Martin Winterkamp hat Glück. Er wohnt sein Leben lang in einer Mietwohnung des Spar- und Bauvereins Dortmund und hatte mit dem Ringen um eine bezahlbare Wohnung auf dem engen Dortmunder Wohnungsmarkt nie etwas zu tun. Während aktuell 6000 Namen auf der Warteliste der in diesem Monat 130 Jahre alt werdenden Wohnungsgenossenschaft stehen, ist er von Geburt an Sparbau-Mitglied. „Mein Opa Anton“, erzählt er, „hat für mich schon Anteile gezeichnet als ich ein Baby war. Das sei für den Jungen gut angelegtes Geld, meinte er“, erzählt Martin Winterkamp.
Nicht nur das Geld hat ihm als Jugendlicher dabei geholfen, mit der Dividende der Genossenschaft sein Taschengeld etwas aufbessern zu können, mit den Anteilen bekam er als Erwachsener auch bevorzugt eine Wohnung beim Spar- und Bauverein, einem der größten Vermieter in Dortmund. Mitglieder haben Vorrang, wenn eine Wohnung zu vergeben ist. „Durchaus haben aber auch Nichtmitglieder Chancen auf eine Wohnung“, sagt Martin Winterkamp. Die Fluktuationsquote, weiß er als Aufsichtsratsmitglied, liege seit Jahren zwar nur bei circa 6 Prozent. „Im Schnitt werden aber jedes Jahr 795 neue Mietverträge abgeschlossen.“
Als Genossenschaftsmitglied ist Martin Winterkamp auch beteiligt an dem Unternehmen und profitiert von der schon erwähnten Dividende in Höhe von aktuell rund vier Prozent auf den Mindestanteil von 1300 Euro (dafür entfällt die sonst übliche Mietkaution) bis hin zu maximal 13 Anteilen. „Erst habe ich an der Kuithanstraße gewohnt, seit 1992 wohne ich mit meiner Frau Beata mitten im Althoffblock und wir fühlen uns pudelwohl. Es gibt hier ein Wir-Gefühl, der Althoffblock ist ein Dorf in der Stadt“, sagt der 57-jährige Zahntechnikermeister.
Eine große Wohnküche
Der Altbau am Neuen Graben bietet jedoch längst keinen modernen Wohnstandard. „Das Haus wurde in den 1920er-Jahren gebaut und zuletzt vor 30 Jahren saniert“, sagt Martin Winterkamp.
Mit dem kleinen Wohnzimmer hat er sich in seiner 81-Quadratmeter-Wohnung im ersten Stock arrangiert. „Das war früher so. Dafür gibt es eine große Wohnküche, in der spielt sich bei Feiern alles ab“, erzählt er. Gleichwohl wären Rollläden vor allem an den beiden Fenstern auf der Südseite, eine Fassadendämmung oder auch eine Treppenhaus-Sanierung wünschenswert.
„Das kommt auch“, sagt Vorstandsvorsitzender Franz-Bernd Große-Wilde, „die Planungen für die weiteren Modernisierungen im Althoffblock laufen aktuell.“ Diese sehen bestenfalls auch einen Anschluss an das Fernwärmenetz vor. „Zurzeit haben wir hier alle eine Gas-Etagenheizung“, sagt Martin Winterkamp.
Neubau von 37 Wohnungen
Modernisierung ist ein gutes Stichwort. Mehr als in den bisherigen 130 Jahren steht der Spar- und Bauverein heute vor der Aufgabe, seine 12.000 Wohnungen in Dortmund für die Zukunft fit zu machen.
