Ungewöhnliche Vorfahrtregelungen bedürfen einer klaren Kennzeichnung. Dieses Foto zeigt die Bornekampstraße in Unna. Radfahrer, die von der Eselsbrücke kommen, haben dort (noch) keinen Vorrang. An vielen Stellen im Kreis Unna sollen kreuzende Radler aber Vorfahrt vor anderen Verkehrsteilnehmern bekommen.

© Marcel Drawe

Radwegenetz im Kreis Unna wird ausgebaut – trotz Bedenken

rnRadfahren im Kreis Unna

Wenn die Verkehrswende gelingen soll, müssen alternative Verkehrsmittel wie Fahrräder attraktiver werden. Der Kreistag hat ein Radverkehrskonzept beschlossen, das nicht unumstritten ist.

von Dirk Becker

Kreis Unna

, 18.10.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wer im Kreis Unna mit dem Fahrrad unterwegs ist, soll zukünftig nicht nur mehr Radwege nutzen können. Ziel ist es auch, das Radfahren sicherer zu machen. Dass Radfahrerinnen und Radfahrer künftig an eigenen Stellen Vorfahrt haben sollen, obwohl sie zum Teil sogar Hauptverkehrsstraßen kreuzen, sorgt für Skepsis bei der CDU.

„Wir schließen uns komplett den Bedenken der Kreispolizeibehörde an“, erklärte CDU-Fraktionschef Marco Morten Pufke in der Sitzung, in der das Radverkehrskonzept beschlossen wurde. Er verwies darauf, dass überraschende Vorfahrtsregelungen mit der Bevorzugung von Radfahrerinnen und Radfahrern Personen, die mit dem Auto unterwegs sind, verunsichern könnten. Gleichzeitig könnten Menschen auf zwei Rädern ihr Vorfahrtsrecht durchsetzen wollen und so gefährliche Situationen heraufbeschwören können.

Vorfahrt für kreuzende Radfahrer

Zum Beispiel am Kuhbachweg in Bergkamen sollen kreuzende Radfahrer künftig Vorfahrt haben. Die Kreispolizeibehörde hat in einer Stellungnahme darauf verwiesen, dass übergeordneten Straßen grundsätzlich die Vorfahrt einzuräumen sei. Dies sei auch in den Köpfen der Verkehrsteilnehmer tief verwurzelt. „Eine Änderung dieses Grundsatzes erfordert mindestens eine äußerst auffällige bauliche Ausstattung, möglichst mit öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen, um dem Verkehrsteilnehmer diese Abkehr von der Normalität zu verdeutlichen“, erklärt die Polizei. Es wird also nicht reichen, Verkehrsschilder aufzustellen.

Vor allem Alltagsradler im Fokus

Das Ja zum Radverkehrskonzept bedeutet, dass die Kreisverwaltung nun innerhalb eines Jahres ein Radwegebauprogramm für die Kreisstraßen auf den Weg bringen muss. Im neuen Radverkehrskonzept rückt der Kreis Unna vor allem Alltagsradler in den Fokus: Um die Verkehrswende weiter voranzutreiben, soll das Radwegenetz für diejenigen ausgebaut werden, die täglich mit dem Rad zur Arbeit, zum Ausbildungsplatz oder in die Schule fahren wollen. Es geht also nicht um die Erschließung von touristischen Wegen, sondern um gute und zugleich sichere Verbindungen zwischen den einzelnen Knotenpunkten.

Noch fehlen schnelle und komfortable Radwegeverbindungen auch zwischen einzelnen Städten und Gemeinden im Kreis Unna. Der Bau neuer Radwege soll diesen Mangel beheben. Allerdings stellt sich auch das Problem, dass der Kreis Unna längst nicht überall auch Straßenbaulastträger ist. Nur auf rund 200 Kilometer Kreisstraßen kann er selbst den Ausbau von Radwegen voranbringen. Viele andere Ideen, die Teil des Radverkehrskonzeptes sind, müssen von den Städten und Gemeinden oder dem Landesbetrieb Straßen NRW unterstützt werden.

Radschnellweg Ruhr soll eine Grundlage sein

Die Basis für das neue Kreisradwegenetz bilden der Radschnellweg Ruhr (RS1) sowie das „Regionale Radwegenetz in der Metropole Ruhr“ des Regionalverbands Ruhr (RVR). Dieses regionale Radnetz soll durch ein etwa 330 Kilometer langes Kreisradnetz ergänzt und verdichtet werden. „Durch die bevorzugte Führung des Kreisradnetzes an oder auf Kreisstraßen möchten wir eine möglichst gute Umsetzbarkeit durch den Kreis Unna als zuständigen Baulastträger gewährleisten“, erklärt Kreis-Baudezernent Ludwig Holzbeck.

Am Beispiel RS1 zeigt sich allerdings auch, wie schwierig die Umsetzung teilweise ist. Die Strecke zwischen Hamm und Duisburg soll 101 Kilometer lang werden und die großen Städte im Ruhrgebiet sowie viele kleinere miteinander verbinden. Bislang gibt es aber nur kleine Teilabschnitte, die fertiggestellt sind. Die Funktion einer großen Verbindung ist noch lange nicht gegeben, die Planung erweist sich an vielen Stellen als langwierig und kompliziert.

Das Radverkehrskonzept soll aber kein starres Gebilde sein. Es soll jährlich überprüft und da, wo es notwendig erscheint, angepasst werden.