Die Derner Rentner Hannelore Nierhaus und Bodo Lehmann rechnen vor, was die drastische Verteuerung von Energie und Lebensmitteln für sie bedeutet

Die Derner Rentner Hannelore Nierhaus und Bodo Lehmann rechnen vor, was die drastische Verteuerung von Energie und Lebensmitteln für sie bedeutet. © Andreas Schröter

„Wer soll das bezahlen?“ – Gas-Abschlag für Rentnerpaar steigt um 4500 Euro pro Jahr

rnEnergiekrise

Die Teuerung von Energie und Lebensmitteln macht nicht nur Menschen an der Armutsgrenze zu schaffen - auch Dortmunder, die dachten, einigermaßen über die Runden zu kommen, machen sich Sorgen. Ein Beispiel.

Derne

, 01.09.2022, 08:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Hannelore Nierhaus (80) und Bodo Lehmann (68) sind ein (unverheiratetes) Rentnerpaar, das seit Langem ein Häuschen an der Rotdornallee in Derne bewohnt. Er hat 49 Jahre lang in verschiedenen Firmen gearbeitet - teils im Akkord. 20 Jahre lang war er Staplerfahrer und hat vorher auch mal 100 Kilogramm schwere Bleiplatten herumgetragen. „Eigentlich“, so sagt er, „dachte ich immer, dass ich ganz gut verdient und auch genug gearbeitet habe.“ Seine aktuelle monatliche Rente beträgt 1640 Euro netto.

Sie hat 15 Jahre lang als Altenpflegerin im Wohn- und Pflegezentrum St. Josef in Derne gearbeitet und erhält eine monatliche Netto-Rente von 540 Euro. Bodo Lehmann sagt: „Das sind knapp 2200 Euro, die wir monatlich zur Verfügung haben. Das klingt erstmal so, dass man damit zurecht kommen kann.“ Was diese Auffassung ins Wanken gebracht hat, ist ein Schreiben von DEW21.

Danach soll das Paar ab dem 1. Oktober einen Gas-Abschlag von 520 Euro monatlich leisten. Im vorigen Jahr waren es noch 144 Euro. Dann hat das Energieunternehmen den Abschlag auf 299 Euro erhöht - und nun auf 520. Das bedeute eine jährliche Erhöhung um rund 4500 Euro.

Von 144 auf 299 auf 520 Euro monatlich. Das ist die Gas-Preissteigeung für Hannelore Nierhaus und Bodo Lehmann aus Derne

Von 144 auf 299 auf 520 Euro monatlich. Das ist die Gas-Preissteigeung für Hannelore Nierhaus und Bodo Lehmann aus Derne. © Andreas Schröter

„Wer soll das noch bezahlen?“, fragt Hannelore Nierhaus, die zu 100 Prozent behindert und auf einen Rollator angewiesen ist. Zumal ja auch alles andere teurer geworden ist. Auch die Strom-Pauschale ist dem Paar von 109 Euro auf 127 Euro erhöht worden - und das, obwohl die beiden zuletzt sogar eine Rückzahlung erhalten haben.

Bekanntlich sind auch die Lebensmittel teurer geworden. Früher habe man für einen Liter Speiseöl 1,29 Euro bezahlt, heute sind es 4 Euro. „Die Preise explodieren“, so Hannelore Nierhaus.

Haus ist energetisch in Ordnung

Bodo Lehmann hat das Haus aus dem Jahre 1925 kürzlich mit einer Wärmebildkamera hinsichtlich seines energetischen Zustands überprüfen lassen. Ergebnis: keine Auffälligkeiten. Ein paar Schwachstellen habe er ausgebessert. Im Keller gebe es Thermofenster, im Heizungskeller sogar eine Dreifachverglasung. Wände und Dach seien gut isoliert.

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Im Winter weniger zu heizen, kommt für das Paar nicht infrage. Hannelore Nierhaus sagt, sie friere sehr schnell, was womöglich auch mit ihrer Behinderung zusammenhänge. Sie hat eine Eisenstange und mehrere Schrauben zur Stabilisierung im Rücken.

Sämtliche Lampen mit LED-Birnen ausgestattet

Bodo Lehmann hat bereits sämtliche Lampen im Haus mit energiesparenden LED-Birnen ausgestattet, und im Hausflur werde das Licht eigentlich gar nicht mehr angeschaltet. Luxusausgaben wie ein Urlaub seien gar nicht mehr drin.

Im Supermarkt versucht das Paar nur noch die günstigen Discount-Produkte zu kaufen. Aber weil das alle tun, sind die nach ihrer Beobachtung schnell ausverkauft. Nicht verzichten möchten Hannelore Nierhaus und Bodo Lehmann auf ihr Auto. Weil es die Tante-Emma-Läden in der Nähe heute nicht mehr gebe, sei man zum Einkaufen doch auf das Auto angewiesen. Auch benötigen die beiden den Wagen für Hannelore Nierhaus‘ häufige Arztbesuche.

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Er selbst, so sagt Bodo Lehmann, versuche ja schon, möglichst viele Strecken mit dem Fahrrad zurückzulegen, aber für seine Partnerin sei das natürlich keine Option - ebensowenig wie der ÖPNV. Viele Haltestellen sind nicht barrierefrei - und wenn doch, dann streike oft der Aufzug. Auch laufe man Gefahr, in wahren Schülermengen gefangen zu sein, wenn der Arzttermin zu einer ungünstigen Zeit liege - zumal mit dem Rollator.

„Ja, doch“, sagen die beiden Derner auf Nachfrage, „wir machen uns schon Sorgen um die Zukunft“ - zumal überhaupt nicht klar sei, ob die Gaspreise nicht noch weiter anziehen.

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