Fremdenführerin Heike Regener von meineHeimat.ruhr und Tilmann Insinger vom Amt für Stadterneuerung stoßen auf dem Alten Markt auf Dortmunds Altstadtviertel an.

Fremdenführerin Heike Regener von meineHeimat.ruhr und Tilmann Insinger vom Amt für Stadterneuerung stoßen auf dem Alten Markt auf Dortmunds Altstadtviertel an. © Gaby Kolle

Heike Regener und Tilmann Insinger zeigen, wo sich das Altstadt-Viertel versteckt

rnSerie: City-Quartiere

Dortmunds City steht vor einem Wandel. Wie soll der aussehen? Dazu haben Dortmunder und Stadtplaner Ideen für neun Quartiere entwickelt. Wir stellen sie vor. Dieses Mal: das Altstadtviertel.

Dortmund

, 14.08.2022, 11:30 Uhr

In Dortmund kennt man das Ostwallviertel, das Kaiserviertel und auch das Brückstraßenviertel. Aber das Altstadtviertel? Man muss schon genau hinschauen, um es zwischen Kleppingstraße und Hansaplatz, Kampstraße und Betenstraße zu entdecken. Das Herzstück ist der Alte Markt, die sogenannte gute Stube von Dortmund.

„Es ist keine typische Altstadt“, räumt Tilmann Insinger vom Amt für Stadterneuerung ein, „aber die Bezeichnung Altstadtviertel hat eine Begründung in der Historie“.

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Und davon kann Stadtführerin Heike Regener von meineHeimat.ruhr viel erzählen. „Die mehr als 1100-jährige Geschichte der Stadt findet man hier am eindrücklichsten“, sagt sie und zeigt über den Alten Markt. „Auch wenn das Pflaster neu ist, laufen wir auf mittelalterlichem Boden der Stadt.“

Die Struktur ist noch heute die der Altstadt

Der Alte Markt heißt so, weil hier schon immer der Markt war. In seinem Umfeld liegen der historische Schuhhof, der Betenhof, der Marienkirchhof und der südliche Bereich der Reinoldikirche.

„Die Struktur ist die Altstadtstruktur“, erläutert die Stadtführerin. Das Brauhaus Wenker war das Brauhaus. Die Adler-Apotheke an der nordöstlichen Ecke des Alten Marktes ist die älteste Apotheke Westfalens. „Auch der Gänsemarkt heißt nicht umsonst so“, sagt Regener. Da wo heute SportScheck ist, stand das älteste steinerne Rathaus Deutschlands.

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Ebenso historisch ist die kleine Gasse „Am Trissel“ zwischen der großen Einkaufsmeile Westenhellweg und dem historischen Markt. Als Trissel bezeichnete man früher einen Pranger, wie er im Mittelalter auf jedem Marktplatz zu finden war. Es handelte sich um einen drehbaren Käfig, in dem betrügerische Markthändler so lange gedreht wurden, bis sie sich übergeben mussten.

Geschichte sichtbarer machen

Diese Perspektive auf die Historie des Viertels gelte es zu schärfen, die Geschichte sichtbarer zu machen, sagt Heike Regener; denn Ziel des neuen City-Managements ist es, zusammen mit Anwohnern und örtlichen Gewerbetreibenden das Unverwechselbare, das Besondere der einzelnen Viertel herauszuarbeiten.

Als Vorbereitung für das neue City-Management hat das Stadtplanungs-Büro „Stadt + Handel“ im Auftrag der Stadt neun Quartiere in der Dortmunder City identifiziert, die unterschiedliche Bedürfnisse der Innenstadt-Besucher bedienen sollen. Bei Quartiers-Spaziergängen und in Strategie-Werkstätten sind die Ideen für die einzelnen Viertel entstanden.

„Hier im Altstadtviertel spielt das Emotionale eine besondere Rolle“, erklärt Tilmann Insinger: „Bei der Online-Befragung war der Alte Markt ohne Vorgabe mit Abstand der beliebteste Ort bei den Dortmundern.“ Der zentralste Platz der Stadt sei die Küche oder das Wohnzimmer der Dortmunder, biete ihnen Raum für Emotionen, ob bei BVB-Fanfesten, beim Gastronomiebesuch am lauen Sommerabend oder zur Weihnachtszeit mit dem Weihnachtsmarkt.

