Bewohner sorgen sich um Dortmunder Prachtviertel Protest vor Wohnungsunternehmen - dessen Chef stellt sich

Bewohner sorgen sich um Prachtviertel und fühlen sich „eingeschüchtert“
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Es sind recht intensive Minuten an der Kampstraße 51. Hier hat die Spar- und Bauverein eG Dortmund ihren Sitz. Die Wohnungsbaugenossenschaft mit rund 12.000 Objekten ist in Dortmund etabliert und genießt einen guten Ruf.

Dazu passt die Stimmung am Donnerstagnachmittag (13.7.) allerdings gar nicht. Rund 40 Personen haben sich vor dem Gebäude gesammelt. Sie sind alle Bewohnerinnen und Bewohner des Althoffblocks, genauer der Hinterhöfe der Sonnenstraße, des Sonnenplatzes, der Roseggerstraße und der Studtstraße.

Liste mit Forderungen

Am Sitz von „Sparbau“ übergeben sie eine Unterschriftenliste und mehrere Forderungen. Hintergrund: Die Straßen mit rund 400 Wohnungen bekommen ein neues Konzept für Innenhöfe und Vorgärten.

Ähnlich hat das die Genossenschaft schon im Unionviertel umgesetzt. Laut „Sparbau“ zur Zufriedenheit der Nutzerinnen und Nutzer.

Im Althoffblock kommt das Konzept bei vielen nicht gut an. In einem Forderungskatalog geht es unter anderem um die Kosten für eine anstehende Umrüstung auf Fernwärme, aber auch um „Kahlschlag“ in Vorgärten und Innenhöfen.

Viele unterschiedliche Themen

Viele unterschiedliche Themen fliegen an diesem Nachmittag umher. Manche trauern um alte Kirschbäume, andere fürchten eher steigende Kosten. Aber es ist auch eine gemeinsame Energie spürbar.

Zahlreiche Bewohnerinnen von Straßen rund um den Sonnenplatz waren zur Verwaltung des Spar- und Bauvereins gekommen.
Zahlreiche Bewohnerinnen von Straßen rund um den Sonnenplatz waren zur Verwaltung des Spar- und Bauvereins gekommen. © Felix Guth

Dieser Energie sieht sich Franz-Bernd Große-Wilde, Vorstandsvorsitzender des Spar- und Bauvereins, am Eingang zum Verwaltungsgebäude gegenübergestellt.

Im zweiten Satz spricht er von „Modernisierung unter Einbeziehung der Bewohner“. Viele in der Gruppe lachen laut auf. Die Diskussion bekommt kurz etwas Hitze, bleibt aber auf der sachlichen Ebene.

Kritik am Umgang

Immer wieder geht es in der Kritik auch darum, dass die Genossenschaft nicht ausreichend mit denjenigen kommuniziere, die mit ihren Einzahlungen ihre Grundlage bilden.

„Allein, dass sich hier so viele unterschiedliche Leute zusammenkommen, zeigt doch, dass es Kommunikationsbedarf gibt“, sagt Beatrice Apker, eine der Unterzeichnerinnen.

„Es geht an die Substanz des Viertels. Dabei müssen sie doch nur die Althoffstraße ansehen, um zu verstehen, wie schön es hier ist“, sagt Lotte Bürgeler, seit mehreren Jahrzehnten Bewohnerin des Viertels.

Große-Wilde sichert den Anwesenden am Donnerstag zu, dass die Kosten für die Fernwärme-Umrüstung nicht auf die Miete umgelegt werden. Zudem sollen die Forderungen noch einmal diskutiert werden.

„Wir möchten die Kritik in positive Energie umwandeln“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Das impliziert, dass die Kritik angekommen ist. „Wir werden das jetzt enger begleiten müssen“, sagt Große-Wilde.

„Hohe Identifikation“

Die so unmittelbar übermittelte Kritik deutet er als „Reaktion auf unsichere Rahmengbedingungen“, die nachvollziehbar sei. Sie sei auch Ergebnis eines „Viertels mit viel Austausch und hoher Identifikation“. Den Althoffblock bezeichnet er als „eines unserer Kerngebiete“.

Mit einer Umfrage unter der Bewohnerschaft habe man versucht, Mitentscheidung herzustellen. Dass dies offenbar nicht ausgereicht hat, damit sich alle verstanden fühlen, darauf deutet eine vollkommen unterschiedliche Schilderung eines Vorgangs von Mittwochabend (12.7.) hin.

Aufgeladene Atmosphäre

Mitarbeiter des Spar- und Bauvereins waren im Viertel vor Ort. Nach Angaben der Anwohner hätten sie gezielt Personen angesprochen, die auf der Unterschriftenliste unterzeichnet hatten. „Manche haben sich davon eingeschüchtert gefühlt“, sagt eine Beteiligte.

Laut Franz-Bernd Große-Wilde hätten die Gespräche das Ziel der „Kommunikation und Information“ gehabt. Zugleich spiegelt er die Wahrnehmung seiner Mitarbeiter, dass sie auf eine sehr aufgeladene Atmosphäre getroffen seien. Sie hätten sich darüber „erschrocken gezeigt“.

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