
Martin Grebe (l.) vom Mieterverein, freut sich, dass für Mieter die Heizpflicht im kommenden Winter ausgesetzt ist. Dr. Thomas Bach, Hauptgeschäftsführer des Eigentümerverbandes Haus & Grund Dortmund, sieht dagegen keinen Sinn in der Regelwut der Politik. © Montage: RN
Keine Heizpflicht mehr: „Mieter müssen sicherstellen, dass kein Schimmel entsteht“
Heizkosten
Kein gutes Haar lässt der Eigentümerverband Haus & Grund Dortmund an den Beschlüssen zum Energiesparen. Beim Mieterverein dagegen ist man zufrieden mit den Regeln, die ab 1. September gelten.
Licht aus, Türen zu. Das sind zwei der Regeln, die die Bundesregierung jüngst beschlossen hat. Um im kommenden Winter Gas und Strom zu sparen, sollen ab 1. September Schaufenster ab 22 Uhr dunkel bleiben und für öffentliche Gebäude und Denkmäler die Außenbeleuchtung abgeschaltet werden. Und beim Einkaufen gilt: die Eingangstüren der Geschäfte werden nicht mehr dauerhaft offenstehen, damit die Raumwärme nicht verpufft.
Und während die Räume in Rathäusern, Museen oder Restaurants nur noch bis maximal 19 Grad beheizt werden dürfen, werden Mieter von ihrer Heizpflicht befreit. Sie können in ihren Wohnungen die Heizung runterdrehen und im Winter zum Beispiel auch mit 17 Grad auskommen.
Klausel soll vor Schimmel in Wohnungen schützen
In den Mietverträgen der meisten Dortmunder steht laut Martin Grebe vom Mieterverein eine Klausel zur Mindesttemperatur in der Wohnung. Meist sind 19 oder 20 Grad vorgegeben. Die Klausel soll vor Schimmel in den Wohnräumen schützen.
„Ein Mieter hat nur geringe Möglichkeiten, Energie einzusparen. Daher begrüßen wir, dass die Mietvertragsverpflichtung zum Heizen auf eine Mindesttemperatur entfällt“, sagt Martin Grebe und rechnet vor: „Es heißt ja, dass man mit der Absenkung um ein Grad seine Heizkosten um 6 Prozent verringern kann. Bei einem Absenken von 20 auf 17 Grad kann man also 18 Prozent der Heizkosten sparen.“

Wer dreht wie an dem Heizungsthermostat? Eine Klausel im Mietvertrag verpflichtet die meisten Dortmunder dazu, ihre Wohnung im Winter ausreichend zu heizen. So soll einer Schimmelbildung vorgebeugt werden. Ab dem 1. September wird diese Heizpflicht jedoch für ein halbes Jahr außer Kraft gesetzt. Wer nur noch bis 17 Grad statt bis 20 Grad heizt, spart laut Mieterverein fast 20 Prozent seiner Heizkosten. © dpa
Auch die Informationspflicht zur Entwicklung der Strom- und Gaspreise begrüßt man beim Mieterverein. „Die Verunsicherung bei den Mietern ist schließlich groß - und das schafft Transparenz und hilft Mietern bei der Einschätzung der Kosten“, sagt Martin Grebe. Er begrüßt es zudem, dass Hausbesitzer im nächsten Jahr per Gesetz verpflichtet sind, sich um einen effizienteren Betrieb ihrer Gasheizungen zu kümmern.
Haus & Grund hält gesunden Menschenverstand für ausreichend
Erbost und ablehnend reagiert man dagegen beim Eigentümerverband Haus & Grund Dortmund auf die Beschlüsse zum Energiesparen. „Die Regelungen sind überflüssig und unrealistisch. Der gesunde Menschenverstand der Bürgerinnen und Bürger ist gut genug, um die Herausforderungen meistern zu können. Die Politik muss den gesunden Menschenverstand daher nicht in Verordnungen gießen“, sagt Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Bach.
Die Politikerinnen und Politiker sollten vielmehr ihre Aufgabe wahrnehmen und die Energieversorgung sicherstellen. „Die Versäumnisse der Politik in den letzten Jahrzehnten haben uns in diese missliche Lage gebracht. Nun ist es an der Zeit zu Handeln und sich nicht im Klein-Klein zu verlieren“, so Thomas Bach.
Die Energiepreissteigerungen führten zu derartigen Belastungen, dass sein Verband die Existenz vieler - insbesondere kleinerer Eigentümer - bedroht sehe. Insbesondere beim Gas würden die Preissteigerungen zuerst die Vermieter und anschließend die Mieter treffen. „In der Praxis erleben wir, dass Eigentümer nicht mehr wissen, wie sie die immensen Abschlagserhöhungen stemmen sollen“, so Bach.
Mieterverein begrüßt zusätzliche Verbrauchsinformationen
Die vom Mieterverein begrüßten zusätzlichen Verbrauchsinformationen für Mieter im Oktober werden von Haus & Grund kritisiert. Es sei bereits jetzt im Interesse der Vermieter, ihre Mieter über die zu erwartenden Gaspreise zu informieren. Der Verband weist darauf hin, dass es der Vermieter sei, der in Vorleistung gehe und die Gasrechnungen bezahle.
Zur Aussetzung der Heizpflicht bis zum 28. Februar 2023 betont Thomas Bach: „Mieter müssen aber sicherstellen, dass durch ihr Verhalten kein Schimmel entsteht. Wichtiger denn je wird in einer solchen Situation ein der jeweiligen Witterung angepasstes und ausgewogenes Heiz- und Lüftungsverhalten. Kleinteilige Vorgaben der Politik helfen uns nicht weiter, aktuell geht es nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung.“
Haus & Grund erklärt zudem, dass eine Verpflichtung zum Heizungscheck, zum hydraulischen Abgleich, zur Heizungsoptimierung und zum Pumpentausch in der gegenwärtigen Energiekrise wenig helfen. Es fehlten schlicht die nötigen Fachkräfte und Geräte. Der Verband bezweifelt daher, dass die vorgesehenen Verpflichtungen fristgerecht bis zum Herbst 2024 umgesetzt werden können.
Haus & Grund rät zu einvernehmlichen Maßnahmen
„Es macht keinen Sinn, pauschal alle gasbetriebenen Heizungen zu überprüfen. Wir sollten die vorhandenen Ressourcen auf diejenigen Gebäude konzentrieren, deren Heizungen schlecht funktionieren und wo der Gasverbrauch überdurchschnittlich hoch ist“, meint Thomas Bach.
Um die Energiekostensteigerungen abzufedern, rät Haus & Grund privaten Vermietern im Einvernehmen mit ihren Mietern sinnvolle Maßnahmen zur Reduzierung des Gasverbrauches, wie eine Nachtabsenkung, zu vereinbaren. Außerdem sei es wichtig, dass die aktuelle Förderung der Heizungsoptimierung über das Bafa (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) bestehen bleibe und gegebenenfalls aufgestockt werde.
Tipps zum richtigen Lüften
- Hinweise zum richtigen Heiz- und Lüftungsverhalten hat Haus & Grund in einem Merkblatt zusammengefasst. Dieses kann unter Tel. (0231) 95 83-0 angefordert werden und ist online aufzurufen unter: www.hausundgrund-dortmund.de/heizen
- Es heißt darin unter anderem: „Der Wille, Energie zu sparen, ist groß und das ist auch richtig so. Es ist dabei jedoch wichtig, richtig zu heizen und zu lüften, um so ein gesundes Raumklima zu sichern, damit kein gesundheitsschädlicher Schimmelpilz entsteht. Kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen. Steigt die Feuchtigkeit unmittelbar an einer kalten Wand auf Werte über 70 Prozent, nimmt die Schimmelpilzgefahr zu.“
- Empfohlen wird im Infoblatt von Haus & Grund, ausreichend zu heizen: „Kalte Luft kann weniger Wasser aufnehmen als warme. Daher sollte in Schlafräumen oder wenig genutzten Räumen die Temperatur nicht unter 16 °C sinken, sonst kann es zur Kondensation von Feuchtigkeit kommen. Die Räume sind daher von Zeit zu Zeit zu heizen, um Schimmelpilzbildung zu verhindern.“
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