Platz mit guter Strahlkraft

Die Menschen verbinden Erinnerungen und eine besondere Stimmung mit der Innenstadt. Auf dem Alten Markt kommen Genuss, Events und geselliges Miteinander zusammen und laden zum Verweilen ein. „Wir enden oft hier, meist mit einem Stößchen“, sagt die Stadtführerin. Der Alte Markt ist ein beliebter Ort zum Ausklang der Citytouren. „Von hier kann man im Anschluss zum Shoppen gehen oder noch mal eine der Kirchen besuchen.“

Als zentralster Platz ist der Alte Markt auch das Verteilkreuz, abzulesen an den Verbindungsgässchen und Durchgängen rundherum. Sie machen die Übergänge zu den umliegenden Bereichen wie der Kleppingstraße fließend.

Der Paradiesgarten an der Reinoldikirche lädt zum Verweilen ein.

Der Paradiesgarten an der Reinoldikirche lädt zum Verweilen ein. © Felsmann

In der Quartiers-Werkstatt wurden Vorschläge entwickelt, wie sich das Altstadtviertel noch attraktiver gestalten lässt. Naturräume mit schattigen, kühlen Plätzen im Sommer gehörten dazu, sagt Tilmann Insinger und verweist auf das gelungene Beispiel des Paradiesgartens, der aktuell wieder auf der Südseite der Reinoldikirche erblüht.

Wanderndes Grün und mehr Licht

Insinger: „Wir wollen Grün, das in der Stadt wandern soll. Wir können uns weitere Pop-up-Bäume vorstellen, die auch im Umfeld aufgestellt werden, zum Beispiel in der Brauhaus- und der Betenstraße.“

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Auch die Gastronomen beteiligten sich mit Blumenampeln, betont Heike Regener die gemeinsamen Anstrengungen für das Viertel. „Wenn wir alle eine bisschen was tun, nicht nur die von Amts wegen, kann das Vorhaben gelingen.“

Wünschenswert sei auch mehr Licht in der dunklen Jahreszeit, mehr Fassaden-Beleuchtung. Die Inszenierung großflächiger Fassaden verstärke den Charme des Altstadtviertels, sagt Insinger. „Man muss nicht alles auf links drehen, man kann mit dem arbeiten, was man hat“, stellt Heike Regener fest.

Am Ende gibt es ein „Regiebuch“

Die Bürgerbeteiligung in Dortmund sei ein großes Plus für das gemeinsame City-Management. Am Ende der Vorbereitung soll ein detailliertes „Regiebuch“ stehen, das der Rat dann verabschieden muss und nach dem sich alle City-Akteure und die Stadtverwaltung richten können – als gemeinsames City-Management in einem dauerhaften Bündnis.

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Aus der Quartiers-Werkstatt bleibe auch eine Vision, berichtet Heike Regener, die Vision, den Marienkirchhof, der heute weitgehend als Parkplatz dient, als ruhigen Rückzugsort im Altstadt-Kneipenviertel zu etablieren. Mit viel Grün, einer Eiche, einer Rundbank, einem Brunnen und schöneren Achsen in die Umgebung. Bis diese Vision wahr wird, wird wohl noch viel Wasser im Bläserbrunnen des Alten Marktes plätschern.

Zur Sache

Das Projekt

Das Büro Stadt + Handel wurde von der Stadt Dortmund beauftragt, für eine Stärkung der City die konzeptionellen Grundlagen für ein Citymanagement zu erarbeiten. Das Projekt wird mit 100.000 Euro vom Land NRW gefördert und das Büro begann im Juni 2021 seine Arbeit. Die Experten definierten neun Quartiere innerhalb des Walls, die unterschiedliche Stärken und Schwächen aufweisen. In vielen Werkstattgesprächen mit den Akteuren in den Quartieren wurden jeweils Zukunftsideen entwickelt. Diese wurden jetzt in einem Zwischenbericht dargelegt. Der Rat der Stadt erhält am Ende dieses Jahres einen Abschlussbericht als Diskussionsgrundlage. Letztlich soll dann ein „Regiebuch“ beschlossen werden, das von einem Citymanagement für die Dortmunder City umgesetzt wird.