Bunt und kreativ soll es sein: Markus Happe von der Gestaltungsagentur „More than Words“ freut sich über die „Wall“ an der Speicherstraße

© Benjamin Trilling

600 Meter: Dortmunds längstes Kunstwerk wandelt sich wöchentlich

rnGraffiti-Galerie

Künstler aus der Graffiti-Szene können sich seit dem 9. April an einer Wand an der Speicherstraße austoben. Die Bilder wechseln ständig, doch nicht alle Motive sind erwünscht.

Dortmund

, 25.04.2022, 08:18 Uhr / Lesedauer: 2 min

Knallbunte Schriftzüge oder schrille Porträts aus Comic- und Fantasywelten springen den Spaziergängern ins Auge. Seit der Eröffnung am 9. April bringen Graffiti-Künstler bereits ihre Eyecatcher an die 600 Meter lange Wand entlang der Speicherstraße.

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Hinter der Organisation der neuen „Hall of Fame“ steckt die Dortmunder Gestaltungsagentur „More than Words“, die bereits für mehrere Fassadengestaltungen verantwortlich zeichnete. Zur Einweihung der Graffiti-Galerie am 9. April kamen Künstler aus ganz Europa, darunter etwa "Cantwo", seit 1983 ein Trendsetter der Streetart-Szene. Seine markanten Schriftzeichen bringen nach wie vor Farbe in den Hafen.

Ein Hauch von Gotham City am Hafen: Spaziergänger freuen sich an der Speicherstraße nicht nur über solche, popkulturellen Motive.

Ein Hauch von Gotham City am Hafen: Spaziergänger freuen sich an der Speicherstraße nicht nur über solche, popkulturellen Motive. © Benjamin Trilling

Freifläche, aber mit Regeln für ein Miteinander

Doch manche der zur Eröffnung gemalten Bilder können die Spaziergänger zum Teil gar nicht mehr sehen. Denn es gehört zum Konzept des Kunstprojekts, dass die Bilder alle ein bis zwei Wochen übermalt werden. Denn hier können sich alle, die zur Graffiti-Szene gehören, kreativ austoben.

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Es soll jedoch nicht willkürlich geschehen, dass Motive übermalt werden, sondern mit Rücksicht auf die Projekte der anderen Künstler, so Markus Happe von „More than Words“: „Es gibt Regeln und ohne diese funktioniert es in der Graffiti-Szene nicht.“

Politische Positionen sind unerwünscht

Diese Regeln des Miteinanders befinden sich derzeit im Druck und werden demnächst ausgehängt. Happe selbst stieg bereits mit zwölf Jahren in die Graffiti-Szene ein. Entsprechend kenne er sich aus, was sich gehört und was nicht.

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Und was er an diesem Freitagmorgen an einer Wand erblickt, gehöre aus seiner Sicht nicht dazu: ein Demoaufruf der Antifa, die Parole: "1. Mai, nazifrei." "Politik hat auf den Wänden nichts verloren“, sagt Happe. Zu den unerwünschten Themen zählen ebenso Gewalt oder Pornografie. Solche Bilder werden sofort übermalt.

Rücksicht auf benachbarte Kleingärtner

Rücksicht sei von den Sprayern auch auf die benachbarten Kleingärtner zu nehmen. Denn die Galerie befindet sich direkt neben der angrenzenden Gartenanlage Hafenwiese und ist für Passanten über die Bülowstraße und der Schäferstraße aus zu betreten.

„Alle wissen, dass es nur funktioniert, wenn man sich mit den Kleingärtnern arrangiert“, sagt Happe über die Situation vor Ort. „Die Szene weiß das jetzt und hat darauf zu achten." Dazu gehöre auch eine Entsorgung von leeren Farbdosen und anderem Müll. Aus seiner Sicht wäre es in dieser Hinsicht daher sinnvoll, dort Mülleimer aufzustellen.

Es fehlt in Dortmund an Freiflächen für Street-Art

Unmittelbar hinter dem Street Art-Bereich erhebt sich ein Stahlgerüst, welches das Zentrum der umgestalteten, nördlichen Speicherstraße und des modernen Hafenquartiers werden soll. Solange hier weiter gebaut wird, können die Wände von den Graffiti-Künstlern genutzt werden.

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Happe findet, es fehle in Dortmund trotz einer Wand für Street-Art am U-Turm (Otto-Meineke-Straße) an Freiflächen, an denen sich Graffiti-Künstler austoben können. „Dafür dass Dortmund seit den 80er-Jahren eine große Graffiti-Szene hat, fehlen die entsprechenden Freiflächen.“

Galerie stößt schnell auf Aufmerksamkeit in der Szene

Doch das gelte auch für die benachbarten und angrenzenden Städte, so Happe: „In NRW haben wir keine guten Wände für die Szene.“ Entsprechend schnell habe sich in der Stadt herumgesprochen, dass diese temporäre Graffiti-Galerie am Hafen existiert: „Die Leute werden darauf aufmerksam, dass diese Wand da ist“, so Heppe.

Aber nicht nur in Dortmund: Derzeit klingele regelmäßig sein Telefon. Am Hörer sind Bekannte aus der deutschlandweiten Graffiti-Szene, die ebenso gerne ihre Farbdosen an der Speicherstraße auspacken wollen. So warten wohl bald auch für die Spaziergänger neue Motive entlang der Galerie.

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