„Wandel ist für uns nichts Neues“, sagt Sparbau-Chef Franz-Bernd Große-Wilde, „aber die Bündelung der Herausforderungen bei geringeren Möglichkeiten hinsichtlich unsicherer Förderbedingungen, einer sich verändernden Zinslandschaft, Material- und Lieferengpässen sowie begrenzter Kapazitäten am Bau ist neu.“ In diesem Umfeld gelte es, nicht nur barrierefreien Wohnraum zu schaffen, sondern auch die energetische Gebäudesanierung und -umrüstung voranzutreiben sowie die Bestandswohnungen mit den digitalen Standards auszustatten.

„Trotz der aktuell nicht gerade günstigen Rahmenbedingungen behalten wir aber unsere Linie bei und bauen etwa an der Zillestraße in Hombruch insgesamt 37 Wohnungen für circa 15 Millionen Euro neu, 13 davon öffentlich gefördert. Wir sind eine wachsende und neu bauende Genossenschaft“, so Große-Wilde.
40 Millionen Euro jährlich
Jährlich investiert der Spar- und Bauverein gut 40 Millionen Euro in seinen Wohnungsbestand für Instandhaltung, Modernisierung und Neubau. Die größten Modernisierungsprojekte der vergangenen Jahre waren in Hostedde (Großmodernisierung mit Dachaufstockung von 28 Wohnungen) und in der Innenstadt (Althoffblock; Unionviertel sowie Kreuzviertel).
Für 2023 ist der Start einer weiteren Großmodernisierung in Kirchderne geplant. Neuer Wohnraum wird auch in der ehemaligen Abendrealschule im Unionviertel in den nächsten Jahren entstehen.

Trotz der Millioneninvestitionen steht Sparbau für eine moderate Mietpreispolitik. „Im Durchschnitt“, sagt Franz-Bernd Große-Wilde, „liegt die Miete bei uns einen Euro pro Quadratmeter unter dem Mietspiegel.“ Und er erklärt auch, wie das möglich ist: „Der Wir-Gedanke steht über dem Profitgedanken. Wir haben geringere Renditeanforderungen und geben kein Geld nach außen - etwa an Aktionäre. Außerdem sind wir ein langfristig planendes Unternehmen, vermeiden Sanierungsstau und refinanzieren die getätigten Investitionen auf Jahrzehnte.“
Für Martin Winterkamp sind eine faire und günstige Miete sowie ein Vermieter, der sich bei Problemen auch kümmert, Selbstverständlichkeiten. Er kennt es gar nicht anders. Für die Weitsicht seines Opas Anton ist er noch heute dankbar. „Als Sparbau-Mieter habe ich eine bezahlbare Wohnung und ein sicheres Zuhause“, sagt er. Für ihn ist es wie Eigentumswohnen, Dinge wie Mietwucher oder Eigenbedarfskündigung kennt er nur vom Hörensagen.
- Der Spar- und Bauverein verwaltet rund 12.000 Wohnungen in Dortmund und betreibt daneben eine Spareinrichtung für seine fast 21.000 Mitglieder und deren Angehörige. Etwa 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den verschiedenen Genossenschaftssparten tätig. Seinen Sitz hat der Spar- und Bauverein an der Kampstraße 51 in der City.
- Gegründet wurde der Spar- und Bauverein von einigen Bürgern am 4. März 1893, um der Wohnungsnot in Dortmund entgegenzuwirken und Arbeitern sowie Angestellten bezahlbares und gesundes Wohnen in solidarischer Selbsthilfe zu ermöglichen.
- 1894 wurden die ersten 48 Wohnungen im heutigen Unionviertel fertiggestellt. Heute ist die Spar- und Bauverein eG in nahezu jedem Stadtteil von Dortmund vertreten und verfügt zudem über Wohnungsbestände in Unna und Holzwickede.
- Heute ist die Spar- und Bauverein eG Dortmund die größte Wohnungsbaugenossenschaft in NRW mit knapp 21.000 Mitgliedern und 29.000 Anteilen.
- Den 130. Geburtstag feiert der Spar- und Bauverein am Freitag, 3. März, mit einem großen Jubiläumsempfang im Fußballmuseum.
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