Überraschende Pläne fürs Ex-Conrad-Haus Umbau schon bis April 2024 - Kein Handel mehr

Überraschende Pläne: Ex-Conrad soll schon bis April 2024 umgebaut werden
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„Dortmunds City stirbt nicht, sie wandelt sich“, sagt Tobias Heitmann, Vorsitzender der City-Ring-Händler. Ein besonders prägnantes Beispiel ist das Gebäude der Ex-Mayerschen. Der Eigentümer R+V-Versicherung will die Immobilie in Top-Lage umbauen. Geplante Nutzungen: Handel und ein Ärztezentrum mit einer Radiologie. Mitte 2023, so der Zeitplan, sollen die Umbauarbeiten starten.

Fast zeitgleich soll sich auch an anderer prominenter City-Lage etwas tun: Gegenüber dem Eingang der Thier-Galerie am Westenhellweg liegt das frühere Ladenlokal des Elektronikhauses Conrad. Das Geschäft war lange ein Frequenzbringer, wurde aber im Dezember 2021 geschlossen und steht seitdem leer. Inzwischen ist das gesamte Gebäude verkauft.

Neuer Eigentümer wird die Familienstiftung Andreas Deilmann in Münster. Auch sie hat bereits Umbaupläne für die City-Immobilie, die sich entlang des Westenhellwegs (95 - 101) bis zur Kampstraße (84 - 100) erstreckt.

Das Besondere dabei: Größere Handelsflächen wie das Elektronikhaus Conrad soll es dort nicht mehr geben. Der neue Eigentümer setzt auf Gastronomie und Büros – und vor allem auf Wohnungen entlang der Kampstraße.

Das Erdgeschoss wird (genau wie an der Stichstraße Weddepoth) für Gastronomiebetriebe reserviert. Obendrüber soll in allen fünf Obergeschossen Wohnraum entstehen – was den Vorstellungen der Stadt sehr entgegenkommen dürfte.

„Damit entsteht gleichzeitig ein Stück Sozialkontrolle“, sagt City-Ring-Vorsitzender Heitmann. „Wichtig wird sein, die Themen Nachtleben und Wohnen ohne Konflikte in Einklang zu bringen“, so Heitmann.

Gastronomie im Erdgeschoss, darüber Wohnungen: So präsentiert sich die Immobilie 2024 am künftigen Boulevard Kampstraße.
Gastronomie im Erdgeschoss, darüber Wohnungen: So präsentiert sich die Immobilie 2024 am künftigen Boulevard Kampstraße. © Deilmann Planungsgesellschaft

Wohnen am Boulevard Kampstraße

135 möbilierte Apartments will die Deilmann-Stiftung am künftigen Boulevard Kampstraße bauen. Größe: zwischen 20 und 35 Quadratmeter. Zum größten Teil mit Loggia/Balkon. Über einen Aufzug erreichbar, sollen die Wohnungen vor allem Studenten und Berufspendlern zur Verfügung gestellt werden. Also jenen, die aus anderen Städten kommen, in Dortmund arbeiten und übernachten.

Die Mindestmietzeit soll drei Monate betragen. „Wer möchte, kann aber auch einen unbefristeten Mietvertrag abschließen“, sagt Architekt Ulrich Jansen von der Deilmann Planungsgesellschaft. Zur Höhe der Mieten gab es noch keine Auskunft.

Büroräume in den oberen Geschossen und Gastronomie im Erdgeschoss sollen die Immobilie am oberen Westenhellweg neu beleben.
Büroräume und Gastronomie im Erdgeschoss sollen die Immobilie am oberen Westenhellweg neu beleben. © Schaper

Während entlang der Kampstraße Wohnnutzung dominiert, präsentiert sich die Immobilie an der Seite zum Westenhellweg im Wesentlichen als Geschäftshaus. Auch dort solll es Gastronomie im Erdgeschoss geben – während die vier Obergeschosse im Wesentlichen aus Büro bestehen werden. „Gut möglich, dass auch eine Arztpraxis dabei ist“, sagt Architekt Jansen.

Aktuelle Mieter sollen bleiben

Die aktuellen Mieter, ein Beauty-Anbieter und der Verlag Cornelsen, sollen gehalten und innerhalb des Gebäudes umgesiedelt werden. Ein Geschäft wie das Elektronik-Haus Conrad werde es dort nicht mehr geben, sagt Jansen. Großflächigen Einzelhandel, womöglich über mehrere Etagen, sehe man kritisch.

Gastronomie im Erdgeschoss und obendrüber Wohnungen - die Gebäudeseite an der Kampstraße (l.) wird inklusive Fassade neu gestaltet.
Gastronomie im Erdgeschoss und obendrüber Wohnungen - die Gebäudeseite an der Kampstraße (l.) wird inklusive Fassade neu gestaltet. © RN

„Das funktioniert heutzutage kaum noch“, sagt Jansen. Aus der Flächenaufteilung wird deutlich, wie sich die Akzente verschieben: Wohnungen nehmen den mit Abstand (rund 3.550 Quadratmeter) größten Teil der Immobilie ein, gefolgt von Gastroflächen im Erdgeschoss (rund 1.600 Quadratmeter) und Büros (1.400 Quadratmeter).

Das Gebäude wird entkernt und zur Kampstraße mit einer neuen Fassade versehen. Zum Westenhellweg hin soll die Fassade nahezu unverändert bleiben.

Mit Blick auf das Mikroklima sollen die Dachflächen mit reichlich Grün versehen werden und zudem eine Photovoltaikanlage bekommen. Der Zeitplan für den Umbau ist ehrgeizig: „Spätestens Anfang Mai wollen wir den Bauantrag einreichen“, sagt Architekt Jansen. „Im Oktober 2023 möchten wir gern mit den wesentlichen Arbeiten starten.“ Die Fertigstellung ist für April 2024 geplant.

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