Prof. Dr. Carsten Watzl leitet den Bereich Immunologie am Dortmunder Leibniz-Institut für Arbeitsforschung.

Prof. Dr. Carsten Watzl leitet den Bereich Immunologie am Dortmunder Leibniz-Institut für Arbeitsforschung. © Oliver Schaper (Archiv)

Experte: Einige Dortmunder dürften bereits gegen Affenpocken immun sein

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Die Affenpocken sind in Dortmund angekommen - die ersten Fälle wurden am Dienstag bekannt. Einige Dortmunder sind wohl bereits gegen das Virus immun, sagt der Immunologe Carsten Watzl.

Dortmund

, 22.06.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

In Dortmund wurden die ersten Fälle einer Erkrankung mit Affenpocken nachgewiesen. Der Erreger ist verwandt mit dem hochgefährlichen Pockenvirus - doch wesentlich harmloser.

Der Impfstoff, der nun für Affenpocken relevant ist, stammt aus dem erfolgreichen Kampf der Menschheit gegen die Pocken, wie der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl erklärt.

Die Pocken galten als eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten des Menschen. Den letzten Fall der Pocken in Deutschland gab es 1972. Dank einer globalen Impfkampagne ist das Virus seit 1980 ausgerottet - als erste Krankheit des Menschen.

Eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Pockenimpfstoffs ist nun auch das Mittel der Wahl gegen die Affenpocken. „Imvanex“ heißt es und basiert auf sogenannten Vaccinia-Viren. Professor Carsten Watzl vom Dortmunder Leibniz-Institut für Arbeitsforschung hat in den USA an diesen Viren geforscht.

Lebenslange Immunität

„Es handelt sich bei Imvanex um einen Lebendimpfstoff“, erklärt der Experte. „Es werden also Viren in den Körper eingebracht, die sich aktiv vermehren können, die aber so geschwächt wurden, dass sie bei immungesunden Menschen nicht zu einer Erkrankung führen können.“

Durch diese Impfung erreiche manExperte: Einige Dortmunder dürften bereits gegen Affenpocken immun sein in der Regel eine Immunität, die über 30 Jahre anhalten kann. Und sie könne auch noch verabreicht werden, nachdem man mit dem Virus in Kontakt gekommen ist. „Geschieht das früh genug nach der Exposition, bekommt das Immunsystem durch die Impfung trotzdem genug Vorsprung.“

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Einige Menschen in Dortmund dürften zudem bereits gegen die Affenpocken immun sein. Bis in die 70er-Jahre galt in Deutschland eine Impfpflicht gegen die Pocken. „Wer also in seinen 50ern ist, könnte noch gegen die Pocken geimpft worden sein“, so Carsten Watzl.

Charakteristisch für die Impfung sei eine Narbe am linken Oberarm. Auch im Impfpass sollte die Impfung vermerkt sein - zum Beispiel als „Lyo Vaccinia“ oder „VarV“.

Wohl kein Infektionsgeschehen wie bei Corona

Sinnvoll sei eine Impfung aktuell nur für Menschen, die einen nachgewiesenen Kontakt zum Erreger hatten oder bereits infiziert, aber noch nicht symptomatisch sind, so Carsten Watzl. Für eine Impfung zum Beispiel bestimmter Risikogruppen sei zudem aktuell zu wenig Impfstoff verfügbar - auch weil dieser aktuell nur mit geringer Kapazität produziert werden könne.

Mit einem weitreichenden Ansteckungsgeschehen wie beim Coronavirus ist laut Carsten Watzl nicht zu rechnen. Die Übertragung der Affenpocken braucht engen Körperkontakt. Das Ziel müsse allerdings sein, die aktuell rund 400 Fälle in Deutschland wieder auf null zu bringen - auch durch Nachverfolgung und Quarantänemaßnahmen.

Informationen des RKI und der DGfI

Weitere Informationen zu den Affenpocken und zur Impfung hat die Deutsche Gesellschaft für Immunologie auf ihrer Website das-immunsystem.de zusammengestellt. Informationen des Robert-Koch-Instituts zu den Affenpocken und zur Impfung dagegen finden sich auf der Website rki.de.