Viele Probleme an Kampstraße und Westenhellweg Sparbau sieht aber „Chancen für die City“

Spar- und Bauverein sieht viele Chancen für eine weiter attraktive City
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Kommt man zum Spar- und Bauverein an der Kampstraße 51, dann ist dort - anders als sonst an der Kampstraße - rund um das Bürogebäude alles beleuchtet. Das Gebäude selbst ist umfangreich energetisch modernisiert. Es wurden neue Fenster eingebaut und die Wärmeversorgung ist komplett neu. 7,7 Millionen Euro hat der Spar- und Bauverein in seine Hauptverwaltung investiert.

„Das haben wir sehr bewusst gemacht“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Wohnungsgenossenschaft, Franz-Bernd Große-Wilde. Er ließ sich von den Negativschlagzeilen über Leerstände am oberen Westenhellweg und zur Kriminalität auf der Kampstraße auch heute nicht beirren. Anders als andere Unternehmen wollte er nie aus dem Herzen der Innenstadt zum Beispiel an den Phoenix-See umziehen.

„Für unsere 130 Beschäftigten hier ist die Nutzung der zentralen Lage mit der Nähe zum Hauptbahnhof und zum Westenhellweg fantastisch. Deshalb haben wir investiert - in unseren Bestand und auch in einen Neubau am Königswall“, sagt Franz-Bernd Große-Wilde. Es sei aber offensichtlich, wie sich das Stadtbild verschlechtere. „Ein Planungshorizont von fünf Jahren nutzt nichts.“

Angstraum statt Boulevard

Der Spar- und Bauverein sieht sich durchaus als Leuchtturm in einer Gegend, die in den vergangenen Jahren zu einem Stiefkind verkommen ist. Statt des „Boulevards Kampstraße“ gibt es den Angstraum Kampstraße ohne Beleuchtung und belebende Elemente. „Zum Westentor hin ist die Kampstraße mausetot. Wir haben hier einen Gegentrend gesetzt und gezeigt, dass man eine City attraktiv halten kann, wenn man Qualität schafft. Es gibt Chancen“, erklärt der Sparbau-Chef.

Die Kampstraße in Dortmund braucht auf dem Abschnitt hin zum Wall mehr Licht und Leben.
Die Kampstraße braucht auf dem Abschnitt hin zum Wall mehr Licht und Leben. © Peter Wulle

So sei die Mischnutzung von Wohnen und Arbeiten mit 20 Wohnungen und 1500 Quadratmetern Gewerbefläche nicht nur im Neubau am Königswall gelungen. Im Gebäudekomplex an der Kampstraße, in dem man rund 150 Mieter hat, sei ein grüner Innenhof gestaltet worden. Hinzu gekommen seien Ladesäulen für E-Autos, Fahrradstationen und die Kernsanierung der öffentlichen Tiefgarage an der Schmiedingstraße. Auch in die Tiefgarage mit 400 Stellplätzen investierte der Spar- und Bauverein gut 7 Millionen Euro. „Der urbane Mix an Lebensqualität kennzeichnet den Standort“, sagt Franz-Bernd Große-Wilde.

Weinhändler Matthias Hilgering investiert in sein Geschäft am oberen Westenhellweg in Dortmund, freut sich über die Umbau-Pläne für das ehemalige Conrad-Haus und sagt: „Der Standort hier hat viel Potenzial.“
Weinhändler Matthias Hilgering investiert in sein Geschäft am oberen Westenhellweg, freut sich über die Umbau-Pläne für das ehemalige Conrad-Haus und sagt: „Der Standort hier hat viel Potenzial.“ © Archiv

Einer, der ihm zustimmt, ist Weinhändler Matthias Hilgering. Als Gewerbetreibender und Immobilieneigentümer glaubt auch er an das Potenzial der City-Lage am Westentor. Auch er investiert gerade kräftig in sein Geschäft und seinen Standort, um bald nicht nur als Wein-, sondern auch als großer Whisky-Spezialist zu gelten.

„Wir haben hier die Nähe zum U-Turm und zu Museen wie dem Fußballmuseum, zu den neuen Hotels und den Berufskollegs. Hinzu kommen Unternehmen wie Telekom oder der Spar- und Bauverein mit Hunderten Beschäftigten. Das zeigt das Potenzial für eine attraktive Entwicklung doch überdeutlich“, sagt Matthias Hilgering. Meint: gegen aktuelle Leerstände braucht es mehr Aufenthaltsqualität am oberen Westenhellweg, und es müsste dann zum Beispiel auch gehobene Gastronomie drin sein.

1a-Lagen werden kleiner

„Wenn alle anpacken“, sagt Matthias Hilgering, „dann lässt sich hier Attraktivität schaffen.“ Das zeige der Spar- und Bauverein mit seinen Investitionen, die Thier-Galerie mit einem neuen Angebot wie der Roller-Disco und vor allem auch der Umbauplan des neuen Eigentümers der früheren Elektronik-Conrad-Immobilie. Schon bis zum Frühjahr 2024 sollen dort eine repräsentative Gastronomie im Erdgeschoss, Büros und vor allem Wohnungen darüber entstehen. Handel wird es nicht mehr geben.

„Diese neue Nutzung entspricht dem Trend, dass die 1a-Lagen in den Städten kleiner werden und viele City-Immobilien jetzt neu entwickelt werden müssen“, sagt Marco Apitzsch vom Essener Maklerunternehmen Ruhr Real. Der Experte für Gewerbeimmobilien kennt die Situation in Dortmund ganz genau. „Ich besichtige jeden Tag Gewerbeflächen. Viele davon in oberen Etagen, die seit Jahren nicht angefasst wurden, weil die Vermietung der Verkaufsfläche im Erdgeschoss einträglich genug war.“ Wie in der Conrad-Immobilie sieht er insgesamt in der City „einige 1000 Quadratmeter“, die als Büros und Wohnungen nutzbar sind.

In der Regel sind dafür allerdings erhebliche Investitionen notwendig. „Eine einfache Pinselsanierung reicht da nicht“, sagt Marco Apitzsch. Nur Hand in Hand lasse sich eine qualitätvolle Quartiersentwicklung voranbringen, Eigentümer und die Stadt müssten an einem Strang ziehen.

„Zeit des Redens vorbei“

Sparbau-Chef Große-Wilde und Matthias Hilgering wünschen sich eine Moderatorenrolle der Stadtverwaltung, die gleichzeitig selbst ein Sicherheitskonzept umsetzen, Grün schaffen und eine Nahversorgungsstruktur ermöglichen müsse. „Wir sind auch schon mit der Wirtschaftsförderung im Gespräch, wollen die Interessengemeinschaft Oberer Westenhellweg wiederbeleben. Die Aufenthaltsqualität fehlt überall, es braucht Grün und Bänke zum Verweilen“, sagt Matthias Hilgering.

So schön es auch sei, dass es Pläne wie den Masterplan Plätze, das Citymanagement-Konzept vom Büro Stadt + Handel gebe, es müsse auch mal etwas umgesetzt werden. „Die Zeit des Redens muss vorbei sein“, sagt Matthias Hilgering.

Für Franz-Bernd Große-Wilde steht fest: „Wenn für Qualität gesorgt wird, ist die Attraktivität der City ungebrochen. Bei uns ist die Innenstadt die von Mietinteressenten am meisten nachgefragte Lage.“

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