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ADFC: RS1 soll von der Lachnummer wieder zum Vorzeigeprojekt werden
Radschnellweg
In acht Jahren habe sich fast nichts getan: Fahrradlobbyisten lassen deutlich Unzufriedenheit mit der Planung für den Radschnellweg RS1 erkennen. Jetzt vor der Landtagswahl wollen sie Druck machen.
Den Radschnellweg RS1 gibt es in großen Teilen bisher nur auf dem Papier. Im östlichen Ruhrgebiet ist etwa ein Kilometer in Dortmund fertig, im Kreis Unna und in Hamm hingegen sei noch nichts passiert, kritisierten jetzt die hiesigen Kreisverbände des Fahrradclubs ADFC. Bringt die Landtagswahl eine Chance, das Projekt zu beschleunigen?
Vom Prestigeprojekt zur Lachnummer
Der Radschnellweg, auch „Fahrradautobahn“ genannt, soll Städte verbinden, indem er das Fahrradpendeln und das Freizeitradeln schneller und komfortabler macht. Die Idee: Auf einem breit ausgebauten Radweg haben Radler quer durchs Ruhrgebiet bis Hamm Vorrang.
Die ins Auge gefasste Trasse führt durch Dortmund, im Kreis Unna durch Unna, Kamen und Bergkamen und von dort weiter nach Hamm. 2014 wurde dazu eine Machbarkeitsstudie veröffentlicht. „Es gab Prognosen, wonach der RS1 2018 oder 2019 fertig sein sollte“, sagt Dr. Andreas Abels, Vorsitzender des ADFC-Kreisverbands Unna. Vor Jahren habe das Projekt der Region internationale Beachtung eingebracht. „Mittlerweile ist es eine Lachnummer“, sagt Abels.

Die Köpfe der hiesigen ADFC-Verbände wollen Druck machen für den RS1 (v. l.): Werner Wülfing (Unna), Werner Blanke (Dortmund), Dr. Andreas Abels (Unna), Wolfgang Papenberg (Unna) und Walter Hupfeld (Hamm). © Marcel Drawe
ADFC: Einige Teile wären umsetzbar
Inzwischen hoffe man, dass bis zur Internationalen Gartenbauausstellung IGA 2027 ein großer Teil des Wegs für den Radverkehr freigegeben ist. Viele Abschnitte könnten bereits gebaut werden. Einige Abschnitte seien sicher schwierig. In Unna beispielsweise gibt es zwischen S-Bahnlinie und Habichtstraße eine Engstelle. Könnte man hier einen Kompromiss eingehen und auf die eigentlich vorgeschriebene Breite verzichten? Oder muss man sich tatsächlich um den Flächenerwerb bemühen, also Anliegern Land abkaufen? Der Fahrradclub will jedenfalls, dass die Planung endlich zügig weitergeht.
Wirtschaftliche Bedeutung
Die Spitzen der drei ADFC-Verbände erläuterten ihre Positionen am Bahnhof Unna-Königsborn, und das nicht umsonst. Die Station könnte ein wichtiger Knotenpunkt für den RS1 werden. Gastronomie und Fahrraddienstleistungen könnten dort entwickelt werden. Auch diese Ideen sind schon einige Jahre alt, die Geduld der Initiatoren strapaziert.
Die ADFCs wollen vor allem verdeutlichen, welche hohe wirtschaftliche Bedeutung der Radschnellweg hätte. Auf der insgesamt 110 Kilometer langen Strecke könnten täglich Straßen von fast 100.000 Autofahrten entlastet werden – indem Pendler vom Auto aufs Rad umsteigen. „Arbeitgeber könnten damit werben, dass sie am RS1 liegen“, sagt Abels.
Ziel: Druck auf Politik und Behörden
Die Fahrradfürsprecher sehen die verantwortlichen Behörden und vor allem die Politik in der Verantwortung, das Projekt voranzubringen. Es müsse schneller gehen. „Die Behörden einschließlich Bezirks- und Landesregierung müssen alle Mittel der Planung und Genehmigung ausschöpfen“, erklären die hiesigen Fahrradclubs.

Begeisterte Fahrradfahrer setzten am Bahnhof Königsborn ein Zeichen für den RS1. Bis zur Landtagswahl soll es weitere Aktionen geben, um dem Projekt Rückenwind zu verleihen. © Marcel Drawe
Sie machen konkrete Vorschläge. Werden geeignete Teilabschnitte mit eigenständiger Netzfunktion von maximal sechs Kilometern Länge gebildet, könne die Prüfung auf Umweltverträglichkeit schneller erfolgen. Um Baurecht zu erlangen, sei keine langwierige Planfeststellung nötig. Eingriffe in private Grundstücke, in Wald- und Grünflächen sowie Biotope könnten vermieden werden, wenn der Radweg an einigen Stellen vom Fußweg getrennt verliefe.
Wichtig sei: Statt den jetzt alternativ diskutierten Umwegtrassen über Werne und abseits der ehemaligen Bahntrassen und Kanalwege müsse wieder die schnellste und direkteste Verbindung wie in der Machbarkeitsstudie gewählt werden.
„Wenn die Landesregierung für den Bau von Autobahnbrücken kurzfristig alle Hindernisse räumen will, dann muss das für den Bau der Radschnellwege erst recht möglich sein“, fordern die ADFC-Spitzen.
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
