Andreas Berle (58) ist Frührentner und alleinerziehend. Er muss jeden Cent umdrehen, über das vorgeschlagene Entlastungspaket freut er sich nur bedingt.

Andreas Berle (58) ist Frührentner und alleinerziehend. Er muss jeden Cent umdrehen, über das vorgeschlagene Entlastungspaket freut er sich nur bedingt. © Benjamin Trilling

Andreas (58) bekommt 915 Euro Frührente – die Gaspreisbremse beruhigt ihn nur bedingt

rnGaspreise

Die „Expertenkommission Gas und Wärme“ hat Vorschläge eingebracht, um auch Verbraucher zu entlasten. Dem alleinerziehenden Frührentner Andreas Berle reicht das nicht – aus mehreren Gründen.

Dortmund

, 10.10.2022, 17:39 Uhr / Lesedauer: 2 min

Beim alleinerziehenden Vater Andreas Berle sorgt es nicht für eine Erleichterung, was die „Expertenkommission Gas und Wärme“ am frühen Montagmorgen vorgeschlagen hat. Demnach soll der Staat im Dezember einmalig die Abschlagszahlungen übernehmen – auch für Privatgaskunden.

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Andreas Berle äußert sich zwar zunächst positiv zu diesem Entlastungspaket, das derzeit im Raum steht. „Es ist erst mal eine Unterstützung und würde mir helfen“, sagt der Frührentner. Denn seit der Dortmunder aus Krankheitsgründen seinen Job als Busfahrer aufgegeben hat, muss er jeden Cent umdrehen. „Man macht sich ständig Sorgen, wie es weitergeht“, sagt er.

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915 Euro erhält Berle an Frührente. Obendrauf kommen zwar Wohn- und Kindergeld, aber dieses monatliche Budget muss für ihn und seinen Sohn reichen. Gerade deswegen begrüße er den Vorschlag der Expertenkommission: „Es ist erst mal beruhigend, aber trotzdem macht man sich Sorgen“, so Berle. „Denn wenn es wirklich kalt wird, muss man die Heizung anmachen.“

Keine klare Kommunikation: „Geht seit Wochen hin und her“

Ihn störe aber erstens die Ungewissheit angesichts der zahlreichen Ankündigungen in den letzten Monaten – von Habecks Festhalten an der Gasumlage bis Scholz‘ Doppelwumms-Rhetorik.

Aus seiner Sicht bringt der aktuelle Vorschlag der Expertenkommission ebenfalls noch keine dauerhafte Gewissheit. „Es geht seit Wochen hin und her“, klagt Berle, dem in der Diskussion die Perspektive der kleinen Leute fehlt: „Wie sollen Leute, die von Armut betroffen sind, da was planen?“

Denn für Erwerbslose, Lohnabhängige oder Rentner käme neben der Energiepreisexplosion auch eine allgemeine Inflation hinzu – gerade an der Supermarktkasse, so der Evinger: „Auch die anderen Preise sind gestiegen, vor allem für Lebensmittel.“

Zu teuer: Pommes-Currywurst sei nicht mehr drin

Diese Preisspirale sei ein weiterer Grund, warum Armen nicht ausschließlich mit einer Entlastung für Heizkosten geholfen sei. Erst am vergangenen Wochenende spürte der alleinerziehende Vater, dass vermeintlich selbstverständliches nicht mehr drin ist. Als er mit seinem Sohn einen Tagesausflug nach Düsseldorf unternahm, wollte sich beide einen Snack gönnen: Pommes-Currywurst.

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Das Problem: Der Geldbeutel gab nicht das Budget dafür her, wie Berle vorrechnet: sieben Euro pro Portion, für beide fast 15 Euro. „Das kann man sich nicht mehr leisten“, klagt er. Am Ende gab es daher nur McDonalds-Burger für einen Euro: „Damit wir überhaupt was im Magen hatten.“

Neben einer Entlastung beim Gas fordere er daher breit angelegte und langfristige Maßnahmen, um den Menschen zu helfen und vor allem eine klare Kommunikation der Politik: „Es ist erst mal wichtig, dass man Klarheit hat“, so Berle. „Damit man weiß, womit in den nächsten Monaten zu rechnen ist.“

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