3G-Kontrollen: Wie ernst nehmen die Gastronomen in Dortmund das?

© Oliver Schaper

3G-Kontrollen: Wie ernst nehmen die Gastronomen in Dortmund das?

rnCorona-Schutz

Wer ins Restaurant oder in eine Bar gehen will, muss nachweisen können, geimpft, genesen oder getestet zu sein. Doch wie genau prüfen das die Dortmunder Gastronomen eigentlich?

Dortmund

, 08.11.2021, 04:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Kurz die Nachweis-App auf dem Handy öffnen. Ein Mitarbeiter scannt den QR-Code mit dem Handy – und schon wird man zum Tisch geführt. Im „Wenkers“ nimmt man das Kontrollieren der 3G-Nachweise ernst. Doch nicht alle Dortmunder Gastronomen sind so.

Seit Mai 2021 wurden die Corona-Schutzmaßnahmen so weit gelockert, dass man sich wieder in Restaurants setzen kann. Allerdings können das nur Menschen tun, die einen vollständigen Impfschutz, eine Genesung oder einen negativen Corona-Test vorlegen – das 3G-Prinzip.

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So die Theorie. In Dortmund werden die 3G-Kontrollen in der Gastronomie allerdings oft nicht ernst genommen. Unsere Reporterinnen und Reporter haben in den vergangenen Wochen mehrere Dortmunder Lokale getestet. Das Ergebnis: Nachweise werden oftmals nur halbherzig gesichtet.

Bei der Franchise-Burger-Kette „Hans im Glück“ wurde unsere Reporterin vor drei Wochen nicht kontrolliert. Wir konfrontieren das Unternehmen damit: „Die Einhaltung der geltenden gesetzlichen Bestimmung hat bei uns oberste Priorität“, steht in der Antwort.

Unsere Erfahrung könne man nach Rücksprache mit dem Dortmunder Ableger nicht bestätigen. „Ihre Anfrage haben wir allerdings zum Anlass genommen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort nochmals auf die Kontrollpflicht hinzuweisen.“ Und tatsächlich: Bei einem Besuch nach unserer Anfrage wurde der Impfnachweis unseres Reporters mitsamt Personalausweis kontrolliert.

Scanner-App kommt seltener zum Einsatz

Die Scanner-App benutzt „Hans im Glück“ nicht. Anders zum Beispiel die Restaurants „Tapas Factory“ und „Wenkers“. Der Nachweis eines Reporters wurde bei seinem Besuch in der Tapas Factory gescannt. Das gleiche Ergebnis gab es im „Wenkers“. Wobei auch hier manchmal nur die Sichtung des 3G-Nachweises passiere.

„Wenn unsere Mitarbeiter ein Smartphone mit der Scanner-App haben, dann kontrollieren sie damit. Sonst checken wir die Nachweise im Wesentlichen mit Personalausweis“, so der Geschäftsführer Jörg Kemper. Gerade bei Nachweisen zu Testungen sei man hier sehr sensibel. Bei Geimpften, Genesenen sowie größeren Gruppen sei man auch mal eher lascher, „damit wir nicht einen großen Stau vor der Tür haben“.

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Die Dehoga Westfalen (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) empfiehlt den Mitgliedern, sich an die 3G-Kontrollen zu halten, wie der stellvertretende Geschäftsführer Lars Martin berichtet. „Wir kriegen mit, dass unterschiedlich mit den Kontrollen umgegangen wird“. Das ist problematisch für Gastronomen. Denn wer vom Ordnungsamt erwischt wird, dem drohen Strafen – die noch schlimmere Konsequenzen mit sich ziehen können.

Gastronomen, die schlampig oder gar nicht kontrollieren, müssten dann 500 Euro Bußgeld zahlen. Außerdem gebe es laut Lars Martin dann auch einen Eintrag in das Gewerbezentralregister – eine Art „Führungszeugnis“ für Gastronomen beim Bundesamt für Justiz. Wer zu viele Einträge sammelt, dem könne auch die Betriebserlaubnis entzogen werden.

Dass 3G-Nachweise nur halbherzig kontrolliert werden, ist dabei kein Dortmunder Phänomen. Auch in anderen deutschen Städten wird darüber berichtet. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach empfahl Mitte der Woche gar einen Umstieg auf die 2G-Regelung in der Gastronomie. Kemper würde dies unterschreiben – unter einer Bedingung.

„Dann lebe ich eher mit der Diskriminierung“

„Fakt ist, dass wir Kinder haben, die nicht geimpft werden können. Die würde ich ungern außerhalb der Gastronomie lassen wollen.“ Sollten Eltern mit ungeimpften Kindern aber weiterhin ins Restaurant gehen können, wäre er mit 2G einverstanden.

„Unter den momentanen Umständen sind Getestete nicht so geschützt wie Geimpfte.“ Es sei für ihn als Gastronom ein Zwiespalt: „Eigentlich will man nicht diskriminieren, aber ich will da auch nichts riskieren und die Getesteten lieber schützen.“ Sonst wäre eine erneute Totalschließung die Alternative: „Aber das will ich vermeiden, dann lebe ich eher mit der Diskriminierung.“

Auch Gäste können bei Kontrollen zur Kasse gebeten werden: Jeder Gast ohne Nachweis muss 250 Euro Bußgeld bezahlen. Sollten gefälschte Impfpässe genutzt worden sein, kommen noch Strafverfahren wegen Urkundenfälschung hinzu.

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Auch diese Probleme sind Dortmunder Gastronomen nicht fremd. Ein Restaurant-Betreiber, der anonym bleiben möchte, berichtet von täglichen Diskussionen und Unmut der Gäste: „Komplikationen gibt es vor allem jetzt wieder häufig bei ausländischen Besuchern. Wir können häufig die Nachweise gar nicht lesen, geschweige denn beurteilen, ob es sich um einen korrekten Nachweis oder eine Fälschung handelt.“

In seinem Gastro-Betrieb werde ausschließlich per Sichtung der Nachweise kontrolliert: „Wir nutzen keine App zur Nachweiskontrolle, denn diese bringen weder einen zeitlichen Vorteil, noch sind diese Kontrollen sicherer.“ Auch Ausweise würden nicht kontrolliert – weil die rechtliche Grundlage fehle: „Die Dehoga rät aus rechtlichen Gründen davon ab.“ Demnach hätte die Dehoga erklärt, dass nur staatliche Behörden zur Ausweiskontrolle berechtigt seien.

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Lars Martin dementiert dies: Jeder Gast müsse kontrolliert werden, eine mündliche Nachfrage reicht nicht aus. Im Einzelfall könnten auch Personalausweise zum Abgleich verlangt werden – „wie bei Alkohol oder im Kino“.

Die Branche sollte auch aus Eigeninteresse die Kontrollen ernst nehmen. „Wir wollen weitere Ausbrüche und Schließungen verhindern“, sagt Martin. Es müsse „gesunder Menschenverstand“ sein, dass die Gastro-Betriebe nicht zum Superspreader werden und das Weihnachtsgeschäft kaputt machen.

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