28-jährigen Dortmunder festgenommen. Der Verdacht gegen ihn habe sich jedoch nicht erhärtet, hieß es am Dienstag (27.9.).

Die psychischen Folgen

Der Besitzer des Volvos ist ein 43-jähriger Anwohner. Seinen Namen möchte er nicht veröffentlicht wissen. Auch ein Foto lehnt er ab. Am Dienstagmittag läuft er durch den Hinterhof zu seiner Garage, um nachzusehen, welche Schäden der Ruß dort angerichtet hat. Der zerstörte SUV steht direkt vor der Garage.

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Der Mann ist schockiert. Noch schlimmer als der Sachschaden, den die Versicherung ersetze, seien die psychischen Folgen. „Man hört jetzt bei jedem Knistern und Knacken genau hin“, sagt er. Das liegt auch daran, dass ihm das nicht zum ersten Mal passiert ist. Vor etwas mehr als zwei Jahren, in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 2020, hatte sein Wagen ebenfalls im Flammen gestanden. An genau demselben Ort, in dem Hinterhof. Und: Schon etwa vier Wochen zuvor hatten in dem Viertel Autos gebrannt.

Grillanzünder als Brandbeschleuniger?

„Jetzt ist das wirklich nicht mehr lustig“, macht der 43-Jährige im Gespräch mit unserem Reporter seinem Ärger Luft. Der Mann ist sicher, dass es sich wieder um denselben Täter handelt wie im Sommer 2020. „Was will der? Und was kommt als Nächstes, ein Wohnhaus?“ Er hatte am Montagmorgen gesehen, wie sein Wagen plötzlich lichterloh brannte. Kurz darauf habe schon die Polizei an seiner Tür geklingelt, erzählt er.

Der Anwohner deutet auf den rechten Vorderreifen seines Volvos, der nur noch geringfügig an sein früheres Erscheinungsbild erinnert. Auf den Reifen habe der Täter wohl einen Grillanzünder gelegt und diesen in Brand gesetzt. „Der Täter hat dann Zeit, um zu fliehen, und der Rest passiert von allein", sagt der 43-Jährige. Bei den beiden weiteren Autos, die im Hinterhof brannten, könne man dasselbe Schadensbild feststellen.

Videoüberwachung auf dem Hinterhof

Seit dem Brand im Juni 2020 lasse er den Hinterhof von einer Videokamera überwachen, erzählt der Anwohner. Diese habe den Täter aufgezeichnet. Auf einer kurzen Sequenz sei dieser zu sehen, wie er „in einer Seelenruhe da lang läuft“. Er habe sich eine Kapuze ins Gesicht gezogen und eine FFP2-Maske getragen.

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Das Videomaterial habe er der Polizei übergeben, berichtet der Anwohner. Die Pressestelle der Polizei wollte die Existenz dieser Aufnahme auf Nachfrage unserer Redaktion nicht bestätigen und verwies auf laufende Ermittlungen. Auch zu Grillanzündern als potenzielle Brandbeschleuniger wollte sie sich nicht äußern.

Der 43-Jährige hofft, dass die Aufnahme dabei hilft, den Täter zu fassen. „Die Polizei weiß, was er anhatte, und in der Umgebung gibt es sicherlich noch weitere Kameras.“ Über das Motiv kann er nur spekulieren: „Entweder, es ist etwas Persönliches, oder jemand, der einfach nur neidisch auf die Autos ist.“

Feuerlöscher geschnappt

Noch heftiger als den 43-Jährigen hat es einen anderen Anwohner erwischt. Der öffnet unserem Reporter zwar die Tür und erzählt bereitwillig von den Geschehnissen am Montagmorgen. Seinen Namen will aber auch er nicht nennen, nicht einmal sein Alter möchte er veröffentlicht wissen.

Drei der betroffenen Autos, zwei Audi und der auffällige Nissan-Sportwagen, gehörten ihm, erzählt der Mittzwanziger, ein weiterer Audi sei der Wagen eines Bekannten. Bis auf einen Audi Q8 seien die Fahrzeuge zerstört.

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Er sei von einer Nachbarin geweckt worden, die ihn auf die brennenden Autos hingewiesen habe. „Dann habe ich mir einen Feuerlöscher aus der Küche geschnappt und bin raus", erzählt der Anwohner. „Ich wollte helfen.“ Allerdings sei der Feuerlöscher schnell leer gewesen. Sein Bekannter habe mit einem Eimer Wasser größeren Schaden von dem Q8 abwenden können.

Spekulation über Neider

Auch der Mittzwanziger war schon vor zwei Jahren betroffen. Feinde habe er nicht, sagt er. Möglicherweise treibe Neid den oder die Täter an. Schließlich seien damals wie jetzt vor allem hochpreisige Modelle in Flammen aufgegangen. Der junge Mann sagt, er habe „Angst, dass die noch mal wiederkommen könnten“. Der oder die Täter schreckten offenbar vor nichts zurück. Immerhin hätten betroffene Autos auch direkt an der Hauswand gestanden.

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Durch die Hitzeentwicklung, die von einem brennenden Audi an der Kronenstraße ausging, wurde auch die Jalousie von Anwohner Jürgen Klöpper beschädigt. Der Senior hatte davon jedoch gar nichts mitbekommen, da er die Nacht im Krankenhaus verbrachte. „Das sind Bekloppte, die so etwas machen“, sagt er über Brandstifter. „Es wäre gut, wenn sie den kriegen.“

Wie sie nun die zerstörten Wagen aus dem Hinterhof entfernen sollen, wissen die beiden Anwohner nicht. Das Tor ist zu schmal für einen Abschlepper. Für den Abtransport seien sie selbst verantwortlich, berichten sie. Die Autos, die auf der Straße angezündet wurden, seien hingegen sichergestellt worden